Stewartit

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Stewartit
Stewartite-203808.jpg
Stewartit aus Hagendorf im Oberpfälzer Wald (Bayern) - Bildgröße 1,5 mm
Chemische Formel

Mn2+Fe3+2[OH|PO4]2 • 8 H2O

Mineralklasse Phosphate, Arsenate, Vanadate
8.DC.30 (8. Auflage: VII/D.09) nach Strunz
42.11.10.02 nach Dana
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin triklin-pinakoidal 1[1]
Farbe bräunlichgelb, orangegelb
Strichfarbe weiß
Mohshärte 3
Dichte (g/cm3) 2,94
Glanz Glasglanz, Seidenglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch
Spaltbarkeit
Habitus tafelige, blättrige bis nadelige Kristalle; radialstrahlige, büschelige Aggregate
Kristalloptik
Brechungsindex α = 1,612 bis 1,630 ; β = 1,653 bis 1,658 ; γ = 1,660 bis 1,681 [2]
Doppelbrechung
(optischer Charakter)
δ = 0,048 bis 0,051 [2] ; zweiachsig negativ
Pleochroismus deutlich: farblos - hellgelb - gelb [2]

Stewartit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate. Er kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Mn2+Fe3+2[OH|PO4]2 • 8 H2O [3] und entwickelt tafelige, blättrige bis nadelige Kristalle, aber auch radialstrahlige, büschelige Aggregate von nur wenigen Millimetern Größe in bräunlichgelber oder orangegelber Farbe.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Stewartit 1912 in der „Stewart Mine“ (in den Tourmaline Queen Mountains) im Pala District des San Diego Countys, Kalifornien. Waldemar Theodore Schaller beschrieb dieses Mineral zusammen mit Hydroxylapatit und Sicklerit im „Journal of the Washington Academy of Sciences“ (2, 143-145) und benannte es nach seiner Typlokalität.[4]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Stewartit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Kastningit, Metavauxit und Pseudolaueit die unbenannte Gruppe VII/D.09 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Stewartit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate mit weiteren Anionen, mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen sowie dem Verhältnis der zusätzlichen Anionen zum Kationenkomplex RO4, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen, (OH, etc.):RO4 = 1:1 und < 2:1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Ferrolaueit, Gordonit, Maghrebit (IMA2005-044), Kastningit, Laueit, Mangangordonit, Paravauxit, Pseudolaueit, Sigloit und Ushkovit die „Laueit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.DC.30 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Stewartit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Laueit, Pseudolaueit, Ushkovit und Ferrolaueit in der „Laueit-Gruppe“ mit der System-Nr. 42.11.10 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)4(XO4)3Zq × x(H2O)“ zu finden.

Modifikationen und Varietäten

Die Verbindung Mn2+Fe23+[OH|PO4]2 · 8H2O ist trimorph und kommt in der Natur neben dem triklinen Stewartit noch als ebenfalls triklin, jedoch mit anderen Gitterparametern kristallisierender Laueit und als monoklin kristallisierender Pseudolaueit vor.[5]

Bildung und Fundorte

Stewartit-Kristallgruppe aus dem südlichen Aufschluss der Hagendorfer Pegmatite in der „Cornelia Mine“, Oberpfälzer Wald (Bayern) - Bildgröße 1,5 mm

Stewartit ist ein Sekundärmineral und bildet sich durch Auslaugung primärer Phosphatvorkommen in Granit-Pegmatiten.

Fundorte sind unter anderem Córdoba (San Alberto) in Argentinien; Minas Gerais in Brasilien; Limousin in Frankreich; Baden-Württemberg (Landkreis Wolfach) und Bayern (Bayerischer und Oberpfälzer Wald) in Deutschland; Fianarantsoa auf Madagaskar; Erongo in Namibia; einige Regionen in Portugal; sowie mehrere Regionen in den USA. [6]

Kristallstruktur

Stewartit kristallisiert im triklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P1 mit den Gitterparametern a = 10,398 Å, b = 10,672 Å, c = 7,223 Å, α = 90,10°, β = 109,10° und γ = 71,83, sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle. [1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Webmineral - Stewartit
  2. 2,0 2,1 2,2 MinDat - Stewartite (engl.)
  3.  Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 3-921656-17-6.
  4. Waldemar T. Schaller (1912): New manganese phosphates from the gem tourmaline field of Southern California, in: Journal of the Washington Academy of Sciences, Band 2, S. 143-145 (PDF 223 kB)
  5. John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Laueite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 64,8 kB)
  6. MinDat - Localities for Stewartite

Literatur

  •  Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 648.

Weblinks

 Commons: Stewartite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Commonscat/WikiData/Difference

  • Mineralienatlas:Stewartit (Wiki)
  • John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Stewartite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 64,8 kB)

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