Interpharma
Interpharma[1] | |
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Zweck: | Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit |
Vorsitz: | Eric Cornut (Präsident), Novartis (CH)[2] |
Gründungsdatum: | 1933 |
Mitgliederzahl: | 10 (Juni 2012) |
Sitz: | Basel |
Website: | www.interpharma.ch |
Interpharma ist die Interessenvertretung der forschenden Pharmaunternehmen der Schweiz. Der Verband vertritt zehn Pharmaunternehmen: die Mitgliedsfirmen Novartis, Hoffmann-La Roche, Merck Serono und Actelion, die ihren Hauptsitz in der Schweiz haben, sowie die assoziierten Mitglieder Amgen Switzerland AG, Bayer HealthCare Pharmaceuticals, Boehringer Ingelheim, Janssen Cilag, UCB und Vifor Pharma. Interpharma wurde 1933 als Verein mit Sitz in Basel gegründet und leistet Öffentlichtkeits- und Lobbyarbeit in der Schweiz.[3] Unter der Leitung des Generalsekretärs und Geschäftsführers Thomas B. Cueni fördern 15 Personen mit einem geschätzten Jahresbudget von drei bis vier Millionen Schweizer Franken die Interessen der vertretenen Pharmaunternehmen.[3]
Bedeutung
Die vier Vollmitglieder erreichten 2010 zusammen einen weltweiten Umsatz von 87 Milliarden US-Dollar, was einem Marktanteil von 10,9 Prozent entspricht.[4] Der Exportüberschuss der Interpharma-Firmen in der Schweiz betrug 35,4 Milliarden Franken.[5] Dementsprechend ist der Einfluss der Lobby und ihres Geschäftsführers auf die Politik erheblich. Nach Presseberichten ist Interpharma direkt[6] oder indirekt[7] in fast alle Entscheidungen zur Gesundheitspolitik in der Schweiz eingebunden.[8]
Struktur
Der Vorstand von Interpharma setzt sich aus je einem Vertreter der Geschäftsleitung der Mitgliedfirmen sowie je einem beisitzenden Vertreter zusammen. Der Präsident wird für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt. Die Geschäfte führt seit 1988 der Generalsekretär Thomas B. Cueni.
Verbandsarbeit
Als Interessenvertretung der forschenden Pharmaunternehmen in der Schweiz setzt sich Interpharma nach eigenen Angaben für innovationsfreundliche Rahmenbedingungen im In- und Ausland ein, die pharmazeutische Forschung, Entwicklung und Produktion fördern. Ziel dieser Bemühungen ist es, die Rentabilität der beteiligten und assoziierten Mitglieder zu verbessern.[9]
Jahr | Thema | Standpunkt |
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1997 | Gesundheitsmonitor | Seit 1997 führt das Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag von Interpharma den Gesundheitsmonitor durch, eine jährliche Bevölkerungsbefragung, deren Daten mittels persönlicher Interviews erhoben wurden. Zudem publiziert Interpharma jährlich statistische Daten zum Gesundheitswesen in der Schweiz sowie zum Pharma-Markt in der Schweiz.[10] |
2003 | Gentechnik | Interpharma befürwortet Gentechnik.[11] |
2007 | Parallelimporte | Interpharma argumentiert gegen Parallelimporte von Pharmazeutika[12] |
2007 | Verstärkung des Patentschutzes, schnellere Zulassung von Medikamenten | In einer von Interpharma in Auftrag gegebenen Studie, die durch Plaut Economics in Zusammenarbeit mit BAK Basel Economics durchgeführt wurde, zeigt sich, dass die Innovationskraft steigt, wenn die Rentabilität steigt, was durch starken Patentschutz, schnelle Markteinführung, wirksamen Versicherungsschutz und eine hohe Preisdifferenzierung erreicht werden kann.[9] |
2008 | Schnellere Medikamentezulassung | Für eine Beschleunigung der Medikamentezulassungen in der Schweiz. Bis 2010 müsse die Swissmedic die Zulassungen so schnell wie die EU oder die USA durchführen.[13] |
2009 | Preisvergleiche | Trotz des 2007 gezeigten Widerstands der Interpharma werden durch die Schweizer Krankenversicherer Preisvergleiche der Schweiz mit sechs europäischen Ländern (Deutschland, Dänemark, Niederlande, Vereinigtes Königreich, Frankreich, Österreich) durchgeführt, wobei Interpharma an der Beurteilung teilnimmt.[14] Schon 2011 wird diese Massnahme erneut in Frage gestellt.[15][16] |
2010 | Parallelimporte | Interpharma ist weiterhin gegen Parallelimporte.[17] |
2010 | Tierversuche | Interpharma befürwortet Tierversuche in der Pharmaforschung,[18] wobei Interpharma die Tierschutzcharta der Pharmaindustrie als Fortschritt für die Versuchstiere propagiert[19] |
2010 | Professur (Basel) | Seit 2010 finanziert Interpharma an der Universität Basel einen Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie.[20] |
2011 | Preisvergleiche bei Arzneimittelpreisen | Nach der Einführung der Preisvergleiche 2009 ändert Interpharma seinen Kurs „weil die Wechselkurslage besonders ungünstig ist“.[15] |
2011 | Avastin | Gegen die Verwendung von Avastin (Roche) gegen die feuchte altersbedingte Makuladegeneration anstelle des ca. 40fach[21] teureren Lucentis (Novartis).[22] Avastin ist in der Schweiz nur als Zytostatikum zugelassen. Trotz bekannter Wirkung bei der Makuladegeneration strebt die Industrie keine entsprechende Zulassung für das Medikament an. |
2012 | Privat gesponserte Professuren gegen Preisfestsetzungen |
Interpharma unterstützt weiterhin den Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie in Basel und befürwortet private Unterstützung der Universitäten.[23] Daneben droht Interpharma mit Klagen gegen Preisfestsetzungen durch den Bundesrat Alain Berset.[24] |
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag im Handelsregister des Kantons Basel-Stadt, abgerufen am 19. Oktober 2011.
