Arnika
Arnika | ||||||||||||
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Arnika (Arnica montana) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Arnica montana | ||||||||||||
L. |
Die Echte Arnika (Arnica montana), unter anderem auch Bergwohlverleih genannt, ist eine Pflanzenart von etwa 30 Arten der Gattung Arnika in der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sie steht unter Naturschutz.
Die Echte Arnika wurde zur Blume des Jahres 1986 und zur Arzneipflanze des Jahres 2001 gewählt.
Beschreibung
Die Arnika ist eine aromatisch duftende, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von etwa 20 bis 60 cm. Der drüsenhaarige Stängel ist einfach oder höchstens wenigästig verzweigt und besitzt meist ein bis zwei, selten drei gegenständige Paare Laubblätter. Dies ist eine Ausnahme innerhalb der Korbblütengewächse. Die Grundblätter sind in Rosetten angeordnet und eiförmig bis lanzettlich und ganzrandig. Die Blätter sind vier- bis siebennervig und behaart.
Die meist einzeln stehenden körbchenförmigen Blütenstände weisen einen Durchmesser von etwa 4,5 bis 8 cm auf. Blütenstandsboden ist behaart. Sie besitzen dottergelbe Röhrenblüten und vielnervige, orangegelbe Zungenblüten.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n=38[1].
Ökologie
Arnika ist eine ausdauernde, aromatisch duftende Halbrosettenpflanze mit Speicher-Rhizom.
Ihre Blüten gehören dem „Körbchenblumentyp“ an. Die weiblichen Zungenblüten sind durch die Carotinoide, Lutein und Xanthophylle orangegelb gefärbt; ebenso wie die zwittrigen Röhrenblüten. Sie riechen aromatisch. Bestäuber sind verschiedene Insekten; auch Selbstbestäubung findet statt. Blütezeit ist von Juni bis August.
Die Früchte sind Achänen mit einem 1-teiligen rauen Pappus, der sich bei Trockenheit spreizt. Sie breiten sich aus als Schirmchenflieger und Wasserhafter, auch Zufallsverbreitung durch Weidetiere findet statt. Fruchtreife ist von August bis Oktober
Vorkommen und Standorte
Das Verbreitungsgebiet umfasst die Alpen, Pyrenäen bis zum Balkan sowie eine nördliche Verbreitung bis Südskandinavien und ins Baltikum. Die Blütezeit dauert in Mitteleuropa von Mai bis August. Arnika bevorzugt saure und magere Wiesen und ist kalkmeidend. Man findet sie auch in lichten Wäldern. Sie ist von der Tallage bis in Höhenlagen von 2800 m anzutreffen.
Gefährdung/Schutz
In Deutschland gilt die Art als gefährdet und steht auf der Roten Liste gefährdeter Arten auf Stufe 3.
Durch züchterische Bemühungen ist es inzwischen gelungen, eine Sorte mit dem Namen 'Arbo' von Arnika montana zu entwickeln, die für den Feldanbau geeignet ist, so dass die Wildvorkommen geschont werden können.[2]
Arnika als Heilpflanze
Inhaltsstoffe und Wirkungen
Arnikablüten enthalten ätherisches Öl, Flavonoide und Sesquiterpenlactone, die entzündungshemmend und antiseptisch wirken. Hierbei sind als Hauptwirkstoffe in veresterter Form insbesondere Helenalin- und Dihydrohelenalin[3]-Ester bekannt. Pflanzen im mitteleuropäischen Gebieten enthalten mehr Helenaline, im spanischen Raum dominieren Dihydrohelenaline. Darüber hinaus wurden in Arnikablüten u. a. noch Thymol (in Form von Estern und Ethern), Hydroxycumarine, Phenylacrylsäuren und immunstimulatorisch wirkende Polysaccharide identifiziert.
Helenalin- bzw. Dihydrohelenalinester wirken antibakteriell und antiarthritisch. Diese können außerdem eine Entzündungsreaktion verringern. Zudem können die in Arnika enthaltenen Flavonoide und Triterpendiole - bei äußerer Anwendung - ebenfalls antiphlogistisch wirken.
Wegen der Toxizität des Helenalins bzw. des Diyhdrohelenalins sollten Tinkturen und Auszüge aus Arnikablüten nicht als Selbstmedikation innerlich angewendet werden. Arnikablüten im Tee können auch zu Vergiftungen führen. Überdies ist eine innere Anwendung wegen der geringen therapeutischen Breite nicht ratsam. Eine orale Applikation sollte abgelehnt werden.[2] Bei der Maus als Modellorganismus ist bekannt, dass zu hohe Dosen an Dihydrohelenalin zum Herzstillstand führen. Helenaline können eine schädigende Wirkung auf das Herz haben.
