Teer

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Holzteer.

Teer (von mittelniederdeutsch: ter „Holzteer, Harz“, aus germanisch *trewo- „Baum“) ist ein bräunliches bis schwarzes, zähflüssiges Gemisch organischer Verbindungen, das durch zersetzende thermische Behandlung (Pyrolyse) organischer Naturstoffe gewonnen wird.[1] Eine andere, ältere Bezeichnung für Teer ist Goudron (das französische Wort für Teer), zum Beispiel in „Goudronanstrich“.

Als Teersee bezeichnet man veraltete Deponien für flüssige Industrieabfälle. Umgangssprachlich werden manchmal auch Asphaltseen fälschlicherweise als „Teersee“ bezeichnet.

Produkte, die bei nichtzersetzender Destillation entstehen, heißen Bitumen.

Gewinnung

Teerofen zur Holzverschwelung, Seite mit der Heizöffnung

Teer kann aus verschiedenen organischen Verbindungen stammen, so gibt es z. B. Schieferteer, Holzteer oder den bei der Verschwelung von Steinkohle entstehenden Tieftemperaturteer (Schwelteer). Besonders große Bedeutung hat Hochtemperaturteer (Kokereiteer), der bei der Verkokung von Steinkohle als zähe schwarze Flüssigkeit entsteht. Braunkohlenteer entsteht durch thermische Zersetzung von Braunkohle. In Abhängigkeit von der Zersetzungstemperatur wird zwischen Braunkohlenschwelteer und Braunkohlenhochtemperaturteer unterschieden. Torfteer kann analog auch aus Torf gewonnen werden. Aus Fett kann man Fettteer herstellen, aus zerkleinerten entfetteten Knochen gewinnt man Knochenteer (Hirschhornöl, Tieröl).[2]

Verwendung

Teeröle können zur Gewinnung von Aromaten wie beispielsweise Naphthalin, Anthracen und Phenanthren sowie zur Produktion von Imprägnierölen für den Holzschutz und zur Herstellung von Ruß genutzt werden.

Steinkohlenteeröl hat nach wie vor eine große Bedeutung für den industriellen Holzschutz, z. B. für Eisenbahnschwellen oder Energieleitermasten. Es wurde in den letzten Jahren weiterentwickelt, um seine Umweltverträglichkeit zu verbessern.

Entgegen der im allgemeinen Sprachgebrauch für das Einbauen von Asphalt auf Straßen verwendeten Bezeichnung teeren ist Teer seit den 1970er Jahren in Deutschland (in den neuen Bundesländern seit 1990) für den Einsatz im öffentlichen Straßen- und Wegebau verboten und vollständig durch Bitumen ersetzt.

In manchen Fällen wurde auch so genanntes Carbobitumen (auch Pechbitumen) verwendet. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Bitumen und Teer. Diese Mischform ist ebenso wie der reine Teer als gesundheitsschädlich einzustufen und muss gesondert entsorgt werden.

Gefahren

Langzeitiges Einwirken des Teers auf der Haut kann Hautveränderungen hervorrufen, die im schlimmsten Fall krebsverursachend sind. Teerpräparate werden in der Medizin allerdings auch als äußerlich anwendbare Arzneimittel gegen Hautkrankheiten genutzt, da sie juckreizstillend, keimtötend und durchblutungsfördernd wirken.

Der Grund für das Verwendungsverbot von Teer im öffentlichen Bereich ist das Risiko für die Umwelt und die Gesundheit, insbesondere bei dessen Verarbeitung. Bei Kontakt mit Wasser können polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) ins Grundwasser gelangen. Teer wurde im Straßen- und Wegebau durch Bitumen ersetzt. Als Asphalt wird das Baustoffgemisch aus Gesteinskörnungen und dem Bindemittel Bitumen bezeichnet.

Wenn heute bei Straßenbauarbeiten bitumenhaltige Schichten aufgebrochen werden sollen, bei denen ein Verdacht auf Teerhaltigkeit besteht, geben Schnelltests mit UV-Licht oder Sprays beispielsweise mit Silberiodid vorläufigen Aufschluss darüber. Zur weiteren Analyse werden bei positivem Testergebnis Proben genommen, an denen im Labor der PAK-Wert (EPA) nach E DIN ISO 18287 bestimmt und aufgrund des Ergebnisses eine bestimmte Entsorgung vorgenommen wird. PAK entweichen aber nur bei hohen Temperaturen. Aus diesem Grund ist ein Kaltrecycling einer Teerstraße unproblematisch. Der recycelte, d. h. zerkleinerte Teer kommt allerdings nur in den unteren Straßenschichten in begrenzten Mengen zum Einsatz.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Tar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Wiktionary Wiktionary: Teer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Otto-Albrecht Neumüller (Herausgeber): Römpps Chemie Lexikon, Frank'sche Verlagshandlung, Stuttgart, 1983, 8. Auflage, S. 4137, ISBN 3-440-04513-7.
  2. Brockhaus ABC Chemie, VEB F. A. Brockhaus Verlag Leipzig 1965, S. 1376−1380.

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