Phthalsäureester

Phthalsäureester

o-Phthalsäureester
R1, R2 =CnH2n+1 (n = 4–15)

Phthalsäureester (Phthalate) sind Ester der Phthalsäure (= 1,2-Benzoldicarbonsäure) mit verschiedenen Alkoholen. Auch die Salze der Phthalsäure werden Phthalate genannt.

Verwendung

Der überwiegende Teil der industriell in großen Mengen erzeugten Phthalate wird als Weichmacher für Kunststoffe wie PVC, Nitrocellulose oder synthetisches Gummi verwendet. Die wichtigsten Vertreter der Phthalate sind Dioctylphthalat (DOP, Veresterungsprodukt aus o-Phthalsäure mit 2-Ethylhexanol, Alternativbezeichnung: Diethylhexylphthalat, DEHP) und Diisononylphthalat (DINP). Dimethyl-, Diethyl- oder Dibutylphthalat kommen auch als Bestandteil von Kosmetik oder Körperpflegemitteln und pharmazeutischen Produkten zum Einsatz.

Toxikologie

Bei der Bewertung von Phthalaten muss man zwischen niedermolekularen (DEHP; DBP; u.a) und höhermolekularen Phthalaten (DINP, DIDP, DPHP, u.a) unterscheiden. DINP und DIDP wurden im Rahmen eines EU Risk assessments umfassend untersucht. Beide Produkte sind inzwischen auch im Rahmen von REACH registriert.

Niedermolekulare Phthalate sind gesundheitlich problematische Verbindungen, da sie im Verdacht stehen, wie Hormone zu wirken und beispielsweise Unfruchtbarkeit, Übergewicht und Diabetes beim Mann[1] hervorzurufen.[2] Eine EU-Untersuchung hat festgestellt, dass niedermolekulare Phthalate, Parabene und PCBs unter anderem den Hormonhaushalt von männlichen Föten und Kindern stören, und so zu einer Feminisierung führen.[3][4]

Als problematisch an niedermolekularen Phthalaten erweist sich außerdem, dass, wie nachgewiesen wurde, ihre Giftigkeit sich im Gemisch mit anderen Substanzen potenziert.

Verbreitung

Aufsehen erregte ein Beitrag des WDR-Magazins Plusminus, der auf Phthalate in Medikamenten hinwies.[5] Auch das Verbrauchertest-Magazin Öko-Test veröffentlicht immer wieder Ergebnisse zu Phthalaten in verschiedenen Verbraucherprodukten wie in Kinderspielzeug und Sexspielzeugen. Zudem wird im Film Plastic Planet auf die globale Verbreitung von Plastik im Allgemeinen und diverse Gesundheitsgefahren der darin enthaltenen Weichmacher im Besonderen hingewiesen.

Als Weichmacher finden sie hauptsächlich bei Produkten aus PVC und bestimmten thermoplastischen Elastomeren Anwendung. In den meisten Standardkunststoffen, wie z.B. polyolefinischen Verpackungsmaterialien sind sie nicht enthalten.

Schutzmaßnahmen

Der Arbeitshandschuhhersteller Marigold gibt für seine Latex-Laborhandschuhe eine Durchbruchzeit von > 480 Minuten für Dioctylphthalate an, was darauf hindeutet, dass Latex eine gute Barriere zu sein scheint.[6] Zu bedenken ist, dass Laborhandschuhe aus dickem Latex bestehen und selten großen mechanischen Spannungen ausgesetzt sind.

Der Kunststoffhersteller Semadeni[7] gibt in seinem Produktkatalog 2007 an, dass Latex unter Einwirkung von Dioctylphthalat „nicht beständig” ist.

Ein Ausschuss im US-Kongress einigte sich nach Informationen von US-Medien vom 29. Juli 2008 auf ein Verbot von Phthalaten, die weithin als Beimischung für Kunststoffe verwendet werden.

Welche Arzneimittel Phthalate enthalten, können Apotheken über die ABDA-Datenbank ermitteln.

