Aralsee
Aralsee | ||
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Aralsee aus der Satellitenperspektive im September 2011 | ||
Geographische Lage | Kasachstan, Usbekistan | |
Zuflüsse | Amudarja, Syrdarja | |
Abfluss | keinen, weil Beckenlage | |
Daten | ||
Koordinaten |
44.81305555555659.61527777777831Koordinaten:
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Höhe über Meeresspiegel | 31 m | |
Fläche | ca. 17.160 km² (2004) | |
Volumen | ca. 113 km³ (2003) |
Der Aralsee (kasach. Арал теңізі/Aral teñizi; usbek. Orol dengizi; russ. Аральское море/Aralskoje more) ist ein abflussloser, mittlerweile wegen Austrocknung in mehrere Teile zerfallener Salzsee in Zentralasien: Es bestehen vor allem noch der ehemalige Nordteil und der westliche Rest des ehemaligen Südteils. Die seit etwa 1960 zunehmende Austrocknung des Sees stellt weltweit eine der größten vom Menschen verursachten Umweltkatastrophen dar. Mit ursprünglich rund 68.000 Quadratkilometern Ausdehnung war der Aralsee früher der viertgrößte Binnensee der Erde.
Die Reste des einstigen Aralsees liegen innerhalb der Aralo-Kaspischen Senke in einem Becken, dem Tiefland von Turan. Er gehört teils zu Kasachstan, teils zu Usbekistan. Aufgrund des kontinentalen Klimas herrschen Halbwüsten- und Wüstenklimate vor.
Verlandung
Die Hauptzuflüsse sind traditionell die Flüsse Amudarja (vom Süden her kommend) und Syrdarja (vom Osten). Ihnen werden seit der Stalinära (1929–1953) große Wassermengen für die künstliche Bewässerung riesiger Anbauflächen für Baumwolle in Kasachstan und Usbekistan entnommen. Durch den geringeren Zufluss sank seitdem der Wasserspiegel des Aralsees kontinuierlich ab.
Seit den 1960er Jahren bis 1997 sank der Wasserspiegel um 18 Meter von 53 Meter auf 35 Meter und die Fläche des Sees ging um 44,3 Prozent zurück auf 29.630 Quadratkilometer. Das Wasservolumen hat sich um 90 Prozent reduziert, gleichzeitig hat sich der Salzgehalt vervierfacht.[1] Damals ist der Aralsee durch Verlandung in zwei Hauptteile zerfallen, den südlichen Großen Aralsee und den nördlichen Kleinen Aralsee. 1990 wies der Große Aralsee eine Fläche von etwa 33.000 Quadratkilometer auf, der Kleine Aralsee eine Fläche von etwa 3.000 Quadratkilometern. Der Aibugirsee stellte vormals einen sich südwestlich des Großen Aralsees weit über 100 km nach Süden streckenden Teil des Aralsees dar, der sich allerdings schon vor 1960 abgetrennt hatte.
Zwischen November 2001 und Juni 2002 ist die Wosroschdenijeinsel zur Halbinsel geworden. Sie war noch im 19. Jahrhundert die drittgrößte, gegen 1960 die zweitgrößte Insel des Aralsees. Die Insel Barsakelmes war vor 1960 die zweitgrößte und verlandete etwa 1995/96. Die im Norden gelegene Insel Kokaral, vor 1960 größte Insel, verlandete Ende der 1960er Jahre im Westteil und gegen Ende 1989 im Osten, was zur Teilung in Kleinen Aralsee und Großen Aralsee führte. Die noch 1960 am Ufer gelegenen Städte Aral (russ.: Aralsk) am Nordufer und Mujnak am Südufer liegen heute aufgrund der Verlandung 30 beziehungsweise mehr als 150 Kilometer entfernt von der Uferlinie.
Die jeweils aktuelle Größe des Aralsees ist abhängig von der Witterung und den Niederschlagsmengen. Daher variieren die zu verschiedenen Zeitpunkten erhobenen Messwerte zu seiner Flächenausdehnung und Tiefe erheblich. Infolgedessen weichen auch die diesbezüglichen Angaben in vielen Quellen deutlich voneinander ab.
