Yohimbe

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Yohimbe
Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Rötegewächse (Rubiaceae)
Unterfamilie: Cinchonoideae
Tribus: Naucleeae
Art: Yohimbe
Wissenschaftlicher Name
Pausinystalia yohimbe
(K. Schum.) Pierre ex Beille

Der Yohimbe-Baum (Pausinystalia yohimbe) ist ein im tropischen Westafrika (Kamerun, Kongogebiet) beheimateter, immergrüner Baum aus der Familie der Rötegewächse. Er wird bis zu 30 Meter hoch.[1]

Yohimberinde

Auszüge aus der graubraunen bis rötlichbraunen Rinde von Stamm und Ästen des Baums (Yohimberinde, Yohimbehe cortex) werden volksheilkundlich als Aphrodisiakum verwendet.

Als Ersatz für Yohimberinde findet auch die Rinde anderer Pausinystalia-Arten und die kleinerer Bäume, den botanisch nahe verwandten Corynanthe-Arten, Verwendung. Sie enthalten ebenfalls Alkaloide aus der Yohimbin-Gruppe. Am bekanntesten ist die Rinde von Corynanthe pachyceras, die im Apothekenhandel als Pseudocinchonae africanae cortex bezeichnet wird.

Inhaltsstoffe

Yohimberinde enthält 0,5 bis 1,5 % Gesamtalkaloide, hauptsächlich Yohimbin. Die übrigen sind im Wesentlichen strukturverwandte Substanzen wie etwa α-Yohimbin und β-Yohimbin, die sich vom Yohimbin in der cis-trans-Konfiguration unterscheiden.[1]

Hauptartikel: Yohimbin

Die aphrodisierende Wirkung des Yohimbins soll einerseits auf die Blockade von α2-Adrenozeptoren in peripheren Blutgefäßen und andererseits auf die Blockade von α2-Adrenozeptoren im Zentralnervensystem zurückzuführen sein. Daraus soll eine erhöhte Durchblutung in den männlichen Geschlechtsorganen resultieren, im Gehirn fördert Noradrenalin die Wachheit und Reaktionsfähigkeit und damit die sexuelle Bereitschaft. Außerdem erweitert das freigesetzte Noradrenalin die Arterien im Genitalbereich und verbessert die Durchblutung. Yohimbin selbst soll zusätzlich die Venen im Penis verengen und den vorzeitigen Blutabfluss aus den Schwellkörpern verhindern. Ferner wirkt Yohimbin auf Serotonin-(5-HT)-Rezeptoren. Yohimbin wird in höheren Dosen eine psychoaktive Wirkung nachgesagt.

Wirkstoffe vom Typ der Yohimbinalkaloide wurden auch in anderen Pflanzen nachgewiesen, außer in den botanisch verwandten Corynanthe-Arten ferner in der Rinde des weißen Quebracho blanco, der Rinde verschiedener Alstonia-Baum-Arten, untergeordnet in der Schlangenwurz (Rauvolfia) und anderen.

Ethnomedizinische Verwendung

Die indigene Bevölkerung Westafrikas setzen Auszüge der Yohimberinde seit langem als Aphrodisiakum und Potenzmittel ein. Einerseits soll es den Geschlechtstrieb verstärken, andererseits gegen organisch verursachte Erektionsstörungen wirken.

Die Massai benutzen Yohimbe bei ihren Initiationsriten. Dabei werden Yohimbe-Rinde und Wurzelstücke einer Acocanthera-Art in frischem Rinderblut gekocht. Nach der Einnahme kommt es zu epilepsieartigen Starrkrämpfen. Zudem durchleben die Konsumenten grauenvolle Horrorvisionen und Angstzustände, was gelegentlich zu Selbstverletzungen, Amokläufen und Todesfällen führt.

Verwendung in der westlichen Medizin

Yohimberinde wird als Ausgangsstoff für die industrielle Gewinnung des Arzneistoffes Yohimbin verwendet.[1] Yohimbinhaltige Tabletten werden zur Behandlung von Erektionsstörungen verwendet, bis in die 1980er Jahre wurde auch Bluthochdruck mit Yohimbin behandelt.

Die für den Inhaltsstoff Yohimbin festgestellten Effekte auf die Potenz sind jedoch nicht für die Anwendung von Yohimberinde bzw. deren Zubereitungen beschrieben worden und können somit nicht übertragen werden.[2] Yohimberinde ist als lose Teedroge in Apotheken erhältlich. Die früher in Deutschland käuflichen Fertigarzneimittel mit Extrakten der Yohimberinde (Sexanorma N, Tonaton N und andere) zur Potenzsteigerung hingegen gibt es nicht mehr im Markt; die Kommission E hat für Yohimberinde eine Negativmonografie ausgestellt aufgrund der unzureichend belegten Wirksamkeit und des nicht abschätzbaren Nutzen-Risiko-Verhältnisses.[3] In den USA sind pharmazeutische Extrakte aus der Yohimberinde, auch im Kombination mit andere Pflanzenauszügen, frei verkäuflich und werden in Health Food Stores angeboten.

Nebenwirkungen

Eine Reihe unerwünschter Wirkungen wurde nach der Anwendung von Yohimbin beobachtet: Zittern, Unruhe, Herzrasen, Schlafstörungen, Blutdruckstörungen und Schwindel sowie Übelkeit und starker Speichelfluss. Besondere Vorsicht ist in Kombination mit Coffein geboten, da dieses die anregende Wirkung der Yohimbe-Inhaltsstoffe verstärken kann.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 H. Wagner: Pharmazeutische Biologie, WVG, 2. Auflage 1981, Seite 174
  2. S. Klenow et al. (Hrsg.): Risikobewertung von Pflanzen und pflanzlichen Zubereitungen. BfR Wissenschaft, Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin 2012, S. 153 ff.
  3. BAnz. Nr.193a vom 15. Oktober 1987

Literatur

  • Bert Marco Schuldes: Psychoaktive Pflanzen, Nachtschatten Verlag, ISBN 3-925817-64-6
  • Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, AT-Verlag, Aarau, ISBN 3-85502-570-3

Weblinks

  • Yohimbe. In: Erowid. (englisch)
  • H. Kuhlmann: Potenzkraft vom Äquator. In: Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 47, 1999.
  • National Institutes of Health: Yohimbe (englisch), ein Service der U.S. National Library of Medicine.
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