Leonische Waren

Leonische Waren

Weihnachtsbaumschmuck mit leonischem Draht (etwa 1920)

Leonische Waren waren ursprünglich die verschiedenartigsten Erzeugnisse, zu deren Herstellung man Drahtgeflechte, vornehmlich aus feinstem Messingdraht heranzog. Bekannt waren insbesondere in Haushalt und Technik benötigte Siebe (Teesiebe, Kaffesiebe, etc.). Auch mit für dekorative Zwecke versilberten und vergoldeten Drähten hergestellte Erzeugnisse wurden vermarktet.

Insofern zählten zu den Leonischen Waren außer Drähten sowohl Rausch- auch Blattgold oder Leonisches Gold) genannt, als auch Lahnfäden – ein mit ausgewalztem Metalldraht umwickeltes Garn. Leonische Drähte wurden bis 1920 häufig für Christbaumschmuck verwendet. In seiner glatten Form wurde es auch als Lametta auf Basis einer Zinnlegierung bekannt. Eine weitere historische Verwendung fand das Material für die Stickerei von Posamenten.

Heute hat sich die Verwendung stark gewandelt. Aus dem Grundprogramm heraus, der Herstellung feiner Drähte, entstand aus Messingdraht eine breite Palette von Siebgeflechten aller gewünschten Maschenweiten, die im Haushalt, im Gewerbe und in der Industrie benötigt wurden.

Heute fertigt man mehr noch als früher für die Industrie unverzichtbare Produkte und fußt dabei auf den in langer Zeit erworbenen Erfahrungen in der Herstellung feiner, elektrisch leitender Drähte.

Ein Beispiel sind die mit der Entwicklung des modernen Automobile verbundenen, heute Standard gewordenen Einbauten elektronisch gesteuerter Systeme, die nach entsprechenden Verbindungen verlangen. Da sich die Verlegung zahlreicher loser Kabel verbot, entstand die Idee des Kabelbaumes, der, von der Batterie des Fahrzeugs gespeist, über seine zahlreichen Abzweigungen Dutzende, ja Hunderte von Elektrohelfern auf Befehl in Bewegung zu setzen hilft.

Die Marktlage nutzend, gilt die aus der Fertigung leonischer Waren hervorgegangene Industrie heute als Marktführer in diesem Bereich und stützt sich bei der Produktion auch längst auf ausländische Fertigungsstätten.

Abgeleitet wird der Begriff Leonische Waren übrigens von den Städten León in Spanien, dem wahrscheinlich ersten Fertigungsort dieser Waren, und Lyon in Frankreich. In Nürnberg soll 1570 oder 1569 ein Franzose mit dem Namen Anthoni Fournier mit der ersten fabriksmäßigen Erzeugung begonnen haben. Die Wurzeln der immer noch in Nürnberg ansässigen Leoni AG gehen auf dieses Unternehmen zurück.

Literatur

  • Leonische Ware. In: Peter W. Hartmann: Kunstlexikon. Kunstforum International, Ruppichteroth 1996, 2006. ISBN 3-9500612-0-7