Anadenanthera peregrina

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Anadenanthera peregrina
Anadenanthera peregrina

Anadenanthera peregrina

Systematik
Eurosiden I
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Mimosoidae
Gattung: Anadenanthera
Art: Anadenanthera peregrina
Wissenschaftlicher Name
Anadenanthera peregrina
Speg.
Verbreitungsgebiet
Anadenanthera peregrina 1916
Yopo-Schnupftabak

Anadenanthera peregrina ist eine Pflanzenart von nur zwei Arten der Gattung Anadenanthera innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Anadenanthera peregrina und Anadenanthera colubrina sind in Südamerika verbreitet. Die im Heimatgebiet Yopo genannte Pflanzenart wird als psychoaktive Droge verwendt.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Anadenanthera peregrina wächst als Baum oder Strauch und erreicht Wuchshöhen von 3 bis 20 Meter. Die Borke ist schwarz. Die etwa 30 cm langen Laubblätter sind gefiedert.

Generative Merkmale

35 bis 50 kleine Blüten stehen in endständigen, kugeligen, traubigen Blütenständen zusammen. Die Blütenkronblätter sind weiß. Die Hülsenfrucht weist eine Länge von 5 bis 35 cm auf und enthält 3 bis 15 flache Samen. Diese glänzen schwarz und haben einen Durchmesser von 10 bis 20 mm.

Vorkommen

Anadenanthera peregrina kommt in Südamerika vor, vor allem in Brasilien und den angrenzenden Andenregionen. .

Nutzung

Wirkstoffe

Vor allem die Samen und die Rinde von Anadenanthera peregrina enthalten psychoaktive Substanzen. Sie sind reich an Tryptaminderivaten, wie N,N-Dimethyltryptamin (N,N-DMT) und N,N-Dimethyl-5-methoxytryptamin (5-MeO-DMT). Außerdem sind weitere Serotonin-Mimetika wie Bufotenin identifiziert worden. Des Weiteren enthält die Pflanze Spuren von β-Carbolin-Alkaloiden, 2-Methyltetrahydro-β-carbolin sei hier als Beispiel angeführt. Der Gesamtalkaloidgehalt der Rinde beträgt 0,4 %, der Gehalt der Samen 0,2 %.

Verwendung

Die im nördlichen Teil des Amazonasbecken im Orinokobecken sowie im Norden Argentiniens beheimateten Indianer nutzen Yopo-Puder als psychoaktive Droge. Die zu Pulver gemahlenen Samen wirken dabei als kurzfristiges und starkes Halluzinogen. Durch das Vermischen mit alkalischer Asche erhalten die Indios die freie Base der Alkaloide. Diese wird dann zum Schnupfen oder rektal als Klistier verwendet. Bezeichnet wird diese Mischung als Yopo oder Niopo. Die freien Basen werden dabei gut resorbiert und überwinden rasch die Blut-Hirn-Schranke. Geschnupft oder rektal ist die Droge dabei deutlich wirksamer als oral aufgenommen. Mitunter wird Yopo zusammen mit Tabak geraucht oder vermischt mit Honig gegessen.

Symptome

Die ersten Symptome treten 10-15 Minuten nach dem Konsum auf. Dazu zählt der vollständige Kontrollverlust, multidimensionale Visionen, verbunden mit starken und vielfältigen psychedelischen Halluzinationen. Hierunter sind beispielsweise die Verwandlung in Tiere, erotische Ekstase und das Gefühl von Fliegen zu verstehen. Die Vergiftung beginnt mit Kopfschmerzen, Speichelfluß und Erbrechen. Anschließend folgen Trance-ähnliche Zustände mit Tanzen, Singen und Schreien.

Pharmakologie

Anadenanthera peregrina ist eine stark halluzinogene Pflanzenart mit psychoaktiven Eigenschaften, die als giftig (II) eingestuft ist. Bufotenin, N,N-DMT und 5-MeO-DMT aktivieren dabei die Serotoninrezeptoren. β-Carbolin-Alkaloide wirken als starke Hemmstoffe der Monoaminooxidase und der Serotonin-Antagonisten. Dies erklärt die halluzinogenen Effekte. Bei intravenöser Applikation reichen 0,5-1,0 mg N,N-DMT für die Herbeiführung eines starken Rauschzustandes. Bei einer höheren Dosierung setzt die toxische Wirkung ein. Andere Pflanzen, die ebenfalls einen hohen N,N-DMT-Gehalt aufweisen, werden von den Indios auch als Pfeilgift verwendet.

Erste Hilfe

Als Sofortmaßnahme sollte Erbrechen ausgelöst werden. Des Weiteren erfolgt die Gabe von Aktivkohle und Natriumsulfat.

Taxonomie

Synonyme für Anadenanthera peregrina Speg. sind: Acacia angustiloba DC., Acacia microphylla Willd., Acacia peregrina (L.) Willd., Inga niopo Willd., Mimosa acacioides Benth., Mimosa niopo (Willd.) Poiret, Mimosa parvifolia Poiret, Mimosa peregrina L., Niopa peregrina (L.) Britton & Rose, Piptadenia niopo (Willd.) Spruce, Piptadenia peregrina (L.) Benth..

Rechtslage

In Deutschland unterliegt Anadenanthera peregrina nicht dem BtMG. Es fällt jedoch unter die Definition von § 2 Abs. 1 des AMG, sobald es für die medizinisch-biologisch wirksame Anwendung an Mensch oder Tier bestimmt ist. Somit ist Herstellung und Verkauf einer Substanz nach dem AMG reguliert, unabhängig davon in welcher Form die Substanz vorliegt, wenn sie in Bestimmung § 2 Abs. 1 erfüllt.[1][2] Der Verkauf und die Herstellung von Arzneimitteln ohne Genehmigung ist strafbar nach AMG § 2 Abs. 1 Nr. 5 a. F., § 2 Abs. 1 Nr. 2a n. F., § 5, § 95 Abs. 1 Nr. 1, StPO § 354a. Dies wurde in einem Urteil des Bundesgerichtshofs zu der frei verfügbaren Chemikalie γ-Butyrolacton (GBL) bestätigt, welche nach dem AMG als Arzneimittel eingestuft wird, sobald sie für den Konsum bzw. Gebrauch an Mensch oder Tier bestimmt ist.[3][4]

Einzelnachweise

  1. Erwin Deutsch, Rudolf Ratzel, Hans-Dieter Lippert: Kommentar zum Arzneimittelgesetz (AMG). 3. Auflage, Gabler Wissenschaftsverlage, 2010, ISBN 978-3-6420-1454-3, S. 64–66.
  2. ArzneimittelG § 2 Abs. 1 Nr. 5 a. F., § 2 Abs. 1 Nr. 2a n. F., § 5, § 95 Abs. 1 Nr. 1. Abgerufen am 16. Mai 2012.
  3. Martin Kämpf: Strafrecht: Handel mit Gamma-Butyrolacton (GBL, liquid ecstasy) zu Konsumzwecken. 25. Juli 2011.
  4. Das unerlaubte Inverkehrbringen von Gamma-Butyrolacton (GBL) zu Konsumzwecken ist nach dem Arzneimittelgesetz strafbar. BGH-Urteil vom 8. Dezember 2009, 1 StR 277/09, LG Nürnberg-Fürth bei Lexetius.com/2009,3836.

Quellen

  • Wink, Michael; Ben-Erik van Wyk; Coralie Wink, Handbuch der giftigen und psychoaktiven Pflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2008. ISBN 3804724256

Weblinks

  • Yopo. In: Erowid. (englisch)

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