Walther-Verfahren
Beim Walther-Verfahren zur Rauchgasreinigung handelt es sich um ein Verfahren, das sich sowohl zur Entschwefelung als auch zur Entstickung eignet. Das Verfahren arbeitet nach dem Prinzip der Nasswäsche und verwendet Ammoniaklösung. In der Entschwefelung fällt nach folgender Reaktion Ammoniumsulfat an, das als Düngemittel Verwendung findet:
$ \mathrm {NH_{3}+SO_{2}+H_{2}O\to \ NH_{4}HSO_{3}} $
$ \mathrm {NH_{4}HSO_{3}+NH_{3}\to \ (NH_{4})_{2}SO_{3}} $
$ \mathrm {(NH_{4})_{2}SO_{3}+0,5O_{2}\to \ (NH_{4})_{2}SO_{4}} $
Analog sollte in einem zweiten Anlagenteil Ammoniumnitrat als Düngemittel bei der Entstickung anfallen.
Das Verfahren wurde technisch von der Firma Walther ab den 1970er Jahren entwickelt. Zum ersten großtechnischen Einsatz kam es als Entschwefelung im Jahr 1983 im Großkraftwerk Mannheim (GKM). Die ursprünglich geplante Entstickungsanlage samt Pelletierungsanlage für das produzierte Ammoniumnitrat wurde nie realisiert.
Aufgrund diverser Materialprobleme, fehlendem Ingenieurwissen und der Explosionsgefahr durch das Nebenprodukt Ammoniumnitrat waren mehrfach Stillstände und Nachrüstungen notwendig um einen Dauerbetrieb zu ermöglichen. Da die Frist, bis zu der Neubaukessel mit Rauchgasentschwefelungen ausgestattet sein mussten immer näher rückte und es immer wieder zu Betriebsstörungen an der Prototypanlage kam, entschied sich das GKM eine Kalkwäscheanlage zu errichten und die Waltheranlage anschließend stillzulegen.
Weblinks
- Kleinere Kröte schlucken. In: Der Spiegel. Nr. 22, 1985 (über Probleme mit Entschwefelungsanlagen, online).