- ↑ Vorstand, Website von Interpharma, abgerufen am 19. Oktober 2011.
- ↑ 3,0 3,1 Die Zeit 2009/31, Der Politikerflüsterer, abgerufen am 20. Oktober 2011
- ↑ Weltweiter Medikamentenumsatz 2010, Pharma-Markt Schweiz, Ausgabe 2011, 21. Oktober 2010, abgerufen am 21. Oktober 2011.
- ↑ Pharmaindustrie finanziert Schweizer Forschung, pressetext, 31. August 2011, abgerufen am 20. Oktober 2011.
- ↑ Claudia Schoch Verbindung von zwei Giganten des Gesundheitswesens, Neue Zürcher vom 4. Juni 2011, abgerufen am 20. Oktober 2011
- ↑ Heidi Gmür, Freisinniger Protest gegen TV-Beitrag, Neue Zürcher vom 5. Juli 2009, abgerufen am 20. Oktober 2011
- ↑ Stefan Bühler, Pharma will Krankenkassen Maulkorb umhängen, Neue Zürcher vom 31. Mai 2009; abgerufen am 20. Oktober 2011
- ↑ 9,0 9,1 Studie Plaut Economics im Auftrag der Interpharma vom 9. Oktober 2007, abgerufen am 21. Oktober 2011
- ↑ Fakten und Statistiken auf Interpharma.ch, abgerufen am 19. Oktober 2011.
- ↑ Genschutzzeitung Nr. 32, September 2003, abgerufen am 21. Oktober 2011
- ↑ Tagesanzeiger (28. Juni 2007) Wie die Pharmalobby Politik umgarnt, abgerufen am 21. Oktober 2011
- ↑ SMI - Schweizerische Medikamenten-Informationsstelle vom 17. November 2008, abgerufen am 21. Oktober 2011
- ↑ Interpharma: Krankenversicherer und Pharmaindustrie präsentieren erstmals einen Medikamenten-Auslandpreisvergleich vom 16. November 2009, abgerufen am 21. Oktober 2011
- ↑ 15,0 15,1 Berner Zeitung am 11. Juli 2011; abgerufen am 21. Oktober 2011
- ↑ Pressemitteilung der VIPS Medikamentenmarkt 2010: Rückgang um 1,3%, www.Swiss-Press.com, abgerufen am 21. Oktober 2011
- ↑ NZZ am Sonntag (22. Oktober 2006) Lobbyist als achter Bundesrat? - Pharma-Vertreter Thomas Cueni erweckt den Eindruck, er regiere bei Couchepin mit, abgerufen am 21. Oktober 2011
- ↑ Der Club Sendung im Schweizer Fernsehen am 6. Juli 2010, abgerufen am 21. Oktober 2011
- ↑ Interpharma: Erster Jahresbericht zur Tierschutzcharta der Pharmaindustrie vom 22. September 2011, abgerufen am 21. Oktober 2011
- ↑ Interpharma spendiert Professur, Basler Zeitung, 16. Oktober 2010, abgerufen am 18. Oktober 2011.
- ↑ www.makulardegeneration.org über die Verwendung von Avastin/Lucentis bei feuchter Makulardegeneration, abgerufen am 20. April 2012
- ↑ Basler Zeitung vom 9. Juli 2011, abgerufen am 21. Oktober 2011
- ↑ C. W. Bern Privates Geld für Professuren weckt Argwohn; Neue Zürcher Zeitung vom Mittwoch, 24. Oktober 2012
- ↑ Thomas Angeli und Otto Hostettler Im Vorfeld werden wir auch mal konsultiert; Interview mit Thomas B. Cueni, Der Beobachter 2012, Ausgabe 21