Meterstab
Ein Meterstab, auch Zollstock, Maßstab (eigentlich irreführende Bezeichnung), genauer Gliedergelenkstabmaß, umgangssprachlich auch als Meter(-maß) bezeichnet, ist ein Messgerät zur Bestimmung von Längen bis zu 3 Metern, wobei die übliche Gesamtlänge 2 Meter (der sog. Doppelmeter) sind.
Das Wort Metermaß bezeichnet neben dem Meterstab auch andere einfache Messgeräte, wie das Bandmaß (meist 1,5 Meter) für Textilien oder das Bandmaß, der sogenannte Rollmeter. In Sachsen wird der Meterstab „Schmiege“ genannt.
Beschaffenheit
Der Meterstab oder Gliedermaßstab besteht aus kurzen Holz-, Kunststoff- oder Metallstreifen, die an den Enden durch genietete Achsen miteinander verbunden sind. Dadurch ist er zusammenlegbar. Auseinander geklappt hat er meist eine Gesamtlänge von einem oder zwei Metern, manchmal auch drei Meter. Die meisten Gliedermaßstäbe sind 2 Meter lang, bestehen aus zehn Gliedern und lassen sich auf eine Länge von gut 20 Zentimeter zusammenfalten. Ein Meterstab von nur einem Meter Länge lässt sich je nach Anzahl der Glieder auf ca. 10 Zentimeter oder 20 Zentimeter zusammenfalten. Früher waren Gliedermaßstäbe in Zoll geteilt, daher werden sie noch heute gelegentlich als Zollstock bezeichnet. Mittlerweile heute sind sie in Kontinentaleuropa zumeist im metrischen System ausgeführt und in Millimeter und Zentimeter geteilt.
Genauigkeit
Für Längenmessgeräte werden Genauigkeitsklassen nach der EG-Richtlinie 2004/22/EG[1] angegeben. Die Genauigkeitsklasse (auch als EG-Genauigkeitsklasse bezeichnet) findet man zusammen mit der EG-Zulassungsnummer im Anfangsbereich der Maßskala.
Die Fehlergrenzen (positiv oder negativ in mm) werden durch die Formel a + b * L ausgedrückt. Dabei ist L die auf den nächsten vollen Meter aufgerundete Größe der zu messenden Länge, a und b sind der Tabelle zu entnehmen. Ist der begrenzende Teilungsschritt eine Fläche, so wird die Fehlergrenze für einen beliebigen Abstand beginnend an diesem Punkt um den in der Tabelle angegebenen Wert c erhöht.
Genauigkeitsklasse | a (mm) | b (mm/m) | c (mm) |
---|---|---|---|
I | 0,1 | 0,1 | 0,1 |
II | 0,3 | 0,2 | 0,2 |
III | 0,6 | 0,4 | 0,3 |
Maßteilungen
Bei Meterstäben können auf der Vorderseite und Rückseite vereinzelt auch verschiedene Maßeinteilungen vorhanden sein. So verwendet der Tischler oder Zimmerer mitunter eine Seite mit metrischer Einteilung und die Rückseite mit Zoll, da oft die Holzstärken mit Zollmaßen angegeben werden. Andere Meterstäbe verfügen auch über zusätzliche Einteilungen zur einfachen Winkelmessung (siehe Bilder rechts), zur Umrechnung zwischen Durchmesser und Umfang oder eine sogenannte Fliesen-Teilung.
Spezialvariante mit Tiefenmaß (Tirette)
Sehr selten gab es auch Meterstäbe mit Tiefenmaß (beispielsweise von HOWAL). Es bestand, ähnlich wie bei einem Messschieber, aus einem etwa 5 mm breiten, 1 mm starken und etwas über 15 cm langen Metallstreifen mit geprägter Maßeinteilung und einem kleinen Knebel von etwa 2 mm Durchmesser am oberen Ende. Er wurde in einer gefrästen Nut an einem Ende des Meterstabes geführt und konnte über das Ende herausgeschoben werden, um z. B. die Tiefe von Sackbohrungen zu messen. Diese Meterstäbe konnten sich jedoch aufgrund der aufwendigen Fertigung bei gleichzeitiger relativer Ungenauigkeit im Vergleich zu einer „echten“ „Schublehre“ nicht durchsetzen, da ein Tiefenmaß vorwiegend im Metallbereich erforderlich ist, wo herkömmliche Meterstäbe eher unüblich sind.
