Trocknungsmittel

Trocknungsmittel

Trocknungsmittel sind Stoffe, die Wasser oder (seltener) andere Lösungsmittel entziehen. Das Wasser kann chemisch gebunden werden, beispielsweise bei Schwefelsäure, Calciumchlorid oder Phosphorpentoxid, oder die Trocknung kann durch Adsorption erfolgen, wie etwa bei Molekularsieb oder Bentonit. Man unterscheidet zwischen statischer und dynamischer Trocknung. Bei der statischen Trocknung wird dem zu trocknenden Stoff das Trocknungsmittel zugesetzt und wieder entfernt, bei der dynamischen Trocknung durchfließt die gasförmige oder flüssige zu trocknende Substanz das Trocknungsmittel.

Trocknungsmittel werden in der Industrie eingesetzt, um Materialien im Laufe der Produktion zu trocknen, um Endprodukte vor unerwünschtem Durchnässen zu schützen, oder als chemisches Mittel gegen physikalisch bedingte Wasserabgabe oder Kondensation. Dies dient der Langlebigkeit eines Produktes, da hierdurch auch Korrosion und unerwünschte Oberflächenveränderungen eines Werkstoffes vermieden werden können.

Das am häufigsten eingesetzte Trocknungsmittel ist Luft. Man spricht von Lufttrocknung. Diese wird in nahezu allen Bereichen handwerklicher oder industrieller Fertigung verwendet.

Beispiele:

  • Trocknung von Hölzern im Instrumentenbau oder der Möbelindustrie.
  • Trocknung von Lebensmitteln als Mittel der Konservierung.
  • Trocknung von Textilien auf der Wäscheleine.
  • Wirbelschichttrocknung von Natriumchlorid (Salz).


Oft werden auch chemische Verbindungen mit besonderer innerer Struktur als Trocknungsmittel eingesetzt.[1] Man verwendet sie, um Bauteile oder hochwertige Komponenten eines Produktes vor Korrosion oder Kondensation von Wasserdampf zu schützen.
Solche Mittel sind z.B. Silicagel oder Zeolithe. In organisch-chemischen Labors werden oft wasserfreies Natriumsulfat oder Magnesiumsulfat als Trocknungsmittel verwendet. Diese schließen aufgrund ihrer chemischen und strukturellen Beschaffenheit Wassermoleküle ein und ändern im Anschluss daran durch intermolekulare Kräfte ihre räumliche Molekülstruktur. Wassermoleküle können so nicht mehr aus der Struktur entweichen und bleiben gebunden.
Durch Wärmeeinwirkung können diese Trocknungsmittel regeneriert werden, das gebundene Wasser wird so ausgetrieben und das Trocknungsmittel ist erneut verwendbar.
Blaugel besteht ebenfalls aus Silicagel, enthält jedoch einen Indikator-Farbstoff, der den Grad der Wasseraufnahme anzeigt (blau = trocken bzw. rosa = feucht). Orangegel basiert ebenfalls auf Silicagel als Trocknungsmittel, es wird lediglich ein anderer Indikator zur Anzeige der weiteren Verwendbarkeit benutzt.

Bei besonders hohen Anforderungen an die Trockenheit von Lösungsmitteln (Beispiel: Diethylether) wird mit frisch gepresstem (blankem) Natriumdraht getrocknet. Dabei reagiert das Natrium mit Wasserresten irreversibel zu Natriumhydroxid und gasförmig entweichendem Wasserstoff.

Beispiele:

  • Trockenhaltung von optischen, feinmechanischen und elektronischen Bauteilen
    • beim Transport innerhalb der Verpackung
    • zum Trockenhalten abgeschlossener Volumina (Gehäuse, optische Komponenten, Laser)
  • Trocknungsmittel im Raum zwischen den Scheiben von Isolierglas
  • Trocknung von Lösungsmitteln im chemischen Labor

Es gab auch Versuche, Silica-Gel zum Auftriebsausgleich bei Luftschiffen zu verwenden, um durch Wasseraufnahme aus der Luft die Masse des verbrauchten Treibstoffes zu ersetzen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Brockhaus ABC Chemie, VEB F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1965, S. 1440–1441.