Kupferhof

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Kupferhof nennt man frühneuzeitliche Produktionsstätten für Messing, die im 16. und 17. Jahrhundert in Aachen und Ende des 16. Jahrhunderts bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts vorwiegend im benachbarten Stolberg von den so genannten Kupfermeistern betrieben wurden.

Die Kupferhöfe sind ausschließlich in Stolberg zu finden. Dort liegen sie in den Kernbereichen der Stadt von Oberstolberg und Unterstolberg. Die meisten von ihnen wurden in ihrer Geschichte renoviert, manche mehrmals und etliche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die meisten sind heute denkmalgeschützt, und alle werden privat genutzt.

In Aachen sind keine Kupferhöfe erhalten.

Produktion

Bei der Produktion wurden 70 % Kupfer mit 30 % Zinkblende verschmolzen, die aus dem vor Ort reichlich vorhandenen Galmei stammte. Da das Galmei Zink nicht in Reinform enthielt, betrug das Mischungsverhältnis zwei Anteile Galmei zu einem Anteil Kupfer, das als einziger Roh- und Brennstoff importiert werden musste. Da Zink noch nicht als Element isoliert war, nannte man Messing zur Unterscheidung vom eigentlichen sog. „roten“ Kupfer „gelbes Kupfer“. So erklärt sich der Wortbestandteil „Kupfer“ im Namen der Produktionsstätten und ihrer Betreiber.

Erzmühlen (Galmeimühlen), Blasebälge und Hämmer wurden mit der Wasserkraft des Vichtbachs angetrieben, der zu diesem Zweck in Mühlenteichen aufgestaut wurde. Daher rührt die Bezeichnung des heutigen Stolberger Stadtteils Mühle, wo noch der ehemalige Ellermühlenteich als Bastinsweiher erhalten ist. Als Reduktionsmittel diente Holzkohle, für welche die umliegenden Wälder gerodet wurden. Die eigentliche Feuerung erfolgte mit Steinkohle, die im Norden von Stolberg abgebaut wurde.

Nur Messing, das aus Altenberger Galmei und Mansfelder Kupfer gewonnen worden war, durfte mit dem Aachener Stadtwappen gestempelt werden. Eine Notariatsurkunde aus dem Jahr 1559 nennt 69 Kupfermeister namentlich. Gleichzeitig gab es 1.000 Kupferknechte. 1581 berichtet eine Quelle von etlichen tausend Personen, die die Messingindustrie in der Stadt ernähre.

Ein Kupferhof mittlerer Größe umfasste fünf Messingöfen, eine Galmeimühle und drei Mühlenbäume mit je drei Hämmern (Hammerwerk sowie Tiefmühle). Auf ihm arbeiteten etwa 40 Hilfskräfte. Für einen Hof mit zwei Öfen werden 17 bis 25 Knechte in den Quellen angegeben. Man schätzt, dass während des 18. Jahrhunderts im Stolberger Messinggewerbe zwischen 600 und 1.200 bis 1.300 Arbeitskräfte (Schlafburschen) beschäftigt gewesen waren, die zu einem großen Teil aus der Eifel einpendelten. Für 1726 sind 200 Messingöfen belegt, die pro Jahr insgesamt 60.000 Zentner Messing erzeugten.

Hergestellt wurden Messingplatten. Sie wurden zu Draht weiterverarbeitet, der seiner Menge nach eines der wichtigsten Erzeugnisse war. Er wurde nicht nur nach Frankreich exportiert, sondern fand in der Uhrenherstellung Verwendung und wurde zu Haken, Ringen, Ketten, Pferdezäumen und Nadeln weiterverarbeitet. Kratzen zum Wollekämmen wurden ebenfalls aus Messingdraht hergestellt.

Daneben wurde Messing auch zu Handfeuerwaffen und Pulverflaschen verarbeitet, aber auch Haushaltsgegenständen wie Wasserkesseln, Löffeln, Feuerböcken, Kamineinfassungen und Laternen. Stand-, Wand- und Kronleuchter wurden in Aachen hergestellt; liturgisches Gerät wurde aus Aachen und Stolberg ausgeführt.