Bei äußerer Anwendung können allergische Reaktionen hervorgerufen werden (Juckreiz, Hautausschläge, Blasenbildung, allergisches Kontaktekzeme, Kontaktdermatitis). Helenalin bzw. seine Ester wirken sensibilisierend und damit allergen.[2] Das Laub kann aufgrund des Arnicin genannten Extrakts Hautreizungen hervorrufen.[4]
Verwendung
Den antiken Schriftstellern war Arnika als Heilpflanze nicht bekannt. Die wohl früheste Erwähnung findet sich bei Hildegard von Bingen. Bei der von ihr als „Wolfsgelegena“ bezeichneten Pflanze könnte es sich um die Arnika handeln. Ab dem 18. Jahrhundert wurde Arnika tatsächlich bei Beschwerden und Krankheiten eingesetzt.[2] Das Anwendungsspektrum war weit gefächert, neben Blutergüssen und allgemeinen Verletzungen wurden auch Krampfadern, Venenentzündungen, Gicht und Rheuma behandelt. Außerdem fand eine Verwendung als Analeptikum und Stimulans statt. Häufig wurde es auch missbräuchlich[2] als Abortivum benutzt.
Heutzutage wird Arnika zur äußeren Anwendung bei Verletzungen und bei rheumatischen Muskel- und Gelenkbeschwerden verwendet. Die Anwendung ist dabei zugelassen und klinisch belegt.
Bei der äußeren Anwendung wird am häufigsten eine (alkoholische) Tinktur hergestellt.[2] Hierbei gehen die meisten Sesquiterpenlactone in Lösung. Auf Wasserbasis kann man auch einen wässrigen Auszug verwenden, bei dem 75 % der Sesquiterpenlactone in Lösung gelangen. Tinkturen bzw. Auszüge zur äußeren Anwendung wirken antimikrobiell und antiphlogistisch. Arnika-Salben bzw. Arnika-Gele können auch bei Veneninsuffizienz einen therapeutischen Effekt erzielen.
Da die innere Anwendung nicht zugelassen ist, wurden sehr viele Teepräparate vom Markt genommen.[2] Nur zur äußeren Anwendung sind diese erlaubt, wenngleich nicht zum Dauergebrauch. Hierbei wurden Arnikablüten mit kochendem Wasser überbrüht und ausgesiebt. Heutzutage ist die Teebereitung indes nicht mehr so gebräuchlich.
Besonders in der Homöopathie werden Arnika-Potenzen häufig bei Blessuren eingesetzt. Zahlreiche wissenschaftliche Studien konnten keinen Nutzeffekt dieser Präparate feststellen[5].
Als Droge werden folgende Bestandteile genutzt:
- Arnica-montana-Blüten (Arnicae flos, Flores Arnicae, Flores Calendulae alpinae, Flores Plantagines montanae, Flores Ptarmicae, Flores Alismae, Flos Arnicae); Arnikablüten (Bergwurzblumen, Bergwurzelblumen, Blutblumen, Engelblumen, Engelkraut, Gamsblumen, Fallkrautblumen, Wohlverleihblüten, Wolfsblüten), die getrockneten, ganzen oder teilweise zerfallenen Blütenstände bzw. Blütenkörbchen.
- Arnicae herba (Arnicae folium, Folia Arnicae, Herba Arnicae, Herba Doronicae germanici); Arnikakraut (Arnikablätter, Engelskraut, Fallkraut, Gamskraut, Wohlverleihkraut), im Mai vor der Blüte gesammelte, getrocknete grundständige Blätter, die fast stängelfrei in den Handel kommen.
- Arnicae radix (Arnicae rhizoma, Radix Arnicae, Radix Doronici germanici, Rhizoma Arnicae); Arnikawurzel (Bergwohlverleihwurzel, Mutterwurz, Stichwurz, Wohlverleihwurzel), der getrocknete „Wurzelstock“ mit den Wurzeln.
Gewinnung
Da es schwierig ist, Arnika in größeren Mengen für die Heilmittelherstellung anzubauen, werden für die Herstellung etwa von Arnikaölen von Naturheilmittelherstellern „wild“ gesammelte Blüten in größeren Mengen verwendet. Die Firma Weleda etwa bezieht einen großen Teil ihres Jahresbedarfes von 1300 kg getrockneten „Arnikablüten“ aus den rumänischen Karpaten [6].
Wegen der Schwierigkeiten beim Anbau wurde zwischenzeitlich auch die nordamerikanische Wiesenarnika (Arnica chamissonis Less ssp. foliosa (Nutt.) Mag.) verwendet, die jedoch weniger Inhaltsstoffe enthält.