Der Wasserspiegel sank im Großen Aralsee im Sommer 2003 schneller als vorausgesagt. Die Oberfläche lag nur noch 30,5 Meter über dem Meeresspiegel. Damit lag sie 3,5 Meter niedriger als in den frühen 1990er Jahren prognostiziert worden war. Das Wasser ist angeblich 2,4 mal so salzig wie das der Ozeane. In den tiefsten Bereichen des Großen Aralsees ist das Wasser der unteren Schichten salziger und schwerer als das an der Oberfläche, es findet keine Vermischung statt. So wird nur das oberflächennahe Wasser des Großen Aralsees im Sommer aufgeheizt und verdunstet deshalb schneller als erwartet.
Wegen des kontinuierlichen Zuflusses des Amudarja als auch durch die Niederschläge von etwa 100 Millimeter pro Jahr in dieser Region wurde angenommen, dass der Aralsee nicht völlig austrocknen kann. Seit dem Frühjahr 2009 ist aber der östliche Teil komplett ausgetrocknet. Die entstandene Wüste wird als Aralkum bezeichnet.[2][3][4]
Jahr | 1960[1] | 1971[1] | 1976[1] | 1987[1] | 1989[1] | 1992[1] | 2003[Beleg?] | 2006[5] | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 |
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Wasserspiegel über NN | 53,41 | 51,05 | 48,28 | 40,50 | 38,60 | 36,70 | 31,0 | 30,41 | ||||
Wasservolumen (km³) | 1090 | 925 | 763 | 404 | 330 | k. A. | 112,8 | k. A. | 75 | |||
Oberfläche (km²) | 68.000 | 60.200 | 55.700 | 41.000 | 36.900 | 33.600 | 18.240 | 27.000 | 14.183[6] | 10.579[6] | 11.800[6] | 13.900[6] |
Salinität (g/L) | 10 | 11,2 | 14 | 26,8 | 30,1 | 34,4 | 20[7]; 75–150[7][8] (Details) | 109[9] |
Historische Bilder
Vorgeschichte und Lage
Auf Grund natürlicher Klimaschwankungen war der Spiegel des Aralsees mehrmals großen Schwankungen unterworfen. Während des Oligozäns herrschte ein deutlich feuchteres Klima. Über den größten Teil der Aralo-Kaspischen Niederung erstreckte sich ein riesiges Binnenmeer. Das Sarmatische Meer war über das Kaspische Meer mit dem Schwarzen Meer verbunden.[10] Eine Verbindung zum Mittelmeer und dadurch zum Atlantik bestand jedoch nicht, da nach gängiger Lehrmeinung die Verbindung zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer erst zu einem späteren Zeitpunkt entstand. Die Aral-Senke entstand durch die Tektonik zwischen drei und fünf Millionen Jahren im Zeitalter des Pliozäns. Wegen der Abnahme der Niederschläge in der Nacheiszeit und auf Grund der Ablagerung von Sedimenten wurde diese Verbindung unterbrochen. Die verstärkte Verdunstung führte zum Absinken des Wasserstandes und zur Aufteilung der großen Wasserfläche in einzelne Seen. Sicher ist, dass die großen Gewässer vom Mittelmeer bis zum Aralsee die Überreste des Urozeans Tethys darstellen.
Auch für die Nacheiszeit sind deutliche Wasserstandsschwankungen belegt. In der Jungsteinzeit lag der Wasserspiegel des Sees tief genug, dass in 42 bis 46 m Siedlungen angelegt werden konnten. Aus dem 13. Jahrhundert wurde sogar eine Siedlung gefunden, die nur 32 Meter über NN liegt.
