Äquator

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Modell der Erde mit Äquator (rot), parallelen Breitenkreisen und von den Polen ausgehenden Meridianen


Der Äquator der Erde ist der senkrecht zu ihrer Achse und auf ihrer Oberfläche angenommene Großkreis.[1] Die Erdoberfläche wird von ihm in eine Nord- und eine Südhälfte geteilt, woher der lat. Name „Gleichmacher“ (alt dt. „Gleicher“) stammt. Er ist Bezugskreis für die parallelen Kleinkreise, die zur Bemaßung der Erde in Nord-Süd-Richtung mit Hilfe von Breitenkreisen verwendet werden. Er selbst hat die geographische Breite 0°.

Die den Äquator enthaltende Ebene ist die Äquatorebene, die im Erdinneren den Mittelpunkt der Erde und näherungsweise auch deren Schwerpunkt enthält. Der Schnitt der Äquatorebene der Erde mit der um die Erde gedachten Himmelskugel ist der Himmelsäquator.

In der Geometrie wird der Begriff Äquator allgemein auf die Kugel in Verbindung mit einer durch ihren Mittelpunkt festgelegten Achse angewendet.

Erdäquator

Äquator und Wendekreise (verzerrt) auf einer Weltkarte
Breitenkreis, 30° nördlich des Äquators in rot dargestellt, der Nullmeridian in schwarz
Äquatormonument in der Nähe von Quito
neues Äquatordenkmal an der Panamericana mit Cayambe im Hintergrund

Verlauf

Der Äquator der Erde durchquert Afrika, die Malediven und den Indischen Ozean, Indonesien, das zentralpazifische Mikronesien sowie Südamerika. Er trennt die Nord- von der Südhalbkugel. Der Mittelpunkt des Äquatorkreises fällt mit dem der Kugel zusammen. Wegen der leichten periodischen Bewegungen der Erdachse kann der momentane Äquator an einem Ort bis zu ca. 10 Meter vom mittleren Äquator entfernt sein. Die Länge des Äquators im WGS 84 beträgt 40.075,017 km.[2]

Der Äquator durchquert elf Staaten auf Landgebiet:

  • Ecuador (hat seinen Namen vom Äquator)
  • Kolumbien
  • Brasilien
  • São Tomé und Príncipe
  • Gabun
  • Republik Kongo
  • Demokratische Republik Kongo
  • Uganda
  • Kenia
  • Somalia
  • Indonesien

Daneben durchquert er noch einige Inselgruppen jeweils zwischen den Inseln, läuft aber nicht über deren Landfläche. Dazu gehören die Malediven und mehrere Inselgruppen des Pazifiks.

Vier Hauptstädte liegen fast auf dem Äquator:

  • Quito (20 km südlich des Äquators) - Ecuador
  • Libreville (40 km nördlich des Äquators) - Gabun
  • São Tomé (35 km nördlich des Äquators) - São Tomé und Príncipe
  • Kampala (35 km nördlich des Äquators) - Uganda

Im Koordinatensystem der Erde (analog auch auf Mond- oder Himmels-Globen) zählt die geographische Breite vom Äquator nach Norden positiv, nach Süden negativ. Im englischen Sprachraum wird stattdessen auch N oder S angefügt - z.B. 52°N für Berlin, 52°S für die Falklandinseln.

Deutschland ist vom Äquator 47,4 - 55,0° (etwa 5.300 bis 6.100 km) entfernt, Österreich 46,4° - 49,1°, die Schweiz 45,8° - 47,8°, Südtirol 46,2° - 47,1°.

Entlang des Erdäquators entsprach eine Seemeile (abgekürzt sm; engl. nautical mile, NM) nach der ursprünglichen Definition genau einer Bogenminute. Nach der Einführung des metrischen Systems ergibt sich heute ein um 10 cm längeres Maß für eine Bogenminute am Äquator. Der Wert der Seemeile von 1.852 Meter ergibt sich aus dem mittleren Erdradius (6.370 km). Das Meter war ursprünglich mit Hilfe der Länge eines Meridians zwischen Pol und Erdäquators definiert, die 10.000.000 Meter entsprechen sollte.

Klima

Durch den über das ganze Jahr hinweg steilen Einfallswinkel der Sonne am Äquator ist auch die Stärke der Sonneneinstrahlung nahezu gleich bleibend. Wie am Beispiel des Ortes Sao Gabriel Da Cachoeira zu sehen,[3] sind die Folge eine nahezu konstant bleibende Wolkenbildung und ein entsprechend konstantes Niederschlagsniveau. Charakteristisch für das sogenannte Äquatorialklima ist eine das Jahr über anhaltende Milde; Jahreszeiten wie Sommer oder Winter z.B. in europäischen Maßstäben treten nicht ein. Allerdings können in Hochgebirgsnähe Föhnwinde auf der Leeseite für längere Trockenzeiten sorgen.

