Formicait

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Formicait
Andere Namen
  • IMA 1998-030
Chemische Formel
Mineralklasse Organische Verbindungen
10.AA.05 (8. Auflage: IX/A.02) nach Strunz
50.02.06.01 nach Dana
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin tetragonal-trapazoedrisch; 422[2]
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) P41212[2] (Raumgruppen-Nr. 92)
Farbe Weiß mit einem Stich ins Bläuliche
Strichfarbe Weiß
Mohshärte 1
Dichte (g/cm3) gemessen: 1,9(1) ; berechnet: 1,93(2)[3]
Glanz Glasglanz
Transparenz durchscheinend
Bruch
Spaltbarkeit vollkommen nach {100}[3]
Habitus tafelige Kristalle; kolloide, massige Aggregate
Kristalloptik
Brechungsindex nω = 1,553 nε = 1,573[4]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
δ = 0,020 ; einachsig positiv
Weitere Eigenschaften
Schmelzpunkt kein Schmelzpunkt, Zersetzung oberhalb von 380 °C
Chemisches Verhalten leicht löslich in Wasser
Ähnliche Minerale Dashkovait, Calclacit
Besondere Kennzeichen hellblaue Fluoreszenz im kurzwelligen UV-Licht[3]

Formicait ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Organischen Verbindungen“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Ca(HCOO)2[1], ist also chemisch gesehen ein Calciumformiat. Die größten bisher gefundenen Kristalle waren etwa 30 µm groß.

Besondere Eigenschaften

Formicait ist leicht wasserlöslich und daher nicht beständig. Die hygroskopischen Kristalle können an der Luft bei zu hoher Feuchtigkeit zerfließen.

Formicait zeigt bei Bestrahlung mit kurzwelligem UV-Licht eine blau-weiße Fluoreszenz.

Bei Formicait handelt es sich chemisch gesehen um das Calciumsalz der Ameisensäure. Auch wenn es sich bei Formicait um das Salz einer organischen Säure handelt, ist seine Entstehung nicht notwendigerweise an biologische Organismen gebunden. Die Bildung von Calciumformiat kann durch rein anorganische Verbindungen erfolgen (siehe →Darstellung von Calciumformiat).

Etymologie und Geschichte

Der Name Formicait geht zurück auf das lateinische Wort formica für Ameise zurück. Der gleiche Wortstamm finden sich auch in seiner chemischen Bezeichnung Calciumformiat, der es als Salz der Ameisensäure (lat. acidum formicum) kennzeichnet.

Erstmals entdeckt wurde Formicait in der Bor-Lagerstätte „Solongo“ auf dem zur Baikal-Riftzone gehörenden Witim-Plateau in der russischen Republik Burjatien und beschrieben 1999 von N. V. Chukanov, S. V. Malinko, A. E. Lisitsyn, V. T. Dubinchuk, O. V. Kuz’mina und A. E. Zadov.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Formicait zur Mineralklasse der „Organischen Verbindungen“ und dort zur Abteilung der „Salze organischer Säuren“, wo er zusammen mit Abelsonit, Calclacit, Dashkovait, Earlandit, Hoganit, Julienit, Kafehydrocyanit, Mellit und Paceit die „Mellit-Julienit-Gruppe“ mit der System-Nr. IX/A.02 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet Formicait ebenfalls in die Klasse der „Organischen Verbindungen“ und dort in die Abteilung der „Salze von organischen Säuren“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der salzbildenden Säure, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der „Acetate“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 10.AA.05.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Formicait in die Klasse der „Organischen Minerale“ und der gleichnamigen Abteilung ein. Hier ist er als Namensgeber der „Formicait-Reihe“ mit der System-Nr. 50.02.06 und dem weiteren Mitglied Dashkovait innerhalb der Unterabteilung der „Salze organischer Säuren (Mellitate, Citrate, Cyanate und Acetate)“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Formicait wurde bisher nur in borhaltigen Skarnen in Sibirien nachgewiesen. Hier kommt es überwiegend als dünne, grauweiße Adern vor, wo es vermutlich hydrothermal abgeschieden wurde. Als Begleitminerale treten unter anderem Calcit, Lizardit, Frolovit und die verschiedenen Hydroborite auf.

Neben seiner Typlokalität „Solongo“-Lagerstätte auf dem Witim-Plateau konnte das Mineral bisher (Stand: 2012) nur noch in der ebenfalls in Ostsibirien liegenden „Titovskoe“-Lagerstätte in der Tas-Khayakhtakh-Gebirgskette in der Republik Sacha (Jakutien) sowie in der „Novofrolovskoye“-Bor-Kupfer-Lagerstätte bei Krasnoturjinsk in der Oblast Swerdlowsk gefunden werden.[4]

Kristallstruktur

Formicait kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P41212 (Raumgruppen-Nr. 92) mit den Gitterparametern a = 6,770 Å und c = 9,463 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle. Gut ausgeprägte, tafelförmige Kristalle sind selten. Meistens kommt es als kleine kugelförmige Aggregate vor. Alle bisher gefundenen Proben waren mikroskopisch klein.

Verwendung

Auch wenn es viele Verwendungen für Calciumformiat gibt, so sind diese, aufgrund der extremen Seltenheit von Formicait für das Mineral nur hypothetisch.

Siehe auch

Literatur

  • N. V. Chukanov, S. V. Malinko, A. E. Lisitsyn, V. T. Dubinchuk, O. V. Kuz’mina und A. E. Zadov: Formicaite Ca(HCO2)2, a new mineral (russisch: ФОРМИКАИТ Са(НС02)2 — НОВЫЙ МИНЕРАЛ), Zapiski Vserossiskogo Mineralogicheskogo Obshchetstva 128 (1999) (2), S. 43-47 (PDF 328,7 kB; englische Kurzbeschreibung mit Originaltitel in russisch)
  • John L. Jambor, Nikolai N. Pertsev, Andrew C. Roberts: New Mineral Names, in: American Mineralogist, Band 85 (2000), S. 1321–1325 (PDF 79,4 kB)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1  Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
  2. 2,0 2,1 Webmineral - Formicaite
  3. 3,0 3,1 3,2 John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Formicaite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 63,6 kB)
  4. 4,0 4,1 Mindat - Formicaite

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