Repellent

Repellent

Als Repellent (von lat. repellere „vertreiben“, „zurückstoßen“) – auch Repellens, Repulsivstoff oder Vergrämungsmittel – wird ein Wirkstoff bezeichnet, der von einem Organismus über den Geruchssinn wahrgenommen wird und der diesen abschreckt, ohne ihn zu töten.[1] Vor allem im englischen Sprachraum werden zu den Repellentien auch physikalische Methoden gezählt, die Organismen vertreiben oder zurückstoßen wie elektrische Weidezäune oder Ultraschallquellen (Repeller).

Repellentien werden gegen unterschiedliche Organismen eingesetzt, die vom Anwender als „Schadorganismen“ oder an einem bestimmten Ort unerwünschte Organismen angesehen werden. Als Zielorganismen kommen heute Gliederfüßer, Fische, Säugetiere oder auch Menschen in Betracht.

Repellentien gegen Gliederfüßer

Diese Gruppe der Repellentien werden vor allem gegen Blut saugende, krankheitsübertragende Gliederfüßer wie Stechmücken, Bremsen oder Zecken eingesetzt. Sie sollen diese Organismen vor allem von Mensch und Tier, selten auch von Pflanzen fernhalten.

Als natürliche Repellentien verwendet werden vor allem ätherische Öle von Gewürznelken und verschiedenen Vertretern der Lippenblütler (vor allem Basilikum, Minzen, Lavendel, Salbei oder Thymian), der Myrtengewächse (Eukalypten und Teebaum), der aromatischen Süßgräser (Citronella, Zitronengras und Palmarosa) sowie der Pelargonien und Zedern. Die abschreckende Wirkung von ätherischen Ölen ist allerdings nur kurz, vor allem wenn sie in Verdünnung eingesetzt werden.[2] Die Stiftung Warentest testete im Jahre 2004 unter anderem fünf Repellentien, deren Hauptwirkstoffe Mischungen aus ätherischen Ölen waren. Die Mittel waren entweder vollkommen unwirksam oder schützten durchschnittlich weniger als eine Stunde gegen Mückenstiche.[3] Bei den Tests im Jahr 2010 wurden ebenfalls fünf Produkte auf der Basis ätherischer Öle untersucht. Ein Mittel mit Geraniol schützte je nach Mückenart eine bis drei Stunden vor Stichen, ein weiteres mit einer Mischung aus ätherischen Ölen eine bis gut zweieinhalb Stunden. Die übrigen drei Produkte schützen nicht oder weniger als eine Stunde.[4] Unter den pflanzlichen Wirkstoffen ist PMD (p-Menthan-3,8-Diol, auch Citriodiol) der bisher wirksamste, der in Insektenrepellentien eingesetzt wird. Es kann je nach Formulierung Schutzzeiten von mehreren Stunden gewährleisten. Ursprünglich aus den Destillationsrückständen nach der Extraktion des ätherischen Öles aus Zitroneneukalyptus (Corymbia citriodora, Syn. Eucalyptus citriodora) gewonnen, wird es inzwischen häufig auch chemisch synthetisiert.[5][6] (PMD ist kein Bestandteil des ätherischen Öles des Zitroneneukalyptus.)

Künstliche Repellentien gegen Gliederfüßer sind beispielsweise Diethyltoluamid (DEET), Icaridin (Picaridin) oder IR3535 (Ethylbutylacetylaminopropionat). Je nach Produkt und Formulierung konnten bei diesen Wirkstoffen Schutzzeiten von mehreren Stunden gegen Stechmücken beobachtet werden.[4][7] Repellent-Präparate zur Anwendung auf der Haut sind in den Produktformen Lösung, Aerosol-Spray, Pump-Spray, Schaum, Stift, Roller, Emulsion, Gel und als getränkte Tücher im Handel. Die wichtigsten Produkte – Lösungen, Sprays und Emulsionen – basieren auf alkoholischen bzw. wässrig-alkoholischen Lösungen oder kosmetischen Emulsionen. Pflegende und feuchtigkeitsbindende Substanzen und Parfümkomponenten verbessern die kosmetischen Eigenschaften.[8]

Bei Hunden wird gegen Flöhe und Zecken vor allem das sowohl als Insektizid wirksame, aber auch Gliederfüßer vergrämende Pyrethroid Permethrin eingesetzt. Pyrethroide sind synthetisch hergestellte Abarten des Pyrethrums, welches natürlicherweise in Chrysanthemen vorkommt. Sie werden ebenfalls verwendet, um Bettnetze oder Kleidungsstücke für Gliederfüßer abschreckend zu machen.[7]

Repellentien gegen Gliederfüßer stellen in Regionen mit einem hohen Risiko der Übertragung von Krankheitserregern eine wichtige vorbeugende Maßnahme gegen Infektionen dar. In den gemäßigten Zonen Europas ist der Einsatz von Repellentien gegen Zecken neben nahezu vollständiger Bedeckung der Haut durch Kleidung und FSME-Schutzimpfung eine sinnvolle Schutzmaßnahme.

