Okenit

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Okenit
Okenite-190200.jpg
Okenit Druse aus Jalgaon, Maharashtra, Indien (Größe: 22,5 x 16,4 x 9,4 cm)
Chemische Formel

Ca10[Si6O16|(Si6O15)2] · 18 H2O[1]

Mineralklasse Silikate und Germanate
9.EA.40 (8. Auflage: VIII/G.01) nach Strunz
72.03.02.05[2] nach Dana
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin triklin-pinakoidal; 1
Farbe Weiß bis schwach Gelblich; Farblos in dünnen Schichten
Strichfarbe Weiß
Mohshärte 4,5 bis 5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,28 bis 2,33 ; berechnet: 2,33[3]
Glanz Glasglanz bis Perlglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch uneben bis muschelig
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}[3]
Habitus blattförmig, nadelig, radialstrahlig
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,512 bis 1,532 nβ = 1,514 bis 1,535 nγ = 1,515 bis 1.542[4]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
δ = 0,003 bis 0,010[4] ; zweiachsig negativ
Optischer Achsenwinkel 2V = 60° (gemessen), 68° bis 70° (berechnet)[4]
Pleochroismus fehlt

Okenit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemisch Zusammensetzung Ca10[Si6O16|(Si6O15)2] · 18 H2O[1], ist also ein wasserhaltiges Calcium-Schichtsilikat.

Okenit entwickelt überwiegend blatt- bis nadelförmige Kristalle in radialstrahligen, kugelförmigen Mineral-Aggregaten von weißer bis gelblicher Farbe.

Besondere Eigenschaften

Vor dem Lötrohr bläht sich Okenit auf und schmilzt zu weißem Glas.[5]

Etymologie und Geschichte

Entdeckt wurde Okenit zusammen mit vielen anderen Mineralen von Major Petersen, der die Proben bei „Kudlisat am Waygat“ auf der Diskoinsel (Kalaallisut: Qeqertarsuaq) in Grönland einsammelte und der akademischen Sammlung in München übergab, wo der Okenit zunächst als eine Varietät von Faserzeolith aufbewahrt wurde. Durch genauere Analyse des Material stellte Franz von Kobell jedoch 1828 fest, dass es sich um eine eigenständige Mineralart handeln musste und bezeichnete diese in seiner Vorlesung über das Mineral in der Versammlung deutscher Naturforscher in Berlin im September 1828 zu Ehren des Naturforschers und Stifters der Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte Lorenz Oken als Okenit.

In den kurz nach der Versammlung herausgegebenen Archiv-Aufzeichnungen von Karl Wilhelm Gottlob Kastner findet sich allerdings zunächst der Mineralname Ockenit[6]. Dieser wird erst im Nachtrag zu Okenit korrigiert, da er sich als Rechtschreibfehler in den handschriftlichen Aufzeichnungen von Kobell herausstellt, der versehentlich ohne Korrektur in Druck gebracht wurde.[7]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Okenit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Übergangsstrukturen zwischen Ketten- und Schichtsilikaten“, wo er nach der letzten Aktualisierung (2008) als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe VIII/G.01[8] bildet.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Okenit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings direkt in die Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der „Einfachen Tetraedernetze mit 4, 5, (6) und 8 beteiligten Ringen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.EA.40 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Okenit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Schichtsilikate: Zweidimensionale unbegrenzte Lagen mit anderen als sechsgliedrigen Ringen“ ein. Hier ist er zusammen mit Tobermorit, Klinotobermorit, Plombierit, Riversideit, Tacharanit, Nekoit und Oyelith in der „Tobermoritgruppe (5- und 8-gliedrige Ringe)“ mit der System-Nr. 72.03.02 innerhalb der Unterabteilung der „Schichtsilikate: Zweidimensionale unbegrenzte Lagen mit anderen als sechsgliedrigen Ringen: 3-, 4-, oder 5-gliedrige Ringe und 8-gliedrige Ringe“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Okenit auf Prehnit (grün) aus Indien

Okenit bildet sich aus hydrothermalen Lösungen in Basalt-Hohlräumen. Begleitminerale sind unter anderem verschiedene Zeolithe und Apophyllite sowie Calcit, Prehnit und Quarz (z.B. als Chalcedon).

Als seltene Mineralbildung konnte Okenit bisher (Stand: 2012) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei rund 60 Fundorte als bekannt gelten.[4] In Grönland trat Okenit bisher nur an seiner Typlokalität Diskoinsel auf.

Bekannt für seine reichhaltigen Okenitfunde in Form von kugeligen Aggregaten in Basalt-Hohlräumen ist vor allem die Gegend um Poona in Indien.[9]

In Deutschland fand sich Okenit unter anderem am Teichelberg und am Steinbruch Zeilberg in Bayern sowie am Steinbruch Bramburg in Niedersachsen. Der bisher einzige bekannte Fundort in Österreich liegt an der Brucker Schnellstraße, nahe dem Tunnel Kirchdorf in der Steiermarker Gemeinde Pernegg an der Mur.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in der Antarktis, in Australien, Aserbaidschan, Chile, Costa Rica, Dänemark, Island, Israel, Italien, Kanada, Mexiko, Neuseeland, Norwegen, Rumänien, Russland, der Ukraine, Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika.[4]


Kristallstruktur

Okenit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 9,69 Å; b = 7,28 Å; c = 22,02 Å; α = 92,7°; β = 100,1° und γ = 110,9° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[1]

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Okenit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2  Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 661.
  2. Webmineral - Okenite
  3. 3,0 3,1 John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Okenite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 72,3 kB)
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Mindat - Okenite
  5.  Friedrich Klockmann, Paul Ramdohr, Hugo Strunz (Hrsg.): Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978 (Erstausgabe: 1891), ISBN 3-432-82986-8.
  6. Archiv für die gesammte Naturlehre, Band 14 (S. 333-337) in der Google Buchsuche
  7. Archiv für die gesammte Naturlehre, Band 14 S. 493) in der Google Buchsuche
  8.  Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
  9.  Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 243 (Dörfler Natur).

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