Der Betrieb eines Kupferhofs erforderte ständig ein Kapital von 20.000 Reichstalern. Der hohe Kapitaleinsatz, die Integration verschiedener Produktionsschritte und die Nutzung der Naturkräfte machen die Messingindustrie der Kupferhöfe zu einer wichtigen wirtschaftsgeschichtlichen Etappe vor der Industrialisierung, deren Maschineneinsatz (Dampfmaschine) und Massenfertigung die Kupferhöfe wie die Reitwerke unrentabel werden ließ. Einige wurden unter den veränderten Bedingungen weiter betrieben. 1852 waren noch zwölf Anlagen in Betrieb, Anfang des 20. Jahrhunderts nur noch drei metallverarbeitende Fabriken (Prym, Schleicher, von Asten & Lynen), die 1895 zusammen 90.000 bis 100.000 Zentner Messing produzierten.

Architektur und Geschichte

Gut Gedau - ein ehemaliger Kupferhof

Im Jahre 1575 baute der Aachener Kupfermeister Leonard Schleicher den ersten Kupferhof in Stolberg sowie drei weitere in der Folgezeit. 1598 waren ein gutes Dutzend in Betrieb, bis 1663 stieg die Zahl auf 90 bis 95 Schmelzöfen in Stolberg. Parallel dazu sank die Zahl der Öfen in Aachen von 100 im Jahre 1603 auf 12 bis 25 im Jahre 1663. Es fand eine Produktionsverlagerung, bei der auch der Aachener Stadtbrand 1656 eine Rolle spielte, jedoch keine Ausweitung statt. Die Gesamtproduktion in beiden Städten dürfte in diesem Zeitraum bei zusammen 30.000 Zentnern Messing jährlich gelegen haben.

Die Kupferhöfe waren nicht nur Produktionsstätten, sondern dienten ihren Besitzern auch als Wohnstätten und in unruhigen Zeiten der Verteidigung. Anstelle wuchtiger Wehrbauten begann man ab der Mitte des 17. Jahrhunderts infolge der Beruhigung der politischen Lage nach dem Dreißigjährigen Krieg barocke Palais zu errichten bzw. alte Bauten umzugestalten. Sie entsprachen dem großbürgerlichen Repräsentationswillen ihrer Eigentümer, deren Wappen noch heute an den Gebäuden zu sehen sind. Ihr Besitz wechselte häufig und war nicht immer unumstritten. Sie breiteten sich von der Altstadt immer weiter im Vichtbachtal nach Norden und Süden aus.

Die frühesten bildlichen Darstellungen von Gebäuden, die zu späterer Zeit als Kupferhöfe dienten, finden sich auf der farbigen Karte des Vichttales, die der Maler und Zeichner Egidius von Walschaple in den Jahren 1546/48 anlässlich eines langjährigen Rechtsstreites um Landbesitz und Wasser- sowie sonstiger Nutzungsrechte zwischen den Herren von Stolberg und den Reichsäbten von Kornelimünster erstellte.

Nach dem Ende der Messingproduktion fanden Kupferhöfe zu verschiedenen wechselnden Zwecken Verwendung. Manche dienten eine Zeit lang anderer Produktion (v.a. Glas- und Textilherstellung) oder waren Sitz von Firmenverwaltungen (Hof Blankenberg, Grünenthal). Andere wurden abgerissen. Die meisten sind bis heute zumindest in Teilen erhalten und werden zu administrativen, kulturellen und privaten Zwecken genutzt.

Die Kupfermeister haben Stolbergs Stadtbild nachhaltig geprägt.

Kupferhöfe in Stolberg

Adlerapotheke in der Burgstraße
Kupferhof Schardt

Unterstolberg

Bei den jüngeren Anlagen weiter im Norden handelt es sich überwiegend um repräsentative Hofanlagen, die weitläufig und alleinstehend ausgeführt sind.