Sonstiges

Neben dem hier beschriebenen geographischen Äquator gibt es auch den durch die Erdmagnetpole bestimmten magnetischen Äquator und den klimatologischen Wärmeäquator.

Das Äquatormonument in der Nähe von Quito liegt nicht genau am Äquator. Dieser befindet sich circa 240 Meter nördlich des Denkmals. Seit Mitte 2007 gibt es ein neues Äquatordenkmal, direkt an der Panamericana gelegen und mit Blick auf den Cayambe. Dieses weicht nach neuesten GPS-Messungen nur wenige Millimeter vom tatsächlichen Äquator ab.

Ein in der Seefahrt übliches Ritual beim erstmaligen Überqueren des Äquators ist die Äquatortaufe.

Staaten und Provinzen

Zwei Staaten nehmen in ihrem Namen Bezug auf den Äquator: Ecuador und Äquatorialguinea.

Nach 1801 gab es in Südamerika kurzzeitig France Equatorial (Äquatorialfrankreich, Süderweiterung Französisch-Guayanas), bis 1958 gab es auch die Kolonie Französisch-Äquatorialafrika

Äquatoria wurde mehrfach in der Geschichte als Provinz- bzw. Bundesland-Bezeichnung einer Region im heutigen Südsudan verwendet. Derzeit tragen drei Bundesländer des Südsudan Equatoria im Namen (Central Equatoria, Eastern Equatoria und Western Equatoria).

Équateur ist bis heute der Name einer Provinz im Kongo.

Himmelsäquator

Der Himmelsäquator ist der Großkreis auf der gedachten Himmelskugel, auf dem sie von der Ebene des Erdäquators geschnitten wird. Anders ausgedrückt: Wenn man in den Mittelpunkt einer gläsernen Erdkugel eine Glühlampe stellen würde, ist der Himmelsäquator gerade die Projektion des Erdäquators an die scheinbare Himmelskugel. Er teilt die Himmelskugel in eine Nord- und eine Südhälfte.

Da die Erdachse gegenüber der Ebene des Sonnensystems geneigt ist, schneidet der Himmelsäquator die Ekliptik – die scheinbare Ebene der Umlaufbahn der Sonne um die Erde – derzeit unter einem Winkel 23,44° (Schiefe der Ekliptik). Die beiden Schnittpunkte werden als Frühlingspunkt bzw. Herbstpunkt bezeichnet, da sich in ihnen die Projektion der Sonne an die scheinbare Himmelskugel zu den Tag-und-Nacht-Gleichen im Frühling bzw. Herbst befindet.

Orte auf dem Himmelsäquator haben im äquatorialen Koordinatensystem die Deklination 0°, eine Poldistanz von 90°, ihre Rektaszension wird ausgehend vom Frühlingspunkt gemessen.

Da die Erdachse eine Präzessionsbewegung ausführt, ändert sich im Laufe der Zeit auch die Lage des Himmelsäquator und mit ihm die Richtung des Frühlingspunkts im Raum.

Äquator im übertragenen Sinn

Der Begriff Äquator wird auch scherzhaft als (imaginäre) Grenzlinie verwendet:

  • So bezeichnet der Weißwurstäquator die imaginäre Grenze zwischen (Alt)Bayern und dem restlichen, nördlichen Deutschland, inklusive Franken, obwohl dieses auch zum Freistaat Bayern gehört
  • der Ofenäquator: eine Grenze in China, ab der im Winter geheizt wird (etwa in der Höhe von Shanghai)
  • die Grenze zwischen den deutschen Lebensmittelmärkten von Aldi-Nord und Aldi-Süd wird Aldi-Äquator genannt

Deutsche Bezeichnung Gleicher

„Gleicher“ ist die nicht mehr gebräuchliche deutsche Bezeichnung für den Äquator. Bei dem Ausdruck handelt es sich um eine wörtliche Übertragung des heute verwendeten lateinischen Begriffs.

Literatur

  • Joachim Herrmann: dtv-Atlas Astronomie. Dtv, März 2005. ISBN 3-423-03267-7

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Äquator – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Äquator – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Commonscat/WikiData/Difference

Einzelnachweise

  1. Dass die Erde wegen ihrer Berge und Täler und auch über den Ozeanen nicht genau eine Kugel und somit ihr Äquator nicht genau ein Kreis ist, wird vernachlässigt. Davon abgesehen ist die Erde ein deutlich an den Polen abgeplattetes Rotationsellipsoid.
  2. http://earth-info.nga.mil/GandG/publications/tr8350.2/tr8350_2.html NIMA Technical Report TR8350.2
  3. Erklärung des Äquatorialklimas

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