In der Region von Turan herrscht semiarides Klima. Sie ist Teil der Eurasischen Steppe, wobei der Bewuchs der einer Trockensteppe ist. Begünstigt wird dies durch die Hochgebirge im Südwesten bis Osten, die zum Beispiel den von Süden kommenden Monsun des Indischen Ozeans abhalten. Feuchtigkeit kommt hingegen im Sommer von nordatlantischen und europäischen Nordmeerwolkenmassen. Die dominierenden Winde kommen aus Westen, sowie Nordwesten bis Nordosten. Örtliche Tiefdruckgebiete bedingen eine große Anzahl Wirbelstürme. Pro Jahr fallen zwischen 30 und 200 Millimeter Niederschlag, am See etwa 100 Millimeter. Die Niederschlagsverteilung ist sehr unregelmäßig. Es kann zu monatelanger Trockenheit, aber auch zu Schneefall kommen. Es ist möglich, dass der Aralsee vor 1960 die Luftfeuchtigkeit in Bodennähe zwischen 3 und 5 Prozent anhob und den jährlichen örtlichen Niederschlag um 10 mm erhöhte.
Flora und Fauna
Aus dem Jahr 1852 existieren Berichte, die vom Reichtum an Karpfen, Welsen, Stören, Pelikanen, Möwen, Igeln, Ziegen, Antilopen, Wölfen und Tigern im und um den See erzählen. Der See war damals schwach brackig (Salinität etwas über 1 ‰).
Versalzung und Umweltverschmutzung
Name | Land | Heutige Entfernung zum See |
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Aral | Kasachstan | 30 km |
Moʻynoq | Usbekistan | 80 km |
Durch die Umleitung großer Wassermengen erreicht heute insbesondere den südlichen Teil kaum noch Wasser. Alleine der vom Amudarja abzweigende Karakumkanal führt einen erheblichen Teil des Wassers ab, das zu früheren Zeiten von Süden in den Aralsee floss. Die starke landwirtschaftliche Nutzung und die sich beschleunigende Verlandung des abflusslosen Salzsees führten in den letzten 30 Jahren zur zunehmenden Versalzung des Sees, der Uferregionen und auch umgebender Bereiche.
Im Satellitenbild ist südwestlich des Sees eine weiße Region zu erkennen, bei der es sich um eine Ansammlung vom Wind angewehter Salze handelt, die sich an dieser Stelle zu Dünen sammeln. Die früher östlich des Sees beginnende Kysylkum-Wüste reicht mittlerweile bis an den See heran, die sehr salzreichen Dünen teilweise am Westufer bis in den See hinein. Die Wüste dehnt sich auch zunehmend in die fruchtbaren landwirtschaftlichen Bereiche südlich des Sees hin aus.
Gleichzeitig stieg der Salzgehalt an, was ein Fischsterben mit dem Niedergang von Fischerei nach sich zog. Der ursprüngliche Salzgehalt des Sees lag bei etwa neun Gramm je Liter (Gramm je Liter = 0,9 Prozent = 9‰; 1960). Bis 1980 hatte er sich bereits auf 16,5 Gramm pro Liter und bis Mitte der Neunziger Jahre auf 30 Gramm pro Liter erhöht. 2003 wurde im Großen Aralsee im westlichen Becken eine durchschnittliche Salinität von mehr als 75 Gramm je Liter gemessen und im östlichen Becken über 15 Gramm pro Liter,[7][8] im Kleinen Aralsee allerdings nur 20 Gramm pro Liter.[7]
Ehemalige Hafenstädte, Bade- und Uferorte liegen heute mitten in der Wüste, mehr als 100 Kilometer von der aktuellen Uferlinie entfernt. Nach dem Rückzug der Wasserlinie bleibt eine Salz- und Staubwüste, die durch jahrzehntelange hohe Einträge an künstlichen Düngemitteln, Herbiziden, Pestiziden und anderen Schadstoffen zudem hoch gesundheitsgefährdend ist.
Zur Entlaubung der Baumwollkulturen für die maschinelle Baumwollernte wurde exzessiv das durch dessen Einsatz durch die US-Armee im Vietnamkrieg bekannt gewordene Agent Orange verwendet, das mit dem hochgiftigen und erbgutschädigenden TCDD verunreinigt war. Agent Orange wurde im gesamten Aralbecken in der Regel direkt über den Feldarbeitern versprüht, die nur wenige Sekunden Vorwarnzeit hatten, um unter Zeltplanen notdürftig Schutz zu suchen, was sie allerdings nicht vor dem Kontakt mit den kontaminierten Pflanzen schützte. TCDD ist eine relativ stabile Verbindung, die noch heute mit dem Wüstenstaub durch die Region um den Aralsee gewirbelt wird.
