Tuberkulin-Test
Ein Tuberkulintest ist ein Hauttest mit Tuberkulin, einem Präparat, das aus flüssigen Mykobakterien-Kulturen filtriert wird. Tuberkulin ruft beim Einbringen in die Haut eine Reaktion mit sensibilisierten T-Lymphozyten hervor, die bei Kontakt mit Tuberkulose-Erregern gebildet werden. Der Test dient also dazu, eine vorangegangene oder gegenwärtige Tuberkulose-Infektion zu erkennen. Tuberkulin wurde von Robert Koch ursprünglich als Tuberkulose-Heilmittel (Therapeutikum) entwickelt. Es erwies sich jedoch dazu als ungeeignet. Als Tuberkulose-Diagnostikum ist es dagegen in den vergangenen 100 Jahren außerordentlich wichtig gewesen (siehe unten).
Durchführung
Pirquet-Probe
Ein früher Test nach der Einführung des Tuberkulins war die Pirquet-Probe. Clemens von Pirquet fand 1907 die nach ihm benannte Tuberkulin-Hautreaktion. Dabei wurde Tuberkulin auf die entfettete Haut aufgebracht und anschließend in die Haut eingeritzt (skarifiziert). Wenn nach zwei bis drei Tagen Knötchen (Papeln) entstanden, war das Ergebnis positiv, eine vorausgegangene Tuberkulose war anzunehmen. Der Test ist nicht mehr gebräuchlich.
Stempeltest
Eine vereinfachte Möglichkeit der Durchführung bestand darin, das Tuberkulin mit einem kommerziell erhältlichen Stempel (Tinetest®, Tubergen®-Test) auf die Innenseite eines Unterarms aufzutragen. Dort war es punktförmig sichtbar. Der Test konnte zwischen dem vierten und siebten Tag nach Injektion abgelesen werden und galt als positiv, wenn sich eine fühlbare Papel von mindestens 2 mm Durchmesser feststellen ließ - eine Rötung allein war nicht ausreichend. Der Nachteil dieser Methode bestand in seiner relativ geringen Spezifität und Sensitivität. Die Produktion von Stempeltesten wurde deshalb 2005 eingestellt. Der Test ist in Deutschland und seinen Nachbarländern nicht mehr erhältlich, da er keine Zulassung vom BfArM (oder entsprechender Behörden im Ausland) mehr hat.
Intrakutantest nach Mendel-Mantoux
Für eine exaktere Untersuchung ist der Mendel-Mantoux-Test (international Mantoux-Test geläufiger) in Gebrauch. Dabei werden 2 TU (tuberculin units) Tuberkulin RT23 des Statens Institut Kopenhagen (in Deutschland seit September 2005 zugelassen) streng intrakutan in die oberste Hautschicht (Epidermis) gespritzt [1]. Nach der Injektion darf die Teststelle nicht gerieben oder übermäßiger UV-Strahlung ausgesetzt werden. Der Test wird nach frühestens 48 Stunden, besser nach 72 Stunden abgelesen und gilt bei gesunden Tuberkuloseexponierten als Hinweis auf eine Tuberkuloseinfektion, wenn sich eine verhärtete Schwellung (Induration) von mehr als 6 mm Querdurchmesser zur Unterarmachse zeigt. Bei immungestörten Kontaktpersonen und Kleinkindern ist der Verdachtsfall bereits bei einer Induration ab 5 mm erreicht. Bei Personen, die BCG-geimpft sind, gilt der Test erst bei einer Induration von mehr als 15 mm als ansteckungsverdächtig. Die nunmehr verfügbaren Interferon-Gamma-Tests können hier zur exakteren Klärung der Frage einer Tuberkuloseinfektion beitragen.[2] Durch die wesentlich genauere Verabreichung der Tuberkulinmenge ist er zuverlässiger als der Stempeltest.
Der Test beweist eine durchgemachte Erstinfektion oder eine Impfung. Den Aktivitätsgrad der Erkrankung kann dieser Test nicht anzeigen.
Bewertung
Eine positive Reaktion kann nicht nur bei oder nach Tuberkulose, sondern auch nach Infektionen mit anderen Mykobakterien und nach früherer Tuberkulose-Schutzimpfung mit dem BCG-Impfstoff auftreten. Bei frischer Tuberkulose oder hochgradiger Abwehrschwäche kann der Tuberkulintest trotz bestehender Erkrankung negativ ausfallen.
Der herkömmliche Tuberkulintest ist noch ein wichtiges Hilfsmittel zur Diagnose. Atypische Umwelt-Mykobakterien treten jedoch zunehmend an die Stelle der rückläufigen M.-tuberculosis-Infektionen. Zwischen diesen beiden Erregertypen differenziert der Tuberkulintest wegen der Kreuzreaktivität nicht. Neue Testverfahren mit hochspezifischen Tb-Antigen-Nachweis werden daher entwickelt, siehe hierzu γ-Interferon-Test.
Quellen
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