Samarskit-(Y)

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Samarskit-(Y)
Samarskite-(Y)-351417.jpg
Samarskit-(Y) aus Setesdal, Aust-Agder, Norwegen (Größe: 4,6 x 4,6 x 3,0 cm)
Andere Namen
  • Samarskit
Chemische Formel

(Y,Fe3+,U4+)(Nb,Ta)O4

Mineralklasse Oxide und Hydroxide
4.DB.25 (8. Auflage: IV/D.19) nach Strunz
08.01.11.01 nach Dana
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m[1]
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) Pbcn (Raumgruppen-Nr. 60)
Farbe schwarz, braun bis gelbbraun
Strichfarbe rotbraun
Mohshärte 5 bis 6 (HV = 736 bis 897)
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,0 bis 5,69 ; berechnet: 6,28
Glanz Glasglanz
Transparenz undurchsichtig
Bruch muschelig
Spaltbarkeit undeutlich nach {010}
Habitus massig
Weitere Eigenschaften
Radioaktivität sehr stark radioaktiv

Samarskit-(Y), auch kurz als Samarskit bezeichnet oder unter den synonymen Bezeichnungen Adelfolit, Adelpholit, Ampangabéit und Nuevit bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Y,Fe3+,U4+)(Nb,Ta)O4[2] und entwickelt meist nur derbe, massige Mineral-Aggregate, selten aber auch tafelige bis prismatische Kristalle von samtschwarzer Farbe bei dunkelrotbrauner Strichfarbe.

Das Mineral ist undurchsichtig, in dünnen Schichten jedoch durchscheinend. Grobkristalliner Samarskit-(Y) zeigt Glas- bis Wachsglanz, massige Aggragate sind dagegen matt.

Besondere Eigenschaften

Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 15,9 % als sehr stark radioaktiv eingestuft und weist eine spezifische Aktivität von etwa 28,74 kBq/g [1] auf (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).

Etymologie und Geschichte

Das Mineral wurde nach seinem Entdecker, dem russischen Montanisten Wassili Ewgrafowitsch Samarskij-Bychowez (1803-1870) benannt, der im Korps der Russischen Bergbauingenieure arbeitete (1861 bis 1870 Chef). Der Mineralname wurde 1847 auf Vorschlag von dem deutschen Mineralogen Heinrich Rose vergeben. Für Samarskit sind in der älteren Literatur auch die Namen Uranotantal (nach Gustav Rose) und Yttroilmenit (nach R. I. Herman) belegt. Als Typlokalität gilt die Grube „Blyumovskaya“ (Schacht Nr. 50) am Berg Ilmen im „Ilmen-Naturreservat“ in der russischen Oblast Tscheljabinsk (Südural).

Für die wissenschaftliche Erforschung der Lanthanoidgruppe kommt das Mineral Samarskit eine wichtige Stellung zu. Die relativ großen verfügbaren Mengen von diesem Mineral gestatteten eine umfangreiche Analyse. Marc Delafontaine entdeckte 1878 mit der Spektralanalyse die Uneinheitlichkeit des aus ihm erhaltenen Didymoxides. Lecoq de Boisbaudran isolierte 1879 aus Samarskit das Samariumoxid. Marignac konnte aus ihm 1880 neben Samariumoxid auch das Gadoliniumoxid extrahieren.[3]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Samarskit-(Y) zur allgemeinen Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (MO2 und verwandte Verbindungen)“, wo er zusammen mit Calciosamarskit, Euxenit-(Y), Fersmit, Ishikawait, Loranskit-(Y), Písekit-(Y), Polykras-(Y), Samarskit-(Yb), Tanteuxenit-(Y), Uranopolykras, Yttrocolumbit-(Y), Yttrokrasit-(Y) und Yttrotantalit-(Y) die „Euxenit-Reihe“ mit der System-Nr. IV/D.19 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Samarskit-(Y) ebenfalls in die Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (und vergleichbare)“ ein. Diese ist allerdings inzwischen präziser unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seines strukturchemischen Aufbaus in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen: Ketten kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist, wo es zusammen mit Ashanit, Calciosamarskit, Ishikawait, Ixiolit, Písekit-(Y), Samarskit-(Yb), Srilankit und Yttrocolumbit-(Y) die „Samarskit-Gruppe“ mit der System-Nr. 4.DB.25 bildet.

Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Samarskit-(Y) ebenfalls in die Klasse der „Oxide“ ein, dort allerdings in die Abteilung der „Mehrfachen Oxide mit Nb, Ta und Ti“. Hier ist er zusammen mit Samarskite-(Yb) in der „Samarskit-Gruppe“ mit der System-Nr. 08.01.11 innerhalb der Unterabteilung der „Mehrfachen Oxide mit Nb, Ta und Ti mit der Formel ABO4“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Samarskit-(Y) aus der „Tom Ross Mine“, Yancey County, North Carolina, USA
Samarskit-(Y) mit frischer Bruchfläche aus der Sammlung der Brigham Young University, Utah, USA

Samarskit-(Y) bildet sich als seltener, akzessorischer Bestandteil in Granit-Pegmatit-Gängen mit hohem Anteil an Metallen der Seltenen Erden.

Dort tritt er in Paragenese unter anderem mit Albit, Äschynit, Beryll, Biotit, Columbit, Granat, Magnetit, Monazit, Muskovit, Topas, Turmalin, Uraninit und Zirkon auf.

Am Ort der Erstentdeckung, Bljumowskaja kop' im südlichen Illmengebirge (bei Miass), wurde der Samarskit in Verwachsungen mit Columbit gefunden. Das Illmengebirge ist ein Teil vom Südural und befindet sich etwa 200 km südlich von Jekaterinburg. Die Bljumowskaja Grube (Bljumowskaja kop') entstand 1835 und ist als reichhaltige Mineralienfundstelle im Südural bekannt. Hier wurden 1911 durch die Radiumexpedition von Miterabeitern Wernadskijs etwa 15 Kilogramm Samarskit geborgen und zur Untersuchung an Marie Skłodowska-Curie weitergegeben.[4]

Als eher seltene Mineralbildung kann Samarskit-(Y) an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit gelten bisher (Stand: 2012) rund 350 Fundorte als bekannt.[5] Neben seiner Typlokalität Grube „Blyumovskaya“ konnte das Mineral noch an anderen Stellen am Berg Ilmen und am nahen Fluss Miass im Ural sowie an zwei Fundpunkten in der ostsibirischen Republik Burjatien gefunden werden.

In Deutschland fand sich Samarskit-(Y) unter anderem bei Matzersdorf und Stützersdorf in der Gemeinde Tittling und bei Hadendorf in der Gemeinde Waidhaus in Bayern sowie an mehreren Orten in der Eifel nahe Niedermendig und am Krufter Ofen.

In Österreich trat das Mineral bisher nur in der Scheelit-Lagerstätte im Felbental (Hohe Tauern) in Salzburg und bei Mitterreit/Aigen im Mühlkreis in Oberösterreich auf. Ein weiterer Fundort, Meitschenhof in der Gemeinde Pregarten, ist bisher nicht bestätigt.

Der bisher einzige bekannte Fundort für Samarskit-(Y) in der Schweiz ist ein verlassener Granophyr-Steinbruch nahe der Kapelle della Madonna in der Tessiner Gemeinde Carona TI.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Brasilien, China, Finnland, Frankreich, Guyana, Indien, Italien, Japan, Kanada, Madagaskar, Mosambik, Norwegen, Polen, Rumänien, Sambia, Saudi-Arabien, Schweden, Slowakei, Südafrika, Tschechien, Ukraine und in mehreren Bundesstaaten der USA.[6]

Kristallstruktur

Samarskit-(Y) kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbcn (Raumgruppen-Nr. 60) mit den Gitterparametern a = 4,92 Å; b = 5,69 Å und c = 5,21 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Verwendung

Samarskit dient als Rohstoff zur Gewinnung von Lanthanoid-Metallen sowie für die seltenen Übergangsmetalle Niob und Tantal .

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Webmineral - Samarskite-(Y) (englisch)
  2. 2,0 2,1  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 209.
  3. Heinrich Remy: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Bd.2. Leipzig (Geest & Portig) 1973, S. 661
  4.  Peter Kolesar, Jaromir Tvrdý: Zarenschätze. 1. Auflage. Rainer Bode, 2006, ISBN 978-3-925094-87-3, S. 298 u. 321.
  5. Mindat - Samarskite-(Y)
  6. Mindat - Localities for Samarskite-(Y)

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