Die Salz- und Staubverschmutzung vergrößert sich noch dadurch, dass der Aralsee in einer großen Luftschneise von West nach Süd liegt. Der Luftstrom nimmt auch Aerosole auf und verteilt sie bis in die höheren Schichten der Stratosphäre, ein Vorgang, der die globale Luftverschmutzung um rund 5 Prozent ansteigen lässt. Aus diesem Grund können Pestizide aus der Aralregion sogar im Blut von Pinguinen der Antarktis nachgewiesen werden. Auch kann man den Aralstaub auf Grönlands Gletschern, in Norwegens Wäldern und in der Mongolischen Wüste finden.
Seit den 1970er Jahren stieg die Zahl der Magen- und Darmerkrankungen sowie die der Atmungsorgane sprunghaft an. So breiteten sich Typhus, Paratyphus, Hepatitis und Tuberkulose aus. Typhuserkrankungen nahmen teilweise um das 20- bis 30-fache zu. Auch organische Erkrankungen treten gehäuft auf und die Krebserkrankungen nahmen extrem zu. Am schlimmsten betroffen sind Kinder und schwangere Frauen. Die Kindersterblichkeit ist viermal höher als in Russland und in den meisten Regionen stirbt jedes zehnte bis zwölfte Kind vor dem 1. Lebensjahr. Sie wird durch verseuchte Nahrungsmittel und der Aufnahme von hohen Anteilen von Pflanzenschutzmitteln in der Muttermilch begünstigt. Damit ist die Säuglingssterblichkeit vergleichbar mit armen afrikanischen Staaten wie Kamerun, Kenia, Sudan oder Simbabwe. Einher geht dies mit einer wachsenden Zahl von Fehlbildungen und Behinderungen Neugeborener wie zum Beispiel Lippen-Kiefer-Gaumenspalten oder Anenzephalie (angeborenes Fehlen des Gehirns). 30 Prozent der Kindersterblichkeit sind auf akute Darmerkrankungen zurückzuführen. 70 Prozent der Mütter und 96 Prozent der gebärfähigen Frauen leiden aufgrund von Mangelernährung an Anämie. Salzstaub führt bei vielen zu Atemwegs- und Augenerkrankungen.
Nagetiere aus den vertrocknenden Sumpfregionen flohen in die bewohnten Gebiete und übertrugen Erreger, wenn sie sich in Brunnen und Böden aufhielten. Dazu gehören Pest, Cholera und Tularämie. 1989 hatten von zehn Personen mindestens sechs ein Krankheitsbild, ob Kind oder Erwachsener. Man schätzt, dass ungefähr 25 Prozent der Bevölkerung in den Baumwollanbaugebieten geistig retardiert ist. Es wird davon ausgegangen, dass die gesundheitlichen Folgen der Austrocknung des Aralsees vom Ausmaß ähnlich den Folgen des Reaktorunfalls in Tschernobyl sind, jedoch ist die Aufmerksamkeit für den Aralsee in der westlichen Welt sehr gering.
Zusammengefasst sind die Gründe der hohen Mortalität und Morbidität:
- Schlechte Gesundheitsfür- und -vorsorge
- Schlechte soziale Lebensbedingungen
- Starke Versalzung und chemische und bakteriologische Verschmutzung des Trinkwassers
- Einatmen von Salz und Staub aus der Luft
- Verseuchung der Nahrungsmittel durch Pestizide und Düngemittel in den Böden
- Vererbung von Krankheiten und Gendefekten
Im Süden des Aralsees hat sich in der Sarykamysch-Senke aus umgeleitetem Wasser des Amudarja und landwirtschaftlichen Abwässern mittlerweile der Sarykamyschsee gebildet. Das Wasser dieses Sees gilt als giftig, da es einen hohen Anteil an Pestiziden und Schwermetallen aufweist.
