Wavellit
Wavellit | |
Wavellit-Kristallstufe aus Avant, Garland County, Arkansas, Vereinigte Staaten. | |
Chemische Formel |
Al3[(OH,F)3|(PO4)2] • 5H2O |
Mineralklasse | Phosphate, Arsenate, Vanadate 8.DC.50 (8. Auflage: VII/D.13) nach Strunz 42.10.02.01 nach Dana |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | orthorhombisch-dipyramidal $ 2/m\ 2/m\ 2/m $[1] |
Farbe | farblos, weiß, gelblich, grünlich |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 3,5 bis 4 |
Dichte (g/cm3) | 2,3 bis 2,4 |
Glanz | Glasglanz, Perlmuttglanz |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | uneben |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {110}; gut nach {101}; deutlich nach {010} |
Habitus | isometrische Kristalle; halbkugelige bis kugelige, radialstrahlige, traubige, knollige, massige Aggregate; Krusten |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | α = 1,518 bis 1,535 ; β = 1,524 bis 1,543 ; γ = 1,544 bis 1,561[2] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,026[2] ; zweiachsig positiv |
Optischer Achsenwinkel | 2V = 60° bis 72°[2] |
Wavellit, synonym auch als Fischerit und Lasionit bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Al3[(OH,F)3|(PO4)2] • 5H2O[3] und entwickelt überwiegend halbkugelige bis kugelige, traubige und radialstrahlige Mineral-Aggregate bis zu vier Zentimetern Durchmesser, aber auch krustige Überzüge und selten auch prismatische, isometrische bis langgestreckte Kristalle.
Besondere Eigenschaften
Reiner Wavellit ist farblos oder weiß. Er kann aber durch Fremdbeimengungen gelblich oder grünlich bis bläulich gefärbt sein, wobei die grünlichen Färbungen überwiegen. Auch zonare Färbungen ähnlich wie bei einigen Mineralen der Turmalingruppe sind möglich.
Wavellit ist vor der Lötlampe unschmelzbar und löslich in Salzsäure.
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden wurde Wavellit 1805 vom britischen Physiker William Wavell († 1829) und beschrieben von William Babington, der das Mineral nach seinem Entdecker benannte.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde bei Nischne Tagilsk im Ural eine neue Varietät von Wavellit gefunden, die man zunächst für ein eigenständiges Mineral hielt und nach Gotthelf Fischer von Waldheim (1771–1853) als Fischerit bezeichnete. Der einzigen Beschreibung von R. Hermann nach bestand der Fischerit aus durchsichtigen, kristallinen Rinden und kurzen, prismatischen Kriställchen von grasgrüner bis olivgrüner und spangrüner Farbe, die auf Klüften von Sandstein und Toneisenstein gefunden wurden. Bei späteren Analysen stellte sich jedoch heraus, dass Fischerit mit Wavellit identisch ist. Nach Slavik wurde der Fischerit auch als Uhligit bezeichnet.[4]
Klassifikation
In der alten (8. Auflage) und neuen Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) gehört der Wavellit zur Abteilung der „wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“. Die neue Strunz'sche Mineralsystematik unterteilt hier allerdings präziser nach der Größe der Kationen und dem allgemeinen Stoffmengenverhältnis, dementsprechend das Mineral jetzt in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen, (OH, etc.):RO4 = 1:1 und < 2:1“ zu finden ist.
Die im englischen Sprachraum gebräuchlichere Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Wavellit ebenfalls in die Klasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate. Dort bildet er allerdings zusammen mit Allanpringit eine eigene Gruppe innerhalb der Unterabteilung „Hydratisierte Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)3 (XO4)2 Zq • x(H2O)“
Bildung und Fundorte
Wavellit bildet sich als Sekundärmineral in metamorphen Gesteinen und Phosphathaltigen Lagerstätten, seltener durch hydrothermale Vorgänge. Eine metamorphe Bildung ist jedoch ebenfalls möglich. Wavellit findet sich überwiegend auf Klüften, insbesondere von Sandstein, Ton- und Kieselschiefer, aber auch von Eisensteinen, Granit, Glimmerschiefer.
Bisher wurde Wavellit an 285 Fundorten entdeckt (Stand: 2009), so unter anderem in einigen Regionen von Australien; Lüttich, Luxemburg und Namur in Belgien; Oruro, Potosí und Santa Cruz in Bolivien; Bayern (Fichtelgebirge, Oberpfälzer Wald), Hessen, Nordrhein-Westfalen (Sauerland), Rheinland-Pfalz (Westerwald), Sachsen-Anhalt (Harz), Sachsen (Erzgebirge) und Thüringen (Gera, Vogtland) in Deutschland; mehreren Regionen in Frankreich; England und Wales in Großbritannien; einigen Countys in Irland; Katanga im Kongo; Jordansmühl/Schlesien in Polen; Böhmen (Cerhovic) und Mähren in Tschechien; sowie Arizona, Arkansas, Colorado, Nevada, Pennsylvania und vielen weiteren Regionen der USA.[5]
Kristallstruktur
Wavellit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pcmn mit den Gitterparametern a = 9,621 Å, b = 17,3630 Å und c = 6,994 Å [6] sowie sechs Formeleinheiten pro Elementarzelle[1].
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Webmineral - Wavellite (englisch)
- ↑ 2,0 2,1 2,2 MinDat - Wavellite (englisch)
- ↑ Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 3-921656-17-6.
- ↑ Über die Selbstständigkeit des Minerals Fischerit in Heidelberger Beiträge zur Mineralogie und Petrographie, Band 4, 522 bis 525 (1955)
- ↑ MinDat Localities for Wavellite
- ↑ American Mineralogist Crystal Structure Database - Wavellite (engl., 1968)
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0.
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 649.
Weblinks
- Mineralienatlas:Wavellit (Wiki)
- Mineraldatenblatt - Wavellite (PDF-Datei; 65 kB)
- Mineralien-Lexikon - Wavellit