Grünenthal

Kupferhof Grünenthal

Der Kupferhof Grünenthal am Fuße der Steinfeldstraße wurde 1699-1703 von Matthias Peltzer als dreiflügelige Hofanlage mit zwei Turmtrakten an einer Stelle erbaut, an der seit spätestens 1633 die Familien Lynen und Peltzer Kupfer- und Galmei-Mühlen betrieben hatten. 1772 bis 1842 war das Anwesen Grünenthal im Besitz der Familie Michels. 1843 verlegte Leonard Lynen-Dumont seinen Wohnsitz in den wiederhergestellten Wohntrakt des leerstehenden und vom Verfall bedrohten Hofes und richtete in dem Gebäude eine Kratzenfabrik, vier Jahre später eine Streichgarnspinnerei ein. 1887 erwarb den Gesamtkomplex, der auch den späteren Kaiserplatz umfasste, die Stadt Stolberg, die auf dem Areal das städtische Gymnasium und das Amtsgericht mitsamt Gefängnis errichtete. 1889 verlegte Franz Wirtz, der auch das restaurierte Herrenhaus bewohnte, in den Hof Grünenthal seine Seifenproduktion aus der Klatterstraße. Doch das Betriebsgelände erwies sich abermals als zu klein und die Produktion wurde 1913 an den heutigen Standort der Dalli-Werke Mäurer & Wirtz an die Zweifaller Straße verlegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete die Familie Wirtz auf dem Hof die Grünenthal GmbH ein pharmazeutisches Unternehmen, das nach der Hofanlage benannt wurde und hier noch seinen Firmensitz hat.

Steinfeld

Kupferhof Steinfeld

Der Kupferhof Steinfeld in der Steinfeldstraße, der heute Teil des Bethlehem-Krankenhauses ist, wurde 1679 von Johannes Peltzer erbaut. Seine Architektur ist noch ausgesprochen wuchtig. 1698 wurde von Hermann Peltzer noch ein zweiter errichtet, der zum Unterschied zum ersten, dem "Vorderen", das "Hintere Steinfeld" genannt wurde. Mehrere kleine Bäche vom Donnerberg wurden in Teichen gesammelt, um die Mühlen anzutreiben. Das gesammelte Wasser reichte nach Öffnung der Schleusen allerdings nur für eine halbe Stunde. Der Versuch der Glasherstellung nach 1790 war nicht erfolgreich. Das Anwesen blieb im Besitz der Familie Peltzer, bis es die Kirchengemeinde St. Lucia 1866 erwarb und zum Krankenhaus umbaute.

Roderburgmühle
Kupferhof Rosenthal
Kupferhof Stöck

Rosenthal

Der Hof Rosenthal in der Rathausstraße neben der Stadthalle wurde 1724 im Auftrag von Johannes Schleicher durch den Baumeister Tilmann Roland aus Kornelimünster als repräsentative barocke Hofanlage mit einem prächtigen Brückentor erbaut. Links vor dem Herrenhaus befinden sich die weißverputzten, ehemaligen Produktionsstätten.

Roderburgmühle

Der Kupferhof Roderburgmühle am heutigen Mühlener Markt trägt seinen Namen wegen einer vorgelagerten Galmeimühle. In ihm gingen die Jan-Ravens-Mühle und die benachbarte Feldmühle auf. Er war die Keimzelle weiterer Kupferhöfe in der unmittelbaren Umgebung, so die Kupferhöfe Bierweide, Krautlade, Mommas Hof, Peltzerhof, Stöck, Stürenhof, Unterster Hof, Weide und Wuppermannshof. 1615 errichtete Heinrich Peltzer das neue Herrenhaus. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert beherbergte die Roderburgmühle eine Fabrik für Stecknadeln sowie Haken und Ösen der Firma Schleicher. Der 1983 zusammen mit dem Mühlener Markt renovierte Kupferhof dient heute als Wohnanlage.