Die Arten- und Individuenzahl am Aralsee verringert sich zunehmend. Gleiches ist auch an den Uferregionen zu erkennen. Nach dem Rückgang des Sees werden Uferflächen von wirbellosen Kleintieren, Eidechsen, Schlangen und Nagetieren besiedelt, die allerdings rasch verschwinden, da der Sand der Kysylkum diese Areale schließlich in lebensfeindliche Salzsteppe verwandelt.
Allerdings erhöht sich durch die Verlandung des Aralsees das Albedo dieser Region. Die deutlich erhöhte Reflexion der Sonneneinstrahlung wirkt der globalen Erwärmung entgegen.
„Rettung“ des Aralsees
Um zumindest den kleineren (nördlichen) Teil des Aralsees zu retten, wurde in den 1990er Jahren von Kasachstan ein Deich gebaut, um das Wasser zurückzuhalten. Während seines Bestehens erhöhte sich der Wasserspiegel im Kleinen Aralsee, das Klima verbesserte sich, und es konnten wieder mehr Fische gefangen werden. Aufgrund der unzulänglichen Bauweise brach dieser Damm jedoch nach kurzer Zeit. Daraufhin wurde 2003 mit dem Bau eines neuen Damms begonnen. Da auch die Weltbank Mittel hierfür bereitstellte, konnte diesmal Beton als Baumaterial verwendet werden. Der neue Damm wird auch Kokaral-Damm genannt. Zusätzlich zu diesem Dammbau wurden auch Maßnahmen ergriffen, um die Bewässerungssysteme des Syr-Darja zu verbessern, welcher in den nördlichen Teil des Sees mündet. Dabei wurden Kanäle repariert und zum Teil auch ausbetoniert. Damit sollte zusätzliches Wasser in den See geleitet werden. 2005 wurde der Kokaral-Damm fertiggestellt.
Im April 2007 erschien ein Bericht in der Zeitschrift Nature, der dem Rettungsversuch für den Nordaralsee erste Erfolge bescheinigte.[11] Bis 2006 stieg der Seespiegel um 3 Meter, die Fläche nahm um 900 km² zu, das Volumen stieg um 11 km³ und der Salzgehalt sank deutlich ab. Da der Kleine Aralsee einen Abfluss hat, sank auch die Konzentration der Giftstoffe: Sie wurden in den Großen Aralsee gespült. Infolgedessen stiegen die Fischereierträge und die Staubbelastung sank deutlich – zumindest wenn kein Südwind weht, welcher Staub aus dem Großen Aralsee herbeiträgt. An manchen Stellen hat sich die Küstenlinie um mehr als 75 Kilometer verlagert. Die kasachische Regierung hofft, dass sich der Kleine Aralsee durch weitere Verbesserungen der Bewässerungssysteme weitgehend erholen wird.
Laut dem Rheinischen Merkur vom 23. Juli 2009 habe sich die Wasserlinie im Nordteil des Sees – nach einem Tiefstand im Jahr 2004 bei 32 m ü. M. – im Jahr 2009 wieder auf einer Höhe von 43 Metern stabilisiert. Die Wasserfläche des Nordteils sei dabei um mehr als 30 Prozent angewachsen, auf nun rund 3300 Quadratkilometer. Der Salzgehalt liege dort heute wieder bei unter 1,5 Prozent, gegenüber vier Prozent Ende der 1990er. Nach einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung[12] vom 15. Januar 2012 ist das Volumen des Kleinen Aralsee seitdem weiter auf 27 km³ gewachsen und die Fischbestände haben sich erholt.
Der Nachteil des Projektes ist, dass die Austrocknung des Südteils weiter beschleunigt wird: Das Wasser, das den Nordteil des Sees wieder füllt, fehlt im Süden. Durch das Staudammprojekt wurde der Wasserzufluss in der Südhälfte insgesamt um etwa ein Drittel reduziert. Demzufolge greift Usbekistan, welchem die Südhälfte des Großen Aralsees gehört, das Projekt als Egoismus an. Die kasachische Regierung hält dagegen, dass keine Hoffnung bestehe, den gesamten See zu retten, wenn Usbekistan nicht auf die Bewässerung entlang des Amu-Darja verzichte, weshalb man das Beste aus der Situation gemacht habe.
