Aenigmatit

Aenigmatit

Aenigmatit
Aenigmatite - Mineralogisches Museum Bonn1.jpg
Aenigmatitkristall aus dem Sodalith-Syenit von Kangerdluarsuk (Kangerdluarssuq), Grönland
Chemische Formel

Na2(Fe2+4Ti)Fe2+[O2|Si6O18] [1]

Mineralklasse Silikate und Germanate - Ketten- und Bandsilikate
9.DH.40 (8. Auflage: VIII/F.14) nach Strunz
69.02.01a.01 nach Dana
Kristallsystem Triklin
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin triklin-pinakoidal 1[2]
Raumgruppe (Raumgruppen-Nr.) P1 (Raumgruppen-Nr. 2)
Farbe samtschwarz
Strichfarbe rotbraun
Mohshärte 5,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,81 ; berechnet: 3,84[3]
Glanz Glasglanz, Fettglanz
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Bruch uneben bis muschelig
Spaltbarkeit gut nach {010} und {100}, Spaltwinkel von ~66° wichtiger Unterschied zu den Amphibolen
Habitus schwach entwickelte Prismen, körnig
Zwillingsbildung Rotationszwillinge nach (011) oder [010] (pseudomonokline Zelle), polysynthetische Zwillinge
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,780 bis 1,800 ; nβ = 1,800 bis 1,820 ; nγ = 1,870 bis 1,900 [4]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
δ = 0,090 bis 0,100 [4] ; zweiachsig positiv
Optischer Achsenwinkel 2V = gemessen: 27° bis 55°, berechnet: 56° bis 60°[4]
Pleochroismus Stark (absorbiert alle Farben außer rot): X = gelbbraun ; Y = rotbraun ; Z = dunkelbraun bis schwarz
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten von Salzsäure (HCl) angegriffen
Ähnliche Minerale basaltische Hornblende, Rhönit
Besondere Kennzeichen optische Achsenebene und Zwillingsnaht halbieren in etwa den stumpfen Winkel der Spaltrisse

Das Mineral Aenigmatit ist ein selten vorkommendes Kettensilikat aus der Mineralklasse der Silikate. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Na2(Fe2+4Ti)Fe2+[O2|Si6O18] [1] und entwickelt meist kurze, prismatische Kristalle von schwarzer Farbe bei rotbrauner Strichfarbe. Dünne Lamellen sind bräunlich durchscheinend.

Mit Wilkinsonit bildet Aenigmatit eine Mischreihe.

Etymologie und Geschichte

Erstmals beschrieben wurde Aenigmatit und dessen Typlokalität, die Ilimaussaq-Intrusion in der Umgebung des Kangerdluarssuq-Fjords in Südwestgrönland, 1865 von August Breithaupt (1791-1873), der das Mineral nach dem griechischen Wort αἴνιγμα, „das Rätsel“) benannte, um damit auf seine ursprünglich ungeklärte chemische Zusammensetzung hinzuweisen.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Aenigmatit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Dorrit, Høgtuvait, Krinovit, Manganilvait, Makarochkinit, Rhönit, Serendibit, Welshit und Wilkinsonit „Aenigmatit-Gruppe“ bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Aenigmatit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach dem Aufbau der Ketten, so dass das Mineral entsprechend seiner Kristallstruktur in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 4-periodischen Einfachketten, Si4O12“ zu finden ist, wo es zusammen mit Baykovit, Dorrit, Høgtuvait, Krinovit, Makarochkinit, Rhönit, Serendibit, Welshit und Wilkinsonit die unbenannte Gruppe 9.DH.40 bildet.

Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Aenigmatit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die Abteilung der „Kettensilikate: Ketten mit Seitenzweigen oder Schleifen“ ein. Hier ist er als Namensgeber der Gruppe „Aenigmatit und verwandte Arten (Aenigmatit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 69.02.01a und den weiteren Mitgliedern Dorrit, Høgtuvait, Krinovit, Rhönit, Serendibit, Welshit, Wilkinsonit und Makarochkinit innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Ketten mit Seitenzweigen oder Schleifen mit P>2“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Aenigmatit bildet sich gewöhnlich in hellen, Natrium-betonten (alkalinen) Magmagesteinen. Darunter zu nennen wären:

Vergesellschaftet ist Aenigmatit vor allem mit Aegirin, Arfvedsonit und Riebeckit, aber auch Albit, Anorthoklas, Astrophyllit, Augit, Fayalit, Hedenbergit, und Ilmenit können hinzutreten.

Weltweit konnte Aenigmatit bisher (Stand: 2011) an knapp 100 Fundorten. Neben seiner Typlokalität Ilimaussaq fand sich das Mineral in Grönland noch bei Igaliku, Nunarssuit und Quagdlimiut des Bezirks Kitaa sowie bei Kangerlussuaq und der Kialineq Bay im Bezirk Tunu.

Weitere Fundorte sind Tasmanien in Australien, die nördlichen und südwestlichen Regionen von Kamerun, mehrere Regionen von Kanada, Mianning in China, Pantelleria in Italien, die japanische Insel Honshū, die Halbinsel Ampasindava von Madagaskar, das mongolische Altaigebirge, bei Aris in der namibischen Region Khomas, auf Neuseeland, die nigerianischen Region Agadez, Kangwŏn-do in Nordkorea, mehrere Regionen der norwegischen Provinzen Telemark und Vestfold, die Azoren in Portugal, mehrere Regionen der russischen Halbinsel Kola, die zu St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha gehörende Insel Ascension, Gyeongsangbuk-do in Südkorea, in Südjemen, am Ngorongoro-Krater in Tansania, Strathclyde in Großbritannien, die Ukraine Mecsek in Ungarn sowie mehrere Regionen in den Vereinigten Staaten.[4]

Kristallstruktur

Aenigmatit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 10,41 Å; b = 10,81 Å; c = 8,93 Å; α = 104,9°; β = 96,9° und γ = 125,3° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 643.
  2. Webmineral - Aenigmatite (englisch)
  3. Handbook of Mineralogy - Aenigmatite (englisch, PDF 71,3 kB)
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 MinDat - Aenigmatite (englisch)

Siehe auch

Literatur

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 241.
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 730.

Weblinks

Commons: Aenigmatite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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