Ein Tirette wird im Kugelsport Pétanque zum Messen verwendet, wenn der Abstand von mindestens zwei Spielkugeln zum Cochonnet mit dem Bandmaß nicht zu ermitteln ist.
Geschichte und Etymologie
Der Name Zollstock deutet darauf hin, dass früher ein starrer Stab – ein Stock – von der Länge eines Fußes, einer Elle oder eines Klafters, der in Zoll geteilt war, auch entsprechend Zollstock genannt wurde.[2] Schon in römischen Zeiten waren jedoch auch Klapp- oder Faltmaßstäbe aus Bronze, Messing oder Holz bekannt, die sich zunehmend durchsetzten. Auch diese zusammenlegbaren Stäbe wurden im Volksmund weiterhin als Zollstöcke bezeichnet.
Entwicklung der heutigen Mechanik
Bereits in Diderots Encyclopédie der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts finden sich Abbildungen von genieteten Gelenkmaßstäben in der heutigen Form.[3] Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurden Modelle mit Federn im Gelenk hergestellt, die den Maßstab im gestreckten und gefalteten Zustand arretieren. Die aus Maikammer stammenden Brüder Franz und Anton Ullrich[4] patentierten nach über 30-jähriger Entwicklungszeit 1886 ein solches Federgelenk. Bereits drei Jahre später fand der Klappmeter auf der Weltausstellung in Paris große Beachtung. Gustav Ullrich, der Neffe[5] des Erfinders Anton Ullrich gründete 1889 in Annweiler am Trifels das Unternehmen Stabila welches noch heute existiert. Etwa zur gleichen Zeit entwickelte auch der Schwede Karl-Hilmer Johansson Kollén einen zusammenklappbaren Maßstab, der neben dem Schwedischen Zollmaß auch die neu eingeführte Zentimeterskalierung hatte.
Andere Geräte und Werkzeuge zur Längenmessung
Ein starres Metermaß (Elle) wird häufig im Textilhandel verwendet, wo Stoffe vom Ballen heruntergemessen werden. Diese Meterstäbe sind meist nur in Zentimeter geteilt. Auch Holzfäller verwenden ein starres Metermaß, um Scheite einen Meter lang zu schneiden.
Ein Maßband, Messband oder Bandmaß ist aus einem flexiblen Material (Stoff, Kunststoff, Stahl), das sich aufrollen lässt. Diese Maßbänder gibt es für verschiedene Einsatzgebiete und in verschiedenen Längen.
Eine Messlatte, die aufgeklappt meist 4 m Länge besitzt, wird in der Geodäsie und im Bauwesen verwendet.
Für weitere Möglichkeiten der Längenmessung siehe Liste der Messwerkzeuge.
Literatur
- Hans-Tewes Schadwinkel, Günther Heine: Das Werkzeug des Zimmermanns. Th. Schäfer, Hannover 1986, ISBN 3-88746-228-9.
- Günther Heine: Das Werkzeug des Schreiners und Drechslers. Th. Schäfer, Hannover 1990, ISBN 3-88746-070-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Richtlinie 2004/22/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 31. März 2004 über Messgeräte, Anhang MI-008, Kapitel 1 „Verkörperte Längenmaße“
- ↑ Der historische Zollstock bei den Eichämtern Bremerhaven und Bremen
- ↑ Diderot, d'Alembert: Encyklopédie. Planches Volume 7, 1771, Planches Volume 8, 1771
- ↑ Klappmeterdenkmal
- ↑ Die Maßgeber aus der Pfalz, abgerufen am 24.September 2010.