Bei Kosmetika sind einzelne Phthalate bereits verboten, die Details sind in der Kosmetik-Verordnung zu finden[8]; die Verpackungsaufschrift muss über die anderen (zum Beispiel DMP und DEP) informieren.

Neben Weichmachern gibt es auch Hartmacher in Kunststoffen; siehe Bisphenol A (BPA).

Liste der Phthalate

Einige Phthalate stellen eigentlich Isomerengemische aus verschiedenen verzweigten und/oder unverzweigten Phthalaten in verschiedenen Konzentrationen dar. Obwohl oder gerade weil deren Eigenschaften meist sehr ähnlich sind, gibt es deshalb selbst in der Fachliteratur oft Bezeichnungsschwierigkeiten (Name oder CAS-Nummer) oder Verwechslungen (siehe z. B. Diundecylphthalat bei[9] und[10]).

Name Acronym Strukturformel (vereinfacht) CAS Nr. Stereoisomere [Anzahl]
Dimethylphthalat DMP C6H4(COOCH3)2 131-11-3 nein
Diethylphthalat DEP C6H4(COOC2H5)2 84-66-2 nein
Diallylphthalat DAP C6H4(COOCH2CH=CH2)2 131-17-9 nein
Di-n-propylphthalat DPP C6H4[COO(CH2)2CH3]2 131-16-8 nein
Di-n-butylphthalat DBP C6H4[COO(CH2)3CH3]2 84-74-2 nein
Diisobutylphthalat DIBP C6H4[COOCH2CH(CH3)2]2 84-69-5 nein
Butylcyclohexylphthalat BCP CH3(CH2)3OOCC6H4COOC6H11 84-64-0 nein
Di-n-pentylphthalat DNPP C6H4[COO(CH2)4CH3]2 131-18-0 nein
Dicyclohexylphthalat DCHP C6H4[COOC6H11]2 84-61-7 nein
Butylbenzylphthalat BBP CH3(CH2)3OOCC6H4COOCH2C6H5 85-68-7 nein
Di-n-hexylphthalat DNHP C6H4[COO(CH2)5CH3]2 84-75-3 nein
Diisohexylphthalat DIHxP C6H4[COO(CH2)3CH(CH3)2]2 146-50-9 nein
Diisoheptylphthalat DIHpP C6H4[COO(CH2)4CH(CH3)2]2 41451-28-9 nein
Butyldecylphthalat BDP CH3(CH2)3OOCC6H4COO(CH2)9CH3 89-19-0 nein
Diethylhexylphthalat DEHP, DOP C6H4[COOCH2CH(C2H5)(CH2)3CH3]2 117-81-7 ja [3]
Di-n-octylphthalat DNOP C6H4[COO(CH2)7CH3]2 117-84-0 nein
Diisooctylphthalat DIOP C6H4[COO(CH2)5CH(CH3)2]2 27554-26-3 nein
n-Octyl-n-decyl-phthalat ODP CH3(CH2)7OOCC6H4COO(CH2)9CH3 119-07-3 nein
Diisononylphthalat DINP C6H4[COO(CH2)6CH(CH3)2]2 28553-12-0 / 68515-48-0 nein
Diisodecylphthalat DIDP C6H4[COO(CH2)7CH(CH3)2]2 26761-40-0 nein
Dipropylheptylphthalat DPHP C6H4[COOCH2CH(C3H7)(CH2)4CH3]2 53306-54-0 ja [3]
Diundecylphthalat DUP C6H4[COO(CH2)10CH3]2 3648-20-2 nein
Diisoundecylphthalat DIUP C6H4[COO(CH2)8CH(CH3)2]2 85507-79-5 nein
Ditridecylphthalat DTDP C6H4[COO(CH2)12CH3]2 119-06-2 nein
Diisotridecylphthalat DIUP C6H4[COO(CH2)10CH(CH3)2]2 68515-47-9 / 27253-26-5 nein

Nicht enthalten in der obigen Liste sind Polymere, z. B. Alkydharze.

Literatur

Einzelnachweise

Weblinks