Hai-Repellentien

Als erste Epoche der ernsthaften Erforschung von Repellentien gegen Haie wird die Zeit des Zweiten Weltkriegs angesehen. Zu dieser Zeit suchte das Militär das scheinbare oder auch reale Risiko für notgewasserte Flugzeugbesatzungen oder in Seenot geratene Seeleute zu minimieren. Die Forschungen ergaben zusammen mit historischen Erfahrungen, dass Haie wirksam durch den „Geruch“ von toten Haien vertrieben werden. Entscheidende Bestandteile dieses Geruchs schienen gewisse Kupferverbindungen wie Kupfersulfat und Kupferacetat zu sein. Diese Verbindungen wurden mit anderen Inhaltsstoffen vermischt, die den Geruch des Körpers eines toten Hais imitieren sollten, um so im Wasser befindliche Menschen zu schützen. Als Hai-Repellent für Seeleute war jahrelang eine Zubereitung aus Kupferacetat und Farbstoffen üblich. Spätere Forschungen haben ergeben, dass diese Zubereitung für ihre Zweckbestimmung nahezu unwirksam war.

Auch heute wird noch nach einem wirksamen Hai-Repellent gesucht. Am wirksamsten erwiesen sich bisher jedoch physikalische Maßnahmen, wie Geräte, die durch elektrische Felder das empfindliche Seitenlinienorgan der Haie stören.

Repellentien gegen Säugetiere

Repellentien basieren grundsätzlich auf dem Prinzip, die natürliche Abneigung eines Tieres gegen etwas auszunutzen. Der ausgewählte Gegenstand der Abneigung ist meistens etwas, welches das Tier in seiner natürlichen Umgebung zu meiden gelernt hat oder auch instinktiv meidet. Manche Tiere werden von allen Gegenständen vergrämt, die den Geruch des Urins eines bestimmten Raubtiers tragen. So ist der Urin eines Tigers ein sehr effektives Repellent gegen viele Säugetiere. Koyotenurin hat eine gewisse Bedeutung beim Vergrämen von Hirschen erhalten. Der Geruch des Urins von Füchsen ist wirksam, um Kaninchen, Waldmurmeltiere, Eichhörnchen und Streifenhörnchen zu vertreiben. Der Urin von Rotluchsen vergrämt Maulwürfe, Mäuse, Wühlmäuse und andere Nagetiere. Der Geruch von Wolfsurin vertreibt Elche.

Es gibt Tiere, die sich selbst durch Repellentien zu schützen suchen. Sie verbreiten, meistens wenn sie angegriffen werden, Stoffe, die sich durch widerlichen Gestank auszeichnen. Zu ihnen zählen z. B. bestimmte Wanzen wie die Bettwanze oder die grüne Stinkwanze. Die prominentesten Vertreter dieser Gruppe sind jedoch die Stinktiere oder Skunks. Sie verspritzen zu ihrer Verteidigung ein geruchsintensives Analdrüsensekret, das als Repellent vor allem die Alkanthiole (auch als Mercaptane bekannt) E-2-Buten-1-thiol und 3-Methylbutanthiol enthält. Die Wirkstoffe des Analdrüsensekrets werden inzwischen synthetisch hergestellt und in Zubereitungen zum Vergrämen von Hunden und Katzen, in Einzelfällen auch gegen Menschen verwendet.

Weitere synthetisch hergestellte Repellentien sind

Einzelnachweise

  1. Definition partiell nach: Matthias Schaefer: Wörterbuch der Ökologie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2003. ISBN 3-8274-0167-4.
  2. S. Moore, A Lenglet & N. Hill (2007): Plant-based Insect Repellents. In: Insect Repellents: Principles, Methods, and Uses. Herausgegeben von M. DEbboun, S.P. Frances & D. Strickman. Boca Raton, London, New York: CRC Press. ISBN 978-0-8493-7196-7.
  3. Stiftung Warentest: Test Mückenmittel (2004)
  4. 4,0 4,1 Stiftung Warentest: Test Mückenmittel (2010)
  5. S.P. Carroll & J. Loye (2006): PMD, a registered botanical repellent with DEET-like efficacy. Journal of the American Mosquito Control Association, 22: 507-514.
  6. S.J. Moore et a. (2007): A low-cost repellent for malaria vectors in the Americas: results of two field trials in Guatemala and Peru. Malaria Journal 6. http://www.malariajournal.com/content/6/1/101
  7. 7,0 7,1 A. Rose & U. Kröckel: Prävention vektoriell übertragener Infektionen. In: B. Rieke, Th. Küpper & C.M. Muth (Hg.): Moderne Reisemedizin. Handbuch für Ärzte, Apotheker, Reisende. Gentner Verlag, Stuttgart 2010, 326-337. ISBN 978-3-87247-708-8 (Buchkapitel online verfügbar).
  8. Umbach, Wilfried: Kosmetik und Hygiene, 3. Auflage, WILEY-VCH Verlag Weinheim, 173-177 (2004).

Weblinks