Strunzit
Strunzit | |
Nadeliger Strunzit aus Hagendorf, Oberpfälzer Wald, Bayern, Deutschland | |
Chemische Formel |
MnFe23+[OH|PO4]2 • 6H2O |
Mineralklasse | Phosphate, Arsenate und Vanadate 8.DC.25 (8. Auflage: VII/D.11) nach Strunz 42.11.09.01 nach Dana |
Kristallsystem | triklin (pseudo-monoklin) |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | triklin-pinakoidal $ {\bar {1}} $ [1] |
Farbe | Gelbbraun, Hellgelb |
Strichfarbe | Blassgelb bis Weiß |
Mohshärte | 4 |
Dichte (g/cm3) | 2,47 bis 2,56 |
Glanz | Glasglanz |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | uneben |
Spaltbarkeit | keine |
Habitus | nadelig, faserig |
Zwillingsbildung | nach $ \lbrace 1{\bar {2}}0\rbrace $ |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 1,619 bis 1,625 ; nβ = 1,640 bis 1,670 ; nγ = 1,696 bis 1,720 [2] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,077 bis 0,095 [2] ; zweiachsig negativ |
Optischer Achsenwinkel | 2V = gemessen: 75° bis 80° ; berechnet: 86° [2] |
Pleochroismus | schwach: x = fast farblos, y = gelbbraun, z = dunkel gelbbraun |
Strunzit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung MnFe23+[OH|PO4]2 • 6H2O[3] und entwickelt meist durchscheinende, nadelige bis haarige Kristalle und radialstrahlige, büschelige Mineral-Aggregate bis etwa 2 cm Länge in den Farben Hellgelb bis Gelbbraun.
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden wurde Strunzit 1957 in der „Grube Cornelia“ bei Hagendorf in der Oberpfalz und beschrieben durch Clifford Frondel, der das Mineral zu Ehren von Karl Hugo Strunz (1910-2006) nach diesem benannte.
Typmaterial des Minerals liegt unter anderem in der Harvard University in den USA (Nr. 106288–106301).
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Strunzit zur allgemeinen Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“.
Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Strunzit ebenfalls in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen und dem Verhältnis der zusätzlichen Anionen zum Kationenkomplex RO4, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen, (OH, etc.):RO4 = 1:1 und < 2:1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Ferristrunzit, Ferrostrunzit und Metavauxit die unbenannte Gruppe 8.DC.25 bildet.
Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Strunzit ebenfalls in die Klasse der „“ und dort in die Abteilung der „“. Dort ist er ebenfalls zusammen mit Ferristrunzit und Ferrostrunzit in der unbenannten Gruppe 42.11.09 innerhalb der Unterabteilung „Hydratisierte Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)4(XO4)3Zq • x(H2O)“
Bildung und Fundorte
Strunzit bildet sich als typisches Sekundärmineral in granitischem Pegmatit durch Verwitterung verschiedener, primärer Phosphate, meist aber Triphylin. Entsprechend findet sich das Mineral auch meist in Paragenese mit Triphylin, aber auch mit Laueit, Rockbridgeit und vielen anderen Mn–Fe-Phosphaten.
Weltweit konnte Strunzit bisher an rund 80 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in La Victoria (San Alberto) in Argentinien; bei Mons im belgischen Hennegau; in mehreren Regionen von Minas Gerais in Brasilien; in Deutschland neben seiner Typlokalität Hagendorf (Oberpfalz) noch in anderen Regionen von Bayern und bei Uentrop (Arnsberg) in NRW; bei Orivesi in Finnland; in den französischen Provinzen Limousin und Midi-Pyrénées; bei Anloua in Kamerun; bei Kōbe in Japan; bei Karibib in Namibia; Herzogberg bei Kindberg in Österreich; in den portugiesischen Regionen Guarda, Viana do Castelo und Viseu; bei Norrö im Södermanland in Schweden; auf der Isole di Brissago (Lago Maggiore) in der Schweiz; im tschechischen Böhmen; in England im Vereinigten Königreich (Großbritannien) sowie in den US-amerikanischen Regionen Alabama, Connecticut, Maine, New Hampshire, New Jersey, North Carolina und South Dakota.[2]
Kristallstruktur
Strunzit kristallisiert triklin in der Raumgruppe $ P{\bar {1}} $ mit den Gitterparametern a = 10,23 Å; b = 9,84 Å; c = 7,28 Å; α = 90,2°; β = 98,4° und γ = 117,4° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Webmineral - Strunzite (englisch)
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Mindat - Strunzite (englisch)
- ↑ 3,0 3,1 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 499.
Literatur
- Clifford Frondel: Strunzite, a New Mineral. In: Die Naturwissenschaften, Band 45, Ausgabe 2, ISSN 1432-1904, S. 37-38
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 647-648.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 180.
Weblinks
- Mineralienatlas - Strunzit
- Mineralienlexikon - Strunzit
- Handbook of Mineralogy (englisch, PDF 65,6 kB)