Ernst Otto Beckmann

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Ernst Otto Beckmann

Ernst Otto Beckmann (* 4. Juli 1853 in Solingen; † 13. Juli 1923 in Berlin) war ein deutscher Chemiker.

Leben

Der Sohn des Fabrikbesitzers Friedrich Wilhelm Beckmann und der Julie Keusendorf hatte das Gymnasium seiner Heimatstadt und das königliche Gymnasium in Leipzig besucht. Nach dem Abitur absolvierte er eine Ausbildung als Apothekengehilfe und war in Elberfeld, Arolsen, Leipzig, Köln und Wiesbaden bei Remigius Fresenius tätig. 1875 begann er an der Universität Leipzig ein Studium der Pharmazie und Chemie. Nachdem er 1876 das pharmazeutische Staatsexamen absolviert hatte, promovierte er 1878 zum Doktor der Philosophie, wurde 1879 Assistent im Labor des Robert Otto an der technischen Hochschule in Braunschweig und sich 1882 mit für Chemie und Pharmazie habilitierte.

1884 kehrte er nach Leipzig zu Hermann Kolbe als Privatdozent nach Leipzig zurück, wo er 1890 selbst eine außerordentliche Professur für physikalische Chemie erhielt. Im Jahr 1890 wurde Beckmann in die Leopoldina aufgenommen. 1891 wechselte er in gleicher Funktion an die Universität Gießen, wurde 1892 ordentlicher Professor an der Universität Erlangen und Direktor der staatlichen Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und Genussmittel. 1897 kehrte er als ordentlicher Professor und Direktor des Laboratoriums für angewandte Chemie nach Leipzig zurück. Nach mehreren Angeboten von verschiedenen Fachinstituten ging er schließlich 1912 als erster Direktor an das neu gegründete Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin-Dahlem, wo unter anderem Richard Martin Willstätter, Lise Meitner und Otto Hahn seine wissenschaftlichen Mitarbeiter waren.

Aus seiner am 20. März 1887 geschlossenen Ehe mit Bertha, der Tochter des Schieferbruchbesitzers und geheimen Kommerzienrats Karl Oertel und dessen Frau Emilie Dürr, sind die Tochter Erna und die Söhne Karl und Helmert bekannt.

Wirken

Gedenktafel der GDCh für Ernst Beckmann und Wilhelm Ostwald am alten Chemischen Institut der Universität Leipzig

Beckmanns Spezialfächer waren die Nahrungsmittelchemie, die Chemie der ätherischen Öle, Untersuchungen der Isometrieverhältnisse von Oximidoverbindungen (Oxime)[1] und Studien zur Ausbildung physikalisch-chemischer Arbeitsmethoden. Sein Name ist mit der Beckmann-Umlagerung, der intramolekularen Umlagerung von Ketoximen in substituierte Amide, dem Beckmann-Thermometer, den Beckmannischen Gefrier und Siedeapperaten, bis heute in der Chemie und chemischen Literatur präsent. Die Beckmann-Umlagerung wird heute noch in der chemischen Industrie zur Herstellung von ε-Caprolactam aus Cyclohexanonoxim im Zuge der Herstellung von Perlon angewendet. Sein literarisches Schaffen umfasst viele Fachaufsätze in Fachzeitschriften seiner Zeit sowie einige Bücher.

Die GDCh würdigte 2009 sein Wirken im Rahmen des Programmes Historische Stätten der Chemie in einer Gedenktafel am Alten Chemischen Institut in Leipzig.

Werke

  • Über die Oxydationsprodukte der Dialkylsulfide und ähnlicher Verbindungen. 1878
  • Das neubegrundete Laboratorium für angewandte Chemie an der Universität Leipzig. 1899, 2009
  • Neue vorrichtungen zum färben nichtleuchtender flammen (Spektrallampen). 1901
  • Johannes Wislicenus. 1905
  • Studien zur ebullioskopischen Bestimmung von Molekulargewichten. 1907
  • Studien über Schwefel, Selen und Tellur. 1913
  • Chemische Bestimmungen des Nährwertes von Holz und Stroh: nach gemeinsamen Versuchen mit W. Lenz und E. Bark. 1914
  • Verfahren zur Prüfung der Luft auf Gehalt an brennbaren Stoffen: nach gemeinsamen Versuchen mit Kurt Steglich. 1914
  • Verfahren zur Herstellung eines Futtermittels aus Stroh: patentiert im Deutschen Reiche vom 2. Februar 1919 ab ; Reichspatentamt Patentschrift Nr. 354822, Klasse 53g, Gruppe 4 (B88 353 IV/ 53g). 1919
  • Gerät zur Übermittlung von geheimen Lichtsignalen. 1920
  • Physikalisch-chemische Charakterisierung des Lignins aus Winterroggenstroh. 1921
  • Erweiterung der Ebullioskopie und ihrer Anwendung auf binäre Gemische: theoretischer Teil. 1921
  • Die Veredlung von Getreidestroh und Lupinen zu hochwertigen Futtermitteln. 1921
  • Zum Hofmannschen Abbau der Säureamide in Amine. 1922

Einzelnachweise

  1. Louis Fieser, Mary Fieser: Organische Chemie. 2. Auflage. Verlag Chemie Weinheim, 1972, ISBN 3-527-25075-1, S. 518–520.

Literatur

  • Hermann Haupt, Georg Lehnert: Chronik der Universität Gießen, 1607–1907. Verlag Alfred Tölpelmann, Gießen 1907, S. 53.
  • Herrmann A. L. Degener: Wer ist’s. Unsere Zeitgenossen – Zeitgenossenlexikon. Selbstverlag, Leipzig 1908, S. 73.
  • Georg Lockemann: Beckmann, Ernst Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 725 f. (Digitalisat).

Weblinks

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