Nutzung
Die ehemals im See gelegene Insel der Wiedergeburt diente dem sowjetischen Militär und der sowjetischen Behörde Biopreparat von 1936 bis 1991 über viele Jahre als Testgelände von Biowaffen. Unter anderem wurden die Erreger von Milzbrand (Bacillus anthracis), Pest (Yersinia pestis) und Tularämie (Francisella tularensis) getestet. Die Militärs in Usbekistan und der NATO befürchten, dass sich Terroristen hier Material für biologische Waffen besorgen könnten. Diese Gefahr wurde noch erhöht, als sich im Jahr 2002 die ehemalige Insel mit der Südküste verband und somit zu einer Halbinsel wurde.
Literatur
- Ernst Giese, Gundula Bahro, Dirk Betke: Umweltzerstörungen in Trockengebieten Zentralasiens (West- und Ost-Turkestan). Ursachen, Auswirkungen, Maßnahmen. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1998.
- René Létolle, Monique Mainguet: Der Aralsee. Eine ökologische Katastrophe. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1996.
- J. Sehring: Aralsee. In: Steinbach, U.; Von Gumppenberg, M.-C.: Zentralasien. Geschichte – Politik – Wirtschaft. München 2004, S. 21–26.
- Philippe Sorrel: The Aral Sea. A palaeoclimate archive. Dissertation, Universität Potsdam / Université Claude Bernard – Lyon 1, 2006. (Volltext)
- Äbdischämil Nurpeissow: Der sterbende See, Roman, Berlin 2006.
Weblinks
- Animation der Austrocknung vom 1. Juli 2006 bis 6. Juli 2009
- Aral Sea Studies-Homepage des Center for Research in Water Resources der University of Texas at Austin (englisch)
- Dimitri Ladischensky: Elender Staub In: mare, Ausgabe August 2004
- Bericht „Die Genese der Katastrophe“ des Berliner Vereins „Wasser für die Kinder des Aralsees e. V.“
- Ausführlicher Artikel im Eurasischen Magazin mit weiteren Angaben zur früheren neuzeitlichen Geschichte
- Destabilisierungs- und Konfliktpotential prognostizierter Umweltveränderungen in der Region Zentralasien bis 2020/2050. (PDF-Datei; 1,65 MB)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Ernst Giese, Gundula Bahro, Dirk Betke (1998): Umweltzerstörungen in Trockengebieten Zentralasiens (West- und Ost-Turkestan). Ursachen, Auswirkungen, Maßnahmen. S. 59.
- ↑ Aralsee: Ostbecken ist jetzt Wüste.
- ↑ Sigmar-W. Breckle: Combating desertification and rehabilitation of the salt deserts in the region at the Aral Sea.
- ↑ Sigmar-W. Breckle: Der verschwundene Aralsee – Desertifikationsbekämpfung durch Phytomelioration.
- ↑ fba (2006): Verdurstender Aralsee.
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 http://www.ntsomz.ru/projects/eco/econews_271108_beta
- ↑ 7,0 7,1 7,2 7,3 In: Aladin, N. V. et al. (2005): Modern hydro-biological state of the Small Aral sea. In: Envirometrics 2005, Nr. 16, S. 375–392.
- ↑ 8,0 8,1 Mirabdullayev I. M, Mustfaeva Z. A, & B. A. Tashmukhamedov (2003): Succession of the ecosystems of the Aral sea during its transition from oligohaline to polyhaline waterbody. 35th International Workshop on Ocean Dynamics—Dying and Dead Seas. Liège, Belgium.
- ↑ http://aralgenofond.org/
- ↑ UNEP/DEWA/GRID: The geological evolution of the Black Sea, http://www.grid.unep.ch/bsein/publish/geoevol1.htm
- ↑ Nature: Northern Aral Sea recovering. Kazakhstan plans second phase of project. Bericht vom 12. April 2007 (doi:doi:10.1038/news070409-8).
- ↑ Ausgetrocknet und versteppt: Der Aralsee von 1960 bis 2008 Heute bekommt der Kleine Aral dank einem Damm wieder Frischwasser