Hof Stöck

Kupferhof Weide

Der Hof Stöck, Auf der Mühle, wurde 1727 vom Ehepaar Peltzer-Prym mit besonders schönen barocken Türmen erbaut. Das Wappen des Erbauerehepaares ist noch über dem Eingangstor erhalten. Ebenfalls die Fassade des Herrenhauses blieb in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten, während die übrigen Gebäudeteile im Krieg zerstört wurden. Seit seinem Wiederaufbau dient der Kupferhof als Wohnanlage.

Hof Weide

Der Hof Weide am Mühlener Ring wurde wohl 1615 von Simon Lynen begründet. Der älteste noch erhaltene Gebäudeteil wurde nach 1723 errichtet. Große Teile der Anlage ließ Emil Schleicher 1905 entsprechend dem damaligen Geschmack umgestalten. Das Herrenhaus wurde 1944 durch Kriegseinwirkung zerstört und schlicht in Bruchstein wiederaufgebaut. Heute dient der Kupferhof als privates Wohnhaus.

Hof Bleibtreu (Unterster Hof)

Unterster Hof (Hof Bleibtreu)

Der Hof Bleibtreu oder Burg Bleibtreu in der Eisenbahnstraße heißt auch Unterster Hof, weil er der südlichste erhaltene Kupferhof ist. Er wurde von Servas von der Weiden und Konrad Östlinger im 17. Jahrhundert erbaut. Seine Wasserräder wurden vom Ellermühlenteichlauf gespeist, der am Ellermühlenweiher (dem heutigen Bastinsweiher) seinen Anfang nahm. Das Mühlengebäude aus dem Jahr 1612 dient heute noch der Messingindustrie. Zu sehen sind Gießsteine zum Vergießen von Messingplatten, die vornehmlich im 17. Jahrhundert verwendet worden sind. Nach und nach gelangte die Familie Schleicher ganz in den Besitz des Kupferhofs. 1848 errichtete Eduard Schleicher das Haupthaus in seiner heutigen Form, das nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg renoviert wurde.

Oberstolberg

In der Oberstolberger Altstadt liegen hauptsächlich ältere Kupferhöfe, die noch eine wuchtige, wehrhafte Bauweise aufweisen und sich in die dichte Bebauung der Altstadt einfügen.

Adler-Apotheke

Das Haus in der Burgstraße 21 ist Stolbergs ältester Kupferhof, der im Jahr 1575 von Leonhard Schleicher errichtet wurde und deshalb manchmal auch "Schleichers Hof" genannt wird. Aus dem Gründungsjahr sind auch noch Maueranker vorhanden. Im Herrenhaus dieses Kupferhofes wurde 1750 die Adler-Apotheke als erste von später sieben Landapotheken des damaligen Landkreises Aachen eingerichtet. Das Gebäude diente bis 1971 ununterbrochen als Apotheke und wird heute als Wohnhaus genutzt.

Kupferhof Rose

Der Kupferhof Rose am Alten Markt in der Burgstraße wurde wahrscheinlich vor 1600 von Lambert Schleicher dem Jüngeren erbaut. Die zwischenzeitlich vom Verfall bedrohte Anlage wurde mittlerweile renoviert und dient heute als sogenannter Kunsthof mit Ateliers mehrerer Künstler.

Knautzenhof hinter der Schart

Kupferhof Schart

Der Kupferhof Schart, In der Schart (am Heinrich-Böll-Platz), bildet einen geschlossenen Baukörper aus vier zweigeschossigen Flügeln mit Mansarddach, die um einen Innenhof gruppiert sind. Zur Straße ausgerichtet ist ein siebenachsiger Flügel aus Bruchstein mit Tordurchfahrt und Mansarddach. Der linke Hofflügel aus Bruchstein stammt aus dem Jahre 1808, der rechte wurde Ende 18. Jahrhundert errichtet. Der rückwärtige Gebäudeflügel aus Fachwerk datiert aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Kupferhof wurde zusammen mit dem Knautzenhof kurz vor 1600 von Leonhard Schleicher für seine Söhne in seinen Grundzügen erbaut. Nach 1824 nutzte die Stadt den Kupferhof Schart als Kinderverwahranstalt, Stadtbücherei und Schule. Die 1986 renovierte Schart dient heute als Restaurant.

