Strahlenbiologie
Die Strahlenbiologie untersucht als interdisziplinäre Wissenschaft die biologischen Wirkungen ionisierender und nichtionisierender Strahlung.
Als ionisierende Strahlung werden insbesondere solche, die von Radioaktivität stammt (Alpha, Beta- und Gammastrahlen) und Röntgenstrahlen bezeichnet. Zur nichtionisierenden Strahlung werden sichtbares Licht, Mikrowellen, Radiowellen, Elektrische Felder, Wärmestrahlung und niederfrequente Felder (etwa durch Wechselstrom) oder durch Ultraschall erzeugte Hitze gezählt. Im Grenzbereich beider Strahlungen befindet sich die ultraviolette Strahlung, da diese je nach Wellenlänge zu beiden Strahlungen gezählt werden kann.
Methodik
Die strahlenbiologische Forschung arbeitet mit molekularbiologischen, zytogenetischen und zytometrischen Methoden an unterschiedlichen Organismen und Zellsystemen. Auf DNA-Niveau wird die strahlenbedingte Mutagenese und deren Reparatur untersucht.
Weitere Themen der Strahlenbiologie
- Der Mensch im Strahlenfeld. Grundlagen des Strahlenrisikos (Strahlensensibilität, Strahlenschäden)
- Zellbiologische Grundlagen der Strahlentherapie
- Radioaktivität in der Nahrungskette
- Negative und positive Strahlenwirkungen im niedrigen Dosisbereich [1]
- Klinische Strahlenbiologie
- Strahlenbelastung und Strahlenschutz
- Erhöhung der Strahlensensibilität um die Strahlentherapie bei Tumoren effektiver zu machen
- Erhöhung der Strahlenresistenz um gesundes Gewebe bei der Strahlentherapie zu schonen
Ein wichtiger Begriff der Strahlenbiologie ist relative biologische Wirksamkeit (RBW).
Bekannte Strahlenbiologen
- Paul Wels (1890–1963) Pharmakologe und Strahlenbiologe. Sein Forschungsinteresse galt insbesondere den Auswirkungen von Röntgenstrahlung auf verschiedene Zellen und von Ultraviolettstrahlung auf die Haut sowie der pharmakologischen Wirkung bestrahlter Substanzen
- Boris Rajewsky (1893–1974)
- Otto Hug (1913–1978)
- Hedi Fritz-Niggli (1921-2005) Begründerin der Strahlenbiologie in der Schweiz. Sie erforschte die Schädigungen durch niedrige Strahlendosen insbesondere beim Ungeborenen und in der empfindlichen Entwicklungsphase der Lebewesen.
- Joachim Wattendorff (1928–2008) Biologe und Strahlenbiologe, Universität Freiburg in der Schweiz
- Christian Streffer (* 1935) Universität Essen, emeritiert
- Wolfgang Köhnlein (* 1933) Universität Münster, emeritiert
- Hermann Rink (* 1935) Chemiker, Strahlenbiologe und Emeritus der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn
- Edmund Lengfelder (* 1943), Professor an der Universität München. Er erforscht seit 1986 die gesundheitlichen Folgen der Katastrophe von Tschernobyl
Quellen
- ↑ Ralph Graeub: Der Petkau-Effekt, Verlag Zytglogge Gümligen, ISBN 3-7296-0222-5
Literatur
- Hall, Eric J.: Radiobiology for the Radiologist. Philadelphia: Lippincott, Williams & Wilkins, 2000 (5th. ed.), ISBN 0-7817-2649-2
- Steel, G. Gordon: Basic Clinical Radiobiology. London: Arnold, 1997 (2nd ed.), ISBN 0-340-70020-3
- Hedi Fritz-Niggli: Strahlengefährdung/Strahlenschutz. Verlag Hans Huber, 4. Aufl. 1997
- Science, April 2008, Vol. 320, An Agonist of Toll-Like Receptor 5 Has Radioprotective Activity in Mouse and Primate Models [1]
- Kaatsch et al.: Leukämien bei unter 5-jährigen Kindern in der Umgebung deutscher Kernkraftwerke, Deutsches Ärzteblatt 2008
- Sommermeyer, Kurt: Quantenphysik der Strahlenwirkung in Biologie und Medizin. Leipzig: Geest & Portig, 1952
Weblinks
- Schweizerische Gesellschaft für Strahlenbiologie und Medizinische Physik
- Das Institut für Strahlenbiologie des Helmholtz - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit bei München erforscht die Wirkung von ionisierender Strahlung auf lebende Zellen und Organismen.
- Bundesamt für Strahlenschutz: Epidemiologische Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken (KIKK)
- Die Strahlenschutz-Kommission SSK ist ein Gremium unabhängiger Wissenschaftler, das die deutsche Bundesregierung in allen Aspekten der Strahlenwirkung und des Strahlenschutzes berät.