Stilbit
Stilbit | |
Stilbit (farblos, weiß) und Apophyllit (grün) | |
Andere Namen |
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Chemische Formel |
NaCa2Al5Si13O36·14H2O |
Mineralklasse | Silikate und Germanate 9.GE.10 (8. Auflage: VIII/J.23) nach Strunz 77.01.04 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-prismatisch 2/m[1][2] |
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) | C2/m (Raumgruppen-Nr. 12) |
Farbe | farblos, gelblich, grau, braun |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 3,5 bis 4 |
Dichte (g/cm3) | 2,1 bis 2,2 |
Glanz | glasglänzend |
Transparenz | durchsichtig bis kantendurchscheinend |
Bruch | uneben |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {010} |
Habitus | prismatische, tafelige Kristalle; körnige bis massige Aggregate |
Zwillingsbildung | Durchdringungszwillinge |
Stilbit (auch Desmin[3] oder Blätterzeolith) ist eine Sammelbezeichnung für die beiden Minerale Stilbit-Ca und Stilbit-Na.
Beide Minerale gehören der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ an und bilden die Endglieder einer Mischreihe mit den chemischen Zusammensetzungen:
Stilbite kristallisieren im monoklinen Kristallsystem und entwickeln überwiegend durchsichtige bis durchscheinende, prismatische oder tafelige Kristalle, sowie komplexe Durchdringungszwillinge und garbenförmige Mineral-Aggregate, die entweder farblos oder von weißer, gelblicher, rosa bis rötlicher und brauner Farbe sind. Auch körnige bis massige Aggregate sind bekannt
Besondere Eigenschaften
Beide Endglieder zeigen nur geringe Unterschiede in den optischen Eigenschaften:
Mineral | Brechzahlen | Doppelbrechung | opt. Orientierung | Dispersion der opt. Achsen |
---|---|---|---|---|
Stilbit-Ca [5] | nα = 1,484 bis 1,500 nβ = 1,492 bis 1,507 nγ = 1,494 bis 1,513 |
δ = 0.010 bis 0.013 | zweiachsig negativ | 76° bis 78° |
Stilbit-Na [6] | nα = 1,479 bis 1,492 nβ = 1,485 bis 1,500 nγ = 1,489 bis 1,505 |
δ = 0.010 bis 0.013 | zweiachsig negativ | 76° bis 78° |
Stilbite sind in Salzsäure nur schwer löslich.
Etymologie und Geschichte
Stilbit wurde 1756 von Axel Frederic Cronstedt entdeckt und 1796 von René-Just Haüy beschrieben und nach dem griechischen Wort „stilbe“ für Glanz wegen seines starken glas- bis permuttartigen Glanzes auf den Spaltflächen benannt.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörten Stilbit-Ca und Stilbit-Na zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate), mit Zeolithen“, wo sie zusammen mit Barrerit, Brewsterit-(Ba), Brewsterit-(Sr), Epistilbit, Goosecreekit, Heulandit-(Ba), Heulandit-(Ca), Heulandit-(K), Heulandit-(Na), Heulandit-(Sr), Klinoptilolith-(Ca), Klinoptilolith-(K), Klinoptilolith-(Na) und Stellerit die Untergruppe „Blätterzeolithe I“ mit der System-Nr. VIII/J.23 innerhalb der Zeolithgruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet Stilbit-Ca und Stilbit-Na ebenfalls in die Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zeolithischem H2O; Familie der Zeolithe“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Bindungsform der Gerüste, so dass die beiden Minerale entsprechend ihrer Zusammensetzung in der Unterabteilung „Tafeln mit 4-4-1-1 Struktureinheiten“ zu finden sind, wo sie ohne weitere Mitglieder die unbenannte Gruppe 9.GE.10 bilden.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet die Stilbite in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Zeolith-Gruppe“ ein. Hier sind sie zusammen mit Heulandit-Ca, Heulandit-Na, Heulandit-K, Heulandit-Sr, Heulandit-Ba, Klinoptilolith-K, Klinoptilolith-Na, Klinoptilolith-Ca, Stellerit und Barrerit in der Gruppe „Heulandit und verwandte Arten“ mit der System-Nr. 77.01.04 innerhalb der Unterabteilung der „Echten Zeolithe“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Stilbite bilden sich durch hydrothermale Vorgänge in Blasenräumen in Vulkaniten (Basalte und Basaltmandelsteine), Erzlagern bzw. -gängen oder in der Nähe von Thermalquellen, aber auch in Sedimentgesteinen und finden sich häufig in Paragenese mit Cavansit, Apophyllit und Calcit sowie mit verschiedenen anderen Zeolithen.
Stilbit-Ca wurde bisher an 146 Fundorten[5] (Stand: 2009) nachgewiesen werden und findet sich damit um vieles häufiger als Stilbit-Na, der bisher an 14 Fundorten[6] nachgewiesen wurde.
Fundorte für Stilbit-Ca sind unter anderem Bertrix in Belgien; Santa Catarina in Brasilien; Bayern, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen in Deutschland; Frankreich; England, Nordirland und Schottland in Großbritannien; Nova Scotia und Québec in Kanada; Indien; mehrere Regionen in Italien; Steiermark und Tirol in Österreich; die Regionen des Ural und Ost-Sibirien in Russland; Schweden; Schweiz; Böhmen und Mähren in Tschechien; Ukraine; Ungarn; sowie viele Regionen in den USA.
Fundorte für Stilbit-Na sind unter anderem South Australia und Victoria in Australien; Indien; Piemont und Sardinien in Italien; sowie einige Regionen der USA.
Morphologie
Die Kristalle des Stilbits haben oft ein charakteristisches, garbenförmiges Aussehen mit den augenscheinlich orthorhombischen Kombinationen {010}, {100} oder {111}. Tatsächlich handelt es sich jedoch um monokline Durchkreuzungszwillinge nach (010) und (001).
Struktur
Beide Stilbite kristallisieren im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12) mit den Gitterparametern a = 13,63 Å ; b = 18,17 Å; c = 11,31 Å und β = 129,17° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle. [1][2]
Ähnlich wie beim Heulandit sind auch die Formeleinheiten des Stilbits zu einem Gerüst verknüpft. Beim Stilbit besteht dieses jedoch aus Kanälen mit Zehnerringen parallel zur a-Achse und Achterringen parallel zur c-Achse. [3]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Webmineral - Stilbite-Ca (englisch)
- ↑ 2,0 2,1 Webmineral - Stilbite-Na (englisch)
- ↑ 3,0 3,1 Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 128.
- ↑ 4,0 4,1 IMA/CNMNC List of Mineral Names (englisch, PDF 1,8 MB; S. 269)
- ↑ 5,0 5,1 MinDat - Stilbite-Ca (englisch)
- ↑ 6,0 6,1 MinDat - Stilbite-Na (englisch)
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 793.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0. (Stilbit-Ca)
Weblinks
- Mineralienatlas:Stilbit-Ca und Mineralienatlas:Stilbit-Na (Wiki)