Reboxetin
Strukturformel | |||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
(R,R)-Form (links) und (S,S)-Form (rechts), 1:1-Stereoisomerengemisch (Racemat) | |||||||||
Allgemeines | |||||||||
Freiname | Reboxetin | ||||||||
Andere Namen | |||||||||
Summenformel | C19H23NO3 | ||||||||
CAS-Nummer |
| ||||||||
PubChem | 65856 | ||||||||
ATC-Code | |||||||||
DrugBank | DB00234 | ||||||||
Kurzbeschreibung |
Feststoff, weiß bis ocker (Reboxetin·Methansulfonat) [1] | ||||||||
Arzneistoffangaben | |||||||||
Wirkstoffklasse | |||||||||
Wirkmechanismus | |||||||||
Verschreibungspflichtig: ja | |||||||||
Eigenschaften | |||||||||
Molare Masse | 313,39 g·mol−1 | ||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||
Löslichkeit |
Wasser:> 5 g·l−1 bei ≤ 60 °C (Mesilat) [1] | ||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||
| |||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Reboxetin ist ein selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NARI), der in Deutschland zur Behandlung von Depressionen zugelassen ist. Außer diesem zugelassenen Anwendungsgebiet wird es auch im so genannten Off-Label-Gebrauch bei Panikstörungen und bei der Aufmerksamkeitsdefizitstörung eingesetzt.
Reboxetin wurde von Farmitalia patentiert. Generika sind auf dem deutschen Markt bislang nicht erhältlich.
In den USA ist es aufgrund negativer Studien zur Wirksamkeit nicht zugelassen. In Deutschland verweigerte der Hersteller Pfizer die Herausgabe von Studiendaten zur Bewertung an das IQWiG.[3] Im November 2009 kam das IQWIG nach einer Auswertung von Studien zu der Einschätzung, dass ein Nutzen des Medikaments nicht nachgewiesen werden kann.[4] Reboxetin wird daher in Deutschland seit dem 1. April 2011 nicht mehr von der GKV erstattet.[5]
Struktur
Es ähnelt von seiner chemischen Struktur Viloxazin (NARI), besitzt aber im Gegensatz zu diesem eine zusätzliche Phenylgruppe.
Stereoisomerie
Reboxetin ist chiral und enthält zwei Stereozentren. Es gibt somit prinzipiell die folgenden vier Stereoisomere: Die (R,R)-Form und die dazu enantiomere (S,S)-Form sowie die Diastereomeren mit (R,S)- und (S,R)-Konfiguration. Die Handelspräparate enthalten den Arzneistoff als Racemat [1:1-Gemisch der (R,R)-Form und der (S,S)-Form].
Herstellung
Eine vielstufige Synthese für Reboxetin, ausgehend von Zimtalkohol, ist in der Literatur beschrieben.[6]
Wirkungen
Reboxetin hemmt die Wiederaufnahme von Noradrenalin, im schwächeren Maße auch von Serotonin. Dadurch soll es vorwiegend antriebssteigernd und konzentrationsfördernd wirken. In Studien läßt sich ein über die Placebowirkung hinausgehender Effekt jedoch nicht nachweisen.[7]
Nebenwirkungen
Häufigste Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, Verstopfungen, Blutdruckerniedrigung, Übelkeit, Kopfschmerzen, vermehrtes Schwitzen, Schlafstörungen und Störungen beim Wasserlassen (Miktionsstörungen), verminderte Libido, erektile Dysfunktion, Veränderungen am Penis wie z. B. Penisretraktion, Penisschwellung oder Hodenschmerzen, abnormale Ejakulation (z. B. verzögerte oder schmerzhafte Ejakulation).[8] Reboxetin ist schlechter verträglich als Fluoxetin.[7]
Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit
Beim Menschen liegen bisher nur sehr begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Reboxetin in der Schwangerschaft vor. Deshalb ist eine Anwendung während der Schwangerschaft zu vermeiden. Daten zur Ausscheidung von Reboxetin in die Muttermilch beim Menschen liegen nicht vor. Die Verabreichung von Reboxetin an stillende Frauen wird nicht empfohlen[8] Die Einnahme von Reboxetin während der Schwangerschaft ist jedoch kein Grund für einen Schwangerschaftsabrruch. Bei den Nachkommen von Ratten, denen während der Zeit ihrer Trächtigkeit Reboxetin verabreicht wurde, traten Wachstum- und Entwicklungsstörungen sowie langfristige Verhaltensstörungen auf. Es ist unklar, welche Relevanz dieser Befund für den Menschen hat.[9]
Handelsnamen
Monopräparate: Edronax, Tabletten (A, CH, D), Solvex (D)
Präklinik
In Vitro verursacht Reboxetin keine Genmutationen bei Bakterien- oder Säugetierzellen. Es führte jedoch in vitro zu Chromosomenaberrationen in menschlichen Lymphozyten. Es verursachte in vivo keine Chromosomenschäden bei Mäusen im Micronukleus-Test. Zudem konnten in vitro keine DNS-Schäden in Hefezellen oder in Hepatozyten von Ratten festgestellt werden. In Kanzerogenitätsstudien mit Mäusen und Ratten konnte kein erhöhtes Auftreten von Tumoren festgestellt werden.[9]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Datenblatt Reboxetine mesylate hydrate bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 16. Juni 2011.
- ↑ The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 1399, ISBN 978-0-911910-00-1.
- ↑ iqwig.de: Pfizer hält Studien unter Verschluss. vom 10. Juni 2009
- ↑ IQWIG, Antidepressiva: Nutzen von Reboxetin ist nicht belegt, 24. Nov. 2009.
- ↑ Beschluß des G-BA zur Arzneimittelrichtlinie vom 16. September 2010.
- ↑ Axel Kleemann, Jürgen Engel, Bernd Kutscher und Dietmar Reichert: Pharmaceutical Substances, 4. Auflage (2000), Thieme-Verlag Stuttgart, ISBN 978-1-58890-031-9.
- ↑ 7,0 7,1 Eyding D, Lelgemann M, Grouven U, Härter M, Kromp M, Kaiser T, Kerekes MF, Gerken M, Wieseler B: Reboxetine for acute treatment of major depression: systematic review and meta-analysis of published and unpublished placebo and selective serotonin reuptake inhibitor controlled trials. In: BMJ. 341, 2010, S. c4737. doi:10.1136/bmj.c4737. PMID 20940209.
- ↑ 8,0 8,1 Deutsche Fachinformation: Edronax, Stand: Januar 2007.
- ↑ 9,0 9,1 Schweizer Fachinformation "Edronax"; Stand: August 2009.
Weblinks
Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten! |