Knautzenhof

Der Knautzenhof wurde zusammen mit dem Kupferhof Schart kurz vor 1600 von Leonhard Schleicher hinter diesem für seine Söhne erbaut. Er ist ein vierflügeliger Hof aus Bruchstein und Fachwerk, den ein dreigeschossiges Gebäude mit Mansarddendach und rundbogiger Hofeinfahrt beherrscht. Hier richtete Mathias von Asten 1719 Stolbergs erste Tuchfabrik ein.

Kleinere Kupferhöfe

Der Seifenhof (von „Sief“, einem kleinen Fließgewässer, das seine Wasserräder antrieb) in der Vogelsangstraße dient heute als Wohngebäude.

Der Kupferhof Enkerei (auch Weltzerhof genannt), der um 1650 von Abraham Beck betrieben wurde, ist teilweise abgerissen, stark verändert und heute nicht mehr als solcher zu erkennen. Einen Söller, der zu diesem Hof gehörte, nutzten die Lutheraner von 1609 bis zur Fertigstellung der Vogelsangkirche 1648 als Versammlungsort für ihre Gottesdienste.

Kupferhof Sonnental

Der Kupferhof Sonnental in der Enkerei wurde 1699 gegründet und war zunächst im Besitz der Familie Peltzer. Er ist eine dreiflügelige, zweigeschossige Bruchstein-Hofanlage. Der linke Flügel trägt die Ankerzahl 1873. 1835 richtete die Firma Schuh & Gräff im Sonnental eine Glashütte ein, die weiße und grüne Flaschen herstellte, 1850 gründete die Firma Dechesne hier eine Eisengießerei.

Ehemalige Reitwerke

Manche Kupferhöfe am Oberlauf der Vicht sind aus Reitwerken entstanden, weil deren Betreiber, die Reitmeister, den Kupfermeistern im Wettbewerb um die verknappte Holzkohle unterlagen. Neben ihrem längeren wirtschaftlichen Atem und größeren politischen Einfluss beim Kampf um Holzkohlerechte kam den Kupfermeistern zugute, dass sie Holzkohle nur als Reduktionsmittel und Steinkohle zum eigentlichen Heizen verwendeten, während die Reitmeister für beide Vorgänge auf Holzkohle angewiesen waren.

Bernardshammer
Kleinbernardshammer

Der Dollartshammer, das älteste Reitwerk an der Vicht, und der Binsfeldhammer (beide benannt nach ihren Gründern) gingen im 19. Jahrhundert in Industrieanlagen auf.

Bernardshammer

Erhalten ist nur der Hof Bernardshammer, rechts der Zweifallerstraße in Richtung Nachtigällchen, der 1564 von Bernard Mondenschein als Eisenhammer erbaut wurde. Nach seinem Umbau zum Kupferhof in der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert wurde der Bernardshammer über Generationen von der Familie Schleicher betrieben. 1723 errichtete Leonhard Schleicher V. ein neues, repräsentatives Herrenhaus, das im Gegensatz zum älteren, nördlich gelegenen Kleinbernardshammer Großbernardshammer genannt wurde. Beide Gebäude sind bis heute erhalten.

Kupfermühlen

Neben den Kupferhöfen gab es noch sog. Kupfermühlen, die im Gegensatz zu den Galmeimühlen, welche Erz zerkleinerten, mit Getreidemühlen nur die Nutzung der Wasserkraft gemein hatten. Vielmehr dienten sie der Weiterverarbeitung des Plattenmessings, etwa zu Draht oder in sog. Tiefenhämmern zu flachen, hohlen Gebrauchsgegenständen.

