Stativ

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Dieser Artikel behandelt die mechanische Vorrichtung Stativ, siehe auch Ständer (Begriffsklärung). Zu der Wortform Stativ siehe Zustandspassiv sowie Zustandsverb.
Stativ

Das Stativ (lat.: stativus, a, um feststehend) dient der stabilen Aufstellung von Kameras, Leuchten, Mikrofonen, Laborgeräten oder Messinstrumenten.

Ein Stativ hat im Regelfall mehrere Teleskopbeine, die in der Länge variabel sind. Bei schweren Geräten sind aus Gründen der Festigkeit manchmal feste Beine günstiger – z. B. für Teleskope der Astronomie. Metall- bzw. Holzstative haben jeweils typische Vor- und Nachteile – z. B. in Masse, Vibration, Temperatur- und Wetterfestigkeit.

Vermessungsstative

Präzise einstellbare Stativköpfe an Vermessungsstativen

Besonders robust und stabil sind manche Vermessungsstative (auch Dreibein) aus lackiertem oder mit Kunststoff überzogenem Holz. Sie können Gewichte bis 20 kg tragen und verwinden sich dennoch so wenig, dass Messgenauigkeiten bis zu einer Bogensekunde (1") möglich sind. Charakteristisch ist eine Bohrung mit 6 bis 8 cm Durchmesser durch den Stativkopf (meist aus Aluminiumguss), durch die ein Instrument angeklemmt und daneben auch noch zum Boden durchvisiert werden kann. Das für die Beine häufig verwendete Eschenholz ist besonders langlebig, relativ schwer, doch dadurch sehr gut schwingungsdämpfend.

Fotostative

Datei:Photographer 70ies with Linhof Technika III.jpg
Stativ im Studio - beide Hände sind frei
Miniatur-Tischstativ mit Kugelgelenkkopf
Fotostativ
Klemmstativ

Während es bei Vermessungsstativen auf absolute Stabilität ankommt, wird bei Fotostativen meist ein Kompromiss zwischen Handlichkeit, Vielseitigkeit und Gewicht eingegangen. Fotostative sind darum meist leichter als Vermessungsstative, dafür aber auch deutlich instabiler. Außerdem besitzen sie häufig eine ausziehbare Mittelsäule, durch die der Aufnahmestandpunkt noch weiter erhöht werden kann. Bei einigen Stativen lässt sich die Mittelsäule auch umgekehrt montieren, was extrem niedrige Aufnahmestandpunkte ermöglicht. Stative werden in der Fotografie meist verwendet, um bei schlechten Lichtverhältnissen (Innenräume, Dämmerung, Dunkelheit) scharfe, verwacklungsfreie Bilder zu erzeugen. Bei Verwendung sehr langer Brennweiten ist die Verwacklungsgefahr wegen des kleinen Bildwinkels besonders groß, so dass hier ein Stativ (fast) unentbehrlich ist. Darüber hinaus ermöglicht das Stativ eine sorgfältigere Kameraausrichtung und Bildgestaltung. Die bei Großformatkameras häufig eingesetzte Mattscheibeneinstellung erfordert zwingend den Einsatz eines Statives.

Zur Vermeidung von Verwacklungen bestehen einige Alternativen, die jedoch ein Stativ nicht in jedem Fall ersetzen können.

Man kann:

  • die Empfindlichkeit (ISO/ASA) erhöhen, was jedoch die Körnung der Bilder (analoge Fotografie) oder das Bildrauschen (digitale Fotografie) verstärkt.
  • die Blende öffnen und die Verschlusszeit kürzen, wodurch die Schärfentiefe geringer wird.
  • ein Blitzgerät verwenden.
  • eine Kamera oder ein Objektiv mit Bildstabilisierung verwenden.

Fotostative dienen auch dazu, das Gewicht einer schweren Kamera zu tragen. Wichtig ist dies etwa bei der Naturfotografie, wo man die Kamera längere Zeit zum Beispiel auf ein Vogelnest richtet, um den richtigen Moment abzuwarten. Speziell große und schwere Teleobjektive verfügen über eigene Anschlüsse zur Befestigung auf Stativen.

Fotostative sind am häufigsten als

  • Dreibeinstative konstruiert. Sie sind oft aus sehr leichtem Aluminium, aber auch aus Holz oder Carbon gebaut.
  • Einbeinstative sind sehr handlich, haben viel weniger bewegliche Teile und sind leichter als Dreibeinstative. Sie lassen sich in der Regel nicht frei aufstellen und dienen nur als stabilisierende Stütze. Haupteinsatzbereich ist die Reportage- und Sportfotografie mit Teleobjektiven.
  • Tischstative oder Ministative sind sehr klein. Sie werden oft für Webcams oder kleine Digitalkameras verwendet.
  • Klemmstative sind in Form einer Schraubzwinge gebaut. Damit lassen sich Kameras und vor allem Zubehör an Objekten wie Tischplatten oder Geländern befestigen.
  • Schulterstative und Baumstative sind weitere Bauarten des Fotostativs.

Sonderformen von Stativen sind

  • Saugnapfstative. Sie dienen zur Befestigung an/auf glatten Oberflächen wie Fensterscheiben oder Autodächern
  • Beanbags. Mit Granulat gefüllte Beutel, die passend zur Unterlage und Form der Kamera modelliert werden können, um eine relativ stabile Positionierung der Kamera zur ermöglichen
  • Baumschrauben, integriert in Klemmstative, sind am leichtesten, händisch in Rinde oder Holzspalten eindrehbar
  • Magnete können schaltbar oder flexibel und dadurch ablösbar auf Eisenflächen haften
  • Ministative mit drei plastisch biegsamen Schwanenhalsbeinen, die in Gummikugeln auslaufen,
  • Spezial-Klemmstative, z. B. mit drei biegsamen, gummierten „Armen“ zum Umgreifen von festen Gegenständen wie Laternenmasten oder Ästen
  • Kettenstative als Sonderform des Einbeinstativs

Stativkopf

Panoramakopf
Verschiedene Stativköpfe

Zwischen Stativ und Kamera sitzt üblicherweise ein Stativkopf, welcher die Bewegung bzw. die Ausrichtung der Kamera ermöglicht. Dies kann ein Kugelkopf (auch: „Kugelgelenkkopf“) oder ein Dreiwegeneiger sein. Besondere Stativköpfe sind Panoramaköpfe, zur Aufnahme von Panoramafotografien aus mehreren Einzelbildern. Um die Einzelbilder passgenau aneinander zu reihen, verfügen Panoramaköpfe in der Regel über Gradeinteilung und Wasserwaagen für jede Rotationsachse („Libellen“). Werden unterschiedliche Kameras mit demselben Stativ eingesetzt, ist eine Ausstattung des Stativkopfs mit einer Schnellwechselplatte hilfreich.

Stativgewinde

Stativgewinde an einer Schraube für Kameragurt

Als Stativgewinde bezeichnet man das Schraubgewinde für das zu haltende Gerät. Aus historischen Gründen haben viele Stativanbindungen kein Metrisches ISO-Gewinde, sondern das auf dem Zoll-System basierende Whitworth-Gewinde mit 55° Flankenwinkel. Das UNC-Gewinde gleicher Größe hat 60° Flankenwinkel, es kann klemmen oder wegen der Toleranzen auch manchmal passen.

  • An Sucherkameras, Spiegelreflexkameras, Mittelformatkameras, Schnellwechselplatten und Stativköpfen wird ein 1/4-Zoll-20-Gang-Whitworth-Gewinde (ca. 6,