Ägyptisch Blau

Ägyptisch Blau

Ägyptisch Blau
(Farbcode: #1034A6)


Ägyptisch Blau ist ein blaues, künstliches, anorganisches Mineralpigment. Bei der mineralischen Hauptphase handelt es sich um Cuprorivait ($ CaCuSi_{4}O_{10} $).

Neuzeitliche Synonyme: Blaue Fritte, Frittenblau, Pompeijanisch Blau, Kupferblau, Kupferfritte. Kyanos (griech.) und caeruleum (lat.) sind antike Bezeichnungen für die Farbe Blau. In Ägypten wird dieses Pigment heute Nil-Blau genannt. Das farbgebende Mineral wird Cuprorivait genannt.

Merkmale

Ägyptisch Blau

Ägyptisch Blau ist als grobkristallines Pigment (Korngröße ca. 80 μm) von neutralblauer, kräftiger Farbigkeit. Typisch ist der durch die schichtsilikatische Struktur hervorgerufene „Glitzereffekt“. Fein gemahlene Sorten (Korngrößen kleiner als 50 μm) hellen stark auf.

Herstellung

Die Herstellung erfolgt aus den substanzbildenden Elementen Silicium und Calcium, dem färbenden Kupfer und schmelzpunktsenkenden Natrium oder Kalium als Flussmittel. Dazu wurden fein gemahlener Quarzsand und Kalkstein mit Kupfererz oder Bronzespäne und etwas Natron oder salzhaltiger Pflanzenasche versetzt und bei mindestens 870 °C für mehrere Stunden gebrannt. Wichtig ist, dass das Verhältnis Kupfer zu Calcium ungefähr 1:1 beträgt, denn nur dann entsteht das kristalline Schichtsilikat Cuprorivait ($ CaCuSi_{4}O_{10} $), die farbgebende Komponente des Ägyptisch-Blau-Pigments. In der Natur kommt Cuprorivait nur sehr selten vor. Bisher ist es in geringen Mengen nur in Vesuvlava nachgewiesen.

Geschichte

Ägyptisch Blau zählt zu den ältesten, künstlich hergestellten Farbpigmenten. Eine Verwendung im alten Ägypten seit der 4. Dynastie (2639–2504 v. Chr.) ist durch Lucas & Harris belegt. Die Entdeckung des Pigments stand vermutlich in engem Zusammenhang mit der älteren Herstellung von farbig glasierter Keramik (ägyptische Fayence), da hierfür dieselben Rohstoffe verwendet wurden.

Ägyptisch Blau wurde nahezu durch alle folgenden Dynastien hinweg verwendet. Ausnahmen finden sich in den politisch unruhigen Zwischenzeiten, wo als Blaupigment Mischungen aus Ruß und Weiß nachgewiesen wurden. In der Antike verbreitet sich Ägyptisch Blau nach Mesopotamien, Griechenland sowie dem Römischen Reich und seinen Provinzen.

2009 konnte mit Hilfe einer hochsensitiven Methode auf manchen Skulpturen der Elgin Marbles Spuren des Pigments nachgewiesen werden. Seit längerem vermuten Forscher, dass der heute in reinweißem Marmor erstrahlende Parthenon ursprünglich zumindest teilweise bemalt war, was durch diesen Fund nun als gesichert angesehen werden kann.[1]

Siehe auch

  • Eselsperlen

Literatur

  • Heinz Berke: Chemie im Altertum: die Erfindung von blauen und purpurnen Farbpigmenten (= Konstanzer Universitätsreden, 222). Univ.-Verl. Konstanz, Konstanz 2006. 52 S.
  • P. R. S. Moorey: Ancient Mesopotamian Materials and Industries. The Archaeological Evidence. Oxford 1994, S. 186–189

Weblinks

Einzelnachweise

Farb-Check-RGB.png

Die in diesem Artikel verwendeten Farben werden auf jedem Monitor anders dargestellt und sind nicht farbverbindlich. Eine Möglichkeit, die Darstellung mit rein visuellen Mitteln näherungsweise zu kalibrieren, bietet das nebenstehende Testbild: Tritt auf einer oder mehreren der drei grauen Flächen ein Buchstabe („R“ für Rot, „G“ für Grün oder „B“ für Blau) stark hervor, sollte die Gammakorrektur des korrespondierenden Monitor-Farbkanals korrigiert werden. Das Bild ist auf einen Gammawert von 2,2 eingestellt – den gebräuchlichen Wert für IBM-kompatible Computer. Apple-Macintosh-Rechner hingegen verwenden bis einschließlich System 10.5 („Leopard“) standardmäßig einen Gammawert von 1,8, seit dem System 10.6 („Snow Leopard“) kommt Gamma 2,2 zum Einsatz.