Reste von zwei solche Kupfermühlen sind im Tal des Münsterbachs erhalten.

Buschmühle

Bocksmühle

Die Bocksmühle im oberen Indetal, 1646 als Besitz der Reichsabtei Kornelimünster erstmalig erwähnt, wurde als Tiefmühle zur Kesselherstellung genutzt, während man sie 1690 als Drahtzug ausgewiesen hatte. Ab 1810 wurde dort eine Spinnerei betrieben (1906 abgebrannt). Heute werden die Restgebäude landwirtschaftlich genutzt.

Buschmühle

Die Buschmühle liegt weiter unterhalb im Indetal an der Verbindungsstraße Cockerillstraße zwischen Münsterbusch und Eilendorf. Sie wurde kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg als Doppelhofanlage beidseits der heutigen Straße errichtet. Zu Beginn des 19. Jh.s wurde hier durch ein Gemeinschaftsunternehmen der Familien Schleicher und Schervier ein Messingwalzwerk betrieben. Wenig später diente das Anwesen der Textilfabrikation. Von den ursprünglichen Gebäuden ist nur das alte Herrenhaus rechtsseitig der Straße, in Richtung Eilendorf erhalten. Die Anlage hat dem heutigen Stolberger Zentralfriedhof seinen Namen gegeben.

Nichterhaltene Kupferhöfe

Alte Krautlade

Der Kupferhof Alte Krautlade lag am heutigen Mühlener Ring zwischen den Kupferhöfen Stöck und Weide. 1565 wurde er von Johannes Raven erbaut. Seine Erben verkauften den Kupferhof 1609 an Heinrich Hansen. Dessen Schwiegersohn, Jeremias Hoesch I. der Ältere, übernahm um 1610 die Anlage. Nach seiner Niederlegung war der Kupferhof der Namensgeber für den Krautladenplatz, der als Kirmes- und Zirkusplatz diente, bis er dem Bau der Umgehungsstraße Mühlener Ring/Europastraße weichen musste.

Ellermühle

Auf dem Panoramabild Stolbergs aus dem Jahre 1548 ist die Ellermühle bereits als Fachwerkbau zu finden. Im Jahre 1663 wurde dieser oder ein späterer Bau durch einen steinernen Neubau, dem späteren Nordflügel, ersetzt. Zu diesem Zeitpunkt war der Hof im Besitz von Adam Thiens und Gertrud Beck befindlich. Im 18. Jahrhundert war er in den Besitz der Familie Schleicher übergegangen. Zwischen 1723 und 1768 war der Aachener Johann Geyer der Eigentümer. Als die Schleichers die Anlage wieder in Besitz nahmen, erbauten sie 1776 einen weiteren Flügel entlang der heutigen Rathausstraße. Im Jahr 1831 wurde in dem Gebäude eine Baumwollweberei sowie eine Sayettspinnerei eingerichtet. Die zweiflüglige Anlage am Bastinsweiher wurde in den 1950er Jahren abgebrochen und durch das heutige Wohn- und Geschäftshaus aus Backstein auf ähnlichem Grundriss ersetzt. In der Nordwand des Gebäudes ist ein originaler Wappenstein mit einem Allianzwappen der Familien Schleicher und Lynen eingelassen.

Blankenberg

Der Blankenberg am unteren Ende des heute gleichnamigen Verbindungsweges zwischen der Frankental- und der Ritzefeldstraße diente als Guts- bzw. Kupferhof. Da diese Anlage über keinerlei Wasserkraft und somit auch keine Hammerwerke verfügte, wurde und wird sie vielfach nicht als Kupferhof, sondern als Gut Blankenberg geführt. Jedenfalls bezeichnen sich die Herren des Blankenberges im 18. Jahrhundert nicht als Kupfermeister, sondern als Kupferschläger.

