Di-tert-butyldicarbonat

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Strukturformel
Struktur von Di-tert-butyldicarbonat
Allgemeines
Name Di-tert-butyldicarbonat
Andere Namen
  • "Boc-Anhydrid"
  • "Diboc"
  • "Boc2O"
  • Di-tert-butylpyrocarbonat
  • Pyrokohlensäuredi-tert-butylester
Summenformel C10H18O5
CAS-Nummer 24424-99-5
Kurzbeschreibung

farbloser Feststoff oder Flüssigkeit[1]

Eigenschaften
Molare Masse 218,25 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

1,02 g·cm−3 (20 °C)[1]

Schmelzpunkt

20–23 °C[1]

Siedepunkt

56–57 °C (0,7 hPa)[1]

Löslichkeit

unlöslich in Wasser[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
02 – Leicht-/Hochentzündlich 06 – Giftig oder sehr giftig

Gefahr

H- und P-Sätze H: 226-330-315-319-317
P: 210-​280-​309-​310-​304+340-​305+351+338-​302+352Vorlage:P-Sätze/Wartung/mehr als 5 Sätze [2]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [3][1]
Sehr giftig
Sehr giftig
(T+)
R- und S-Sätze R: 10-26-36/38-43
S: 28-36/37-45
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Di-tert-butyldicarbonat (im Labor umgangssprachlich – aber fälschlich – meist Boc-Anhydrid (Boc2O) oder Diboc genannt), ist eine flüssige, chemische Verbindung, die strukturell sowohl zu den Estern als auch zu den Säureanhydriden gerechnet werden kann.

Verwendung

Die hauptsächliche Verwendung von Di-tert-butyldicarbonat ist die Einführung der tert-Butyloxycarbonyl-Gruppe (Boc-Gruppe), einer der am häufigsten eingesetzten Schutzgruppen in der organischen Chemie. Es ist die weltweit meistgenutzte Chemikalie zum Schutz von Aminofunktionen bei chemischen Reaktionen, besonders in der Peptid- und Glycopeptidchemie.

Herstellung

Di-tert-butyldicarbonat wird weltweit nach zwei Verfahren hergestellt: Einerseits durch Umsetzung von Natrium- oder Kalium-tert-butylat mit Phosgen oder Phosgenderivaten und andererseits die katalytische Reaktion von Natrium-tert-butylat mit Kohlendioxid. Führende Anbieter des ersten Syntheseweges sind Jinchemical (China) und Genchem China Co., den zweiten Weg nutzt die Firma Chemtec Leuna GmbH, Deutschland. Die Darstellung aus Kalium-tert-butanolat und Phosgen verläuft nach folgendem Schema:[4]

Boc anhydride synthesis

Spaltung

Boc Schutzgruppe kann, im Gegensatz zur Cbz-Schutzgruppe, bereits mittels wässrig verdünnter Säure (~3M HCl) via SN1 Schritt abgespalten werden. Die Spaltungsprodukte sind CO2 und Isobutylen, beide sind flüchtig und kontaminieren so das entschützte Amin nicht. Boc ist ausserordentlich stabil gegenüber Base, sogar gegenüber OH-, da die Carbonylgruppe sterisch gehindert ist.[5]

Der Mechanismus der Spaltung läuft wie folgt:

Mechanismus der Boc Spaltung

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Datenblatt Di-tert-butyldicarbonat bei Merck, abgerufen am 19. Januar 2011.
  2. 2,0 2,1 Eintrag zu CAS-Nr. 24424-99-5 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 24. März 2011 (JavaScript erforderlich).
  3. Seit 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Zubereitungen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
  4. Barry M. Pope, Yutaka Yamamoto, and D. Stanley Tarbell, Dicarbonic acid, bis(1,1-dimethylethyl) ester, Organic Syntheses, Coll. Vol. 6, p.418 (1988); Vol. 57, p.45 (1977).
  5. Jonathan Clayden, Nick Greeves, Stuart Warren; Organic Chemistry; Oxford University Press; second edition; 2012; S. 558.

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