Halotrichit
Halotrichit | |
Haarförmiger Halotrichit aus der Golden Queen Mine, Soledad Mountain, Golden Queen, Kern County, Kalifornien, USA (Größe: 5.2 x 4.2 x 3.3 cm) | |
Chemische Formel |
Fe2+Al2[SO4]4 • 22 H2O |
Mineralklasse | Sulfate (und Verwandte) 7.CB.85 (8. Auflage: VI/C.12) nach Strunz 29.07.03.02 nach Dana |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | monoklin-sphenoidisch $ \ 2 $ [1] |
Farbe | weiß, grau, grün |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 1,5 bis 2 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 1,89 ; berechnet: 1,95[2] |
Glanz | Glasglanz |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Bruch | muschelig |
Spaltbarkeit | undeutlich |
Habitus | nadelige Kristalle, faserige Aggregate, Krusten |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | nα = 1,480 ; nβ = 1,486 ; nγ = 1,490 [3] |
Doppelbrechung (optischer Charakter) |
δ = 0,010 [3] ; zweiachsig negativ |
Optischer Achsenwinkel | 2V = 35° [3] |
Pleochroismus | nicht vorhanden |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | wasserlöslich; bitterer, adstringierender Geschmack[2] |
Halotrichit, auch als Bergbutter, Eisenalaun, Federalaun bzw. -salz oder Haarsalz bekannt, ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist.
Halotrichit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe2+Al2[SO4]4 • 22 H2O[4] und entwickelt meist faserige Aggregate und krustige Überzüge, seltener auch nadelförmige Kristalle von grauweißer bis apfelgrüner Farbe.
Besondere Eigenschaften
Halotrichit ist wasserlöslich. Aus diesem Grund können Kristalle bei hoher Feuchtigkeit zerfließen. Das Kristallwasser kann, ähnlich wie bei anderen Sulfaten, unter trockenen Bedingungen abgegeben werden, wobei das Mineral zerfällt.
Etymologie und Geschichte
Benannt wurde Halotrichit nach dem lateinischen Wort halotrichum für Haarsalz, ursprünglich aus altgr. ἅλς [háls] „Salz“ und θριξ [thríx], Genitiv τρίχος [tríchos] „Haar“. Erstmals gefunden und beschrieben wurde das Mineral 1839 von Ernst Friedrich Glocker.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Halotrichit zur Mineralklasse der „Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung der „ Wasserhaltigen Sulfate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Apjohnit, Bílinit, Dietrichit, Pickeringit, Redingtonit und Wupatkiit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Halotrichit in die Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate (Selenate, etc.) ohne weitere Anionen, mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Halotrichitgruppe“ mit der System-Nr. 7.CB.85 und den weiteren Mitgliedern Apjohnit, Bílinit, Caichengyunit, Dietrichit, Pickeringit, Redingtonit und Wupatkiit bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Halotrichit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate“ ein. Hier ist er ebenfalls Namensgeber der „Halotrichitgruppe (monoklin mit 22 H2O)“ mit der System-Nr. 29.07.03 und den weiteren Mitgliedern Apjohnit, Bilinit, Dietrichit, Pickeringit, Redingtonit und Wupatkiit innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate mit A(B)2(XO4)4 × x(H2O)“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Halotrichit bildet sich normalerweise sekundär durch Oxidation aus Pyrit. Er wird aber auch in Solfataren und Thermalquellen gefunden. Begleitet wird Halotrichit von verschiedenen anderen Sulfaten.
Fundorte sind unter anderem Catamarca, Salta und San Juan in Argentinien; in einigen Regionen von Australien; Oruro und Potosí in Bolivien; bei Chaskowo in Bulgarien; in vielen Regionen von Deutschland; Finnland; an der Solfatara von Pozzuoli in Italien; Iran; Nova Scotia, Québec und Yukon in Kanada; Chile; Volksrepublik China; Kärnten, Salzburg und Steiermark in Österreich; sowie in vielen Regionen von Ungarn und den USA. [5]
Kristallstruktur
Halotrichit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe $ \ P2 $ (Raumgruppen-Nr. 14) mit den Gitterparametern a = 21,26 Å; b = 24,26 Å; c = 6,19 Å und β = 100,3° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Webmineral - Halotrichite (engl.)
- ↑ 2,0 2,1 Handbook of Mineralogy - Halotrichite (englisch, PDF 68,4 kB)
- ↑ 3,0 3,1 3,2 MinDat - Halotrichite (englisch)
- ↑ 4,0 4,1 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X.
- ↑ MinDat - Localities for Halotrichite (engl.)
Literatur
- Ernst Friedrich Glocker: 18. Halotrichit, in Grundriß der Mineralogie, mit Einschluß der Geognosie und Petrefactenkunde, Verlag von Joh. Leonh. Schrag, Nürnberg 1839, S. 691-691 (PDF 197,6 kB)
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 145.
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 609.
Weblinks
- Mineralienatlas:Halotrichit