Aguilarit
Aguilarit | |
Aguilarit aus der San Carlos Mine, La Luz, Guanajuato, Mexiko - Größe: 3,9 cm | |
Chemische Formel |
Ag4SeS |
Mineralklasse | Sulfide und Sulfosalze 2.BA.30b (8. Auflage: II/B.05) nach Strunz 02.04.01.03 nach Dana |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | orthorhombisch-disphenoidal; 222[1] |
Farbe | bleigrau |
Strichfarbe | grauschwarz |
Mohshärte | 2,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 7,40 bis 7,53 ; berechnet: 7,65 |
Glanz | Metallglanz |
Transparenz | undurchsichtig |
Bruch | hakig |
Spaltbarkeit | keine |
Habitus | pseudododekaedrische, pseudokubische oder pseudooktaedrische Kristalle; massige Aggregate |
Aguilarit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ag4SeS und bildet skelettförmige, pseudododekaedrische, pseudokubische oder pseudooktaedrische Kristalle, aber auch massige Mineral-Aggregate und Verwachsungen mit Akanthit oder Naumannit.
Frische Kristallflächen glänzen in einem hellen, metallischen Bleigrau. Der Umgebungsluft ausgesetzt, laufen diese allerdings nach einiger Zeit schwarz an.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Aguilarit in der „San Carlos Mine“ bei La Luz im mexikanischen Bundesstaat Guanajuato und beschrieben 1891 durch Friedrich August Genth, der das Mineral nach Señor Ponciano Aguilar (1853–1935) benannte, dem Verwalter der Typlokalität „San Carlos Mine“.[2]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Aguilarit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur > 1:1“, wo er zusammen mit Akanthit, Argentit, Benleonardit, Cervelleit, Empressit, Hessit, Chenguodait (IMA2004-042a), Naumannit, Tsnigriit und Stützit die unbenannte Gruppe II/B.05 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Aguilarit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S > 1 : 1 (hauptsächlich 2 : 1)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Kupfer (Cu), Silber (Ag) und/oder Gold (Au)“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Naumannit die unbenannte Gruppe 2.BA.30b bildet.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Aguilarit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“. Hier ist er zusammen mit Akanthit und Naumannit in der „Akanthitgruppe“ mit der System-Nr. 02.04.01 innerhalb der Unterabteilung „02.04 Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=2:1“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Aguilarit bildet sich bei relativ niedrigen Temperaturen in hydrothermalen, silber- und selenreichen, aber schwefelarmen Lagerstätten. Begleitminerale sind unter anderem Akanthit, Calcit, Naumannit, Proustit, Pearceit, Quarz, Silber und Stephanit.
Weltweit konnte Aguilarit bisher (Stand: 2011) an rund 60 Fundorten nachgewiesen werden. Die am besten entwickelten und mit bis zu 3 cm Länge auch die größten Kristallfunde wurden dabei in seiner Typlokalität „San Carlos Mine“ (La Luz) und in Chontalpan (Guerrero) gemacht, aber auch in der Peñafiel Mine bei Guanajuato, der ebenfalls bei La Luz gelegenen „Santa Rita Mine“, der „Nino Perdido Mine“ bei Nayal und der „Flores de Maria Mine“ bei Rayas (alle im Bundesstaat Guanajuato) fand man Aguilarit.
Weitere Fundorte sind Jagué (La Rioja in Argentinien; Hubei, das Autonomes Gebiet der Inneren Mongolei und Sichuan in China; Böhmen und Mähren in Tschechien; die indonesischen Inseln Java und Sumatra; die japanischen Inseln Hokkaidō, Honshū und Kyūshū; die Nordinsel von Neuseeland; der Föderationskreis Ferner Osten in Russland, die Wüste Kysylkum in Usbekistan sowie die Regionen Colorado, Idaho, Nevada, Utah und Washington in den Vereinigten Staaten (USA).[3]
Kristallstruktur
Aguilarit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe P212121[1] mit den Gitterparametern a = 4,33 Å; b = 7,09 Å und c = 7,76 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle[4].
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Webmineral - Aguilarite (englisch)
- ↑ Friedrich August Genth: Contributions to mineralogy - 1. Aguilarit, a new species. In: American Journal of Science. 1891, S. 402-402 (Volltext).
- ↑ Mindat - Aguilarite (englisch)
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 66.
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 24.
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 422.
Weblinks
- Mineralienatlas:Aguilarit (Wiki)
- Handbook of Mineralogy – Aguilarite (PDF-Datei, englisch)