Der Blankenberg wurde 1550 von Heinrich von Binsfeld (Binsfeldhammer) bewohnt. Gegen Ende des 17. Jahrhundert erwarb Johannes Peltzer den Blankenberg und betrieb hier ein größeres Messing-Gewerbe. Durch Vererbung und Heirat gelangte der Blankenberg im 18. Jahrhundert in den Besitz der Familie Mewis, die sowohl die zugehörende Landwirtschaft als auch das dort ansässige Messinggewerbe weiter betrieb. Der Blankenberg wurde zu Anfang des 19. Jh. von der Familie Englerth erworben, diente später zunächst als Verwaltungssitz der Eschweiler Gesellschaft und nach deren Fusion nach 1922 mit der Stolberger Gesellschaft als Wohnanlage.

Der gesamte Komplex wurde im Mai 1972 abgerissen. Das Gelände mit dem vom Birkengang kommenden, allee-ähnlichen Zugang weist heute parkartigen Charakter auf. Die Torpfeiler am Parkeingang sind Überbleibsel des repräsentativen Hofzugangs.

Frankental

1658 erbaute Johann von Asten auf dem Gelände des heutigen Kulturzentrums den Kupferhof Frankental. 1903 erwarben ihn die Ordens-Schwestern vom armen Kinde Jesus und richteten hier das St. Vincenz Kinderheim ein. Das heutige Gebäude wurde 1929 errichtet. Nach der Schließung des Kinderheims 1970 ging die gesamte Anlage an die Stadt Stolberg über, die das Gebäude restaurierte und 1989 mit Stadtbücherei, Volkshochschule und Musikschule das Kulturzentrum einrichtete.

Hof Velau

Der Hof Velau am Vichtbach kurz vor dessen Mündung in die Inde war der einzige Kupferhof auf Eschweiler Gebiet. Er wurde 1819 von Matthias Leonhard Schleicher zur ersten Zinkhütte des Aachener Raumes umgebaut.

Literatur

  • Rudolf Arthur Peltzer: Geschichte der Messingindustrie und der künstlerischen Arbeiten in Messing (Dinanderies) in Aachen und den Ländern zwischen Maas und Rhein von der Römerzeit bis zur Gegenwart. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, Band 30, 1908, S. 235-463.
  • Hans Pohl: Kupfergewinnung, Kupferverarbeitung und Kupferhandel im Aachen-Stolberger Raum von 1500 bis 1650. In: Hermann Kellenbenz (Hrsg.): Schwerpunkte der Kupferproduktion und des Kupferhandels in Europa 1500 bis 1650. Köln, Wien 1977.
  • Hans-Joachim Ramm (Redaktion): Mühlen, Hammerwerke und Kupferhöfe im Tal der Vicht und ihre Besitzer (=Beiträge zur Stolberger Geschichte, Band 23), Stolberg 1998, ISBN 3-926830-12-3
  • Karl Schleicher: Geschichte der Stolberger Messingindustrie. Stolberg 1956.
  • Kurt Schleicher: Die Weide. Geschichte eines Stolberger Kupferhofs und seiner Bewohner in dreieinhalb Jahrhunderten (=Beiträge zur Stolberger Geschichte und Heimatkunde, Band 11), Stolberg 1965.
  • Kurt Schleicher: Blankenberg und Krone. Anfang, Mitte und Ende zweier Stolberger Herrenhöfe (=Beiträge zur Stolberger Geschichte und Heimatkunde, Band 14), Stolberg 1973
  • A. Katharina Schreiber: Vom Kupferhof zum Kinderheim und Kulturzentrum. Das Wirken der Schwestern vom armen Kinde Jesus in Stolberg in Berichten, Erinnerungen und Bildern (=Beiträge zur Stolberger Geschichte, Band 27), Stolberg 2004, ISBN 3-926830-19-0
  • Stolberger Jahrbücher. Zeitschrift des Heimat- und Geschichtsvereins. Jahrgang 1997, Band 2, S. 90-131. ISBN 3-926830-12-3.

Weblinks

 Commons: Kupferhöfe in Stolberg (Rhld.) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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