Arnika im Aberglauben
Hildegard von Bingen führt die Pflanze „wolfesgelegena“ als starkes Aphrodisiakum an, die meist, jedoch wahrscheinlich zu unrecht, als Arnika gedeutet wird [7]. Sie schrieb: „Wenn ein Mann oder eine Frau in Liebe erglüht, dann wird, wenn jemand sie oder ihn auf der Haut mit Wolfesgelegena berührt, der Berührte in der Liebe zum anderen verbrennen, und wenn das Kraut vertrocknet ist, dann werden Mann oder Frau durch die Liebesglut fast rasend, so dass sie schließlich unsinnig werden.“
Die Arnika zählt zu den alten Zauberpflanzen, worauf einige volkstümliche Namen hindeuten, z. B. Donnerwurz, Wolfsbanner, Johannisblume. Als leuchtend gelb blühende Pflanze spielte sie früher im Kult der Sommersonnenwende eine Rolle. Viele dieser heidnischen Bräuche gingen dann ins volkstümliche Brauchtum über. So galten z. B. die am Johannistag, also dem 24. Juni, dem Tag der Sonnenwende, gesammelten Blüten als besonders heilkräftig.
Am Vorabend des Johannistags steckten Bauern Arnikasträuße an die Ecken ihrer Getreidefelder. Dies sollte den „Bilmesschnitter“ davon abhalten, das Getreide zu vernichten. Dieser war ein Korndämon und ging besonders gerne um die Zeit der Sommersonnenwende über die Getreidefelder und legte dort die Halme um [8]. Dieser Aberglaube beruht aber wahrscheinlich auf guter Beobachtungsgabe, denn auf Arnikapflanzen legt die Arnikafliege (Trypeta arnica), ein Getreidenützling, die Eier ab.
In einigen Gegenden zählt Arnika auch zu den Blumen, die in den Strauß der Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt, dem 15. August, gehörte [9]. Damit zählt Arnika zu den Marienpflanzen. Möglicherweise war sie schon in vorchristlicher Zeit der Muttergöttin Freyja (oder Freia) zugeordnet.
Besonderheiten
Arnika wurde früher dem Schnupftabak zugesetzt [10], denn die getrockneten Blätter reizten die Nasenschleimhäute. Gemeinsam mit Huflattich und Königskerzenblüten wurde Arnika auch als Kräutertabak geraucht.
Die Arnika ist Hauptbestandteil der Bildmarke des Naturparks Thüringer Wald. Hier kommt die Arnika auf den Bergwiesen besonders häufig vor.
Am 15. Oktober 1975 erschien im Rahmen der jährlichen ausgegebenen Wohlfahrtsmarken eine Abbildung der Arnika als Motiv (Michel-Nr. 511).
Trivialnamen
Für Arnica montana L. sind eine Reihe von Trivialnamen bekannt [2]: Bergwohlverleih, Engelkraut, Fallkraut, Kraftwurz, Wundkraut, Wolfsblume, Arnica flower (engl.), Leopard's bane (engl.), Mountain tabacco (engl.), Fleur d'arnica (franz.)
Einzelnachweise
- ↑ Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band VI, Teil 4. 2. Auflage, Paul Parey Verlag, Berlin 1987, S. 1372, ISBN 3-489-86020-9.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 Max Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 5., vollst. überarb. u. erw. Auflage 2008; ISBN 978-3-8047-2369-6; S. 91 ff.
- ↑ PubChem 3032910
- ↑ Final report on the safety assessment of Arnica montana extract and Arnica montana. Int J Toxicol. 20, Suppl 2 (2001); 1−11; PMID 11558636
- ↑ Ernst E, Pittler MH: Efficacy of homeopathic arnica: a systematic review of placebo-controlled clinical trials. Arch Surg. 1998 Nov;133(11):1187-90. PMID 9820349
- ↑ taz-Artikel "Die störrische Arnika"
- ↑ Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel Bd 1. Heilpflanzen. G. Thieme, Leipzig 1938, Olms, Hildesheim 1979, ISBN 3-487-05890-1: (Elektronische Version der Ausgabe 1935.)
- ↑ Heinrich Marzell: Zauberpflanzen, Hexentränke. Kosmos Bibliothek Bd. 241, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1963, S.37/38.
- ↑ Kräuterbusch zu Maria Himmelfahrt: Der Busch aus 9 Kräutern besteht aus Johanniskraut, Schafgarbe, Baldrian, Arnika, Königskerze (immer in die Mitte binden), Kamille, Wermut, Pfefferminze und Tausendgüldenkraut.
- ↑ Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band VI, Teil 4. 2. Auflage, Paul Parey Verlag, Berlin 1987, S. 705, ISBN 3-489-86020-9.
Literatur
- Hartwig Abraham, Inge Thinnes: Hexenkraut und Zaubertrank. Unsere Heilpflanzen in Sagen, Aberglauben und Legenden. Greifsberg 1995
- Detlef Arens: Sechzig einheimische Wildpflanzen in lebendigen Porträts. Köln 1991
- Gertrud Scherf: Zauberpflanzen, Hexenkräuter - Magie und Mythos heimischer Wild- und Kulturpflanzen. München 2002
- Matthias Melzig, Eberhard Teuscher und Ulrike Lindequist: Biogene Arzneimittel: Ein Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 6. völlig neu bearb. Auflage 2004; ISBN 3-8047-2073-0; S. 192–198
- Arnika. In: FloraWeb.de. (Abschnitt Beschreibung)
- R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
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