Urämietoxin
Unter Urämietoxin versteht man meist stickstoffhaltige Substanzen, die unter anderem für die Symptome der Urämie und Nephropathie verantwortlich sind.
Pathophysiologie
Normalerweise werden die harnpflichtigen Stoffe über die Niere ausgeschieden. Die Konzentration dieser Stoffe kann im Blut ansteigen, wenn es zum Absinken der glomerulären Filtrationsrate z. B. bei Nierenversagen kommt. Die Urämietoxine mit niedriger oder mittlerer molarer Masse lassen sich teilweise durch die Dialyse entfernen. Damit einhergehend ist dann eine Verbesserung der Symptome der Urämie. Bei den persistierenden Symptomen der Urämie wird die hohe Proteinbindung und die daraus folgende niedrige renale Clearance bei den Urämietoxinen verantwortlich gemacht.
Toxine mit niedriger oder mittlerer Molarer Masse
Im Folgenden ist eine Auswahl der Urämietoxine mit der entsprechenden Wirkung aufgelistet:
- Harnstoff
- Endprodukt des Harnstoffzyklus, Marker für die Ausprägung der Niereninsuffizienz, als Urämietoxin hemmt es den NaK2Cl-Cotransport in den Erythrozyten
- Kreatinin
- in hoher Konzentration führt es zur Hämolyse
- Harnsäure
- bei vermutetem protektiven Faktor ist die Schädigung bei Urämie niedrig
- hitzestabiles saures Peptid
- Molare Masse von 1000 bis 2000 Da verantwortlich für die Insulinresistenz bei Urämie
- Pseudouridin
- Hemmung der Aufnahme der Glucose bei Urämie
- Hippursäure
- Hemmung der Aufnahme der Glucose bei Urämie
- Calcitrioltoxin
- hemmt die Synthese des Calcitriol, bindet spezifisch an den Calcitriolrezeptor und führt zur Calcitrioloresistenz
- Cyanat
- durch Carbamylierung reagiert es mit den Aminogruppen von Lysinresten
- AGE
- Kondensationsprodukte primärer Amine mit Aldosen, setzt Zytokine frei, verstärkt die Blutgerinnung, verantwortlich für die vaskulären Spätkomplikationen z. B. bei Diabetes mellitus. Sie sind mit der β2-Mikroglobulin-Amyloidose assoziiert.
- Indoxylsulfat
- es führt durch Sklerosierung der Glomerula zur Progression der Niereninsuffizienz. Hemmung der Erythropoese und Transportmechanismen der Hepatozyten (z. B. Multispecific Organic Anion Transporter (MOAT) für den Gallentransport). Ebenfalls für den Juckreiz bei Urämie verantwortlich.
- Homocystein
- atherogenes Urämietoxin
- Spermin
- Hemmer der Erythropoese
- Methylguanidin
- wird als ein Faktor der urämischen Polyneuropathie betrachtet. Ebenfalls Hämolyse, Hemmung der Pankreassekretion, Hemmung der Eisenaufnahme bei Knochenmarkszellen, Hemmung der DNA-Synthese in den Lymphozyten
- Guanidinsuccinat
- Thrombozytopathie, urämischen Polyneuropathie
- Stickstoffmonoxid
- Thrombozytopathie
- para-Kresol
- Hemmung der Phagozytose der Granulozyten
- Parathormon
- Hemmt Insulinsekretion und Erythropoese. Steht mit Knochenmarksfibrose, durch die verstärkte Calciumaufnahme und -anlagerung im gesamten Organismus für zu vielfältigen Störungen
- β2-Mikroglobulin
- Dialyse-assoziierten Amyloidose
- Malnutritionsfaktor
- physiologisch im Harn ausgeschieden, im Tierversuch hemmt es die Nahrungsaufnahme
Diagnose
Aus Kosten- und Zeitgründen werden meist nur Harnstoff und das Kreatinin bestimmt.
Therapie
Die effektivste Senkung der Urämietoxine besteht in einer Verbesserung der Nierenfunktion bzw. einer ausreichenden Dialysebehandlung.
Quellen
- Baenkler et al.: Innere Medizin, Thieme Verlag, 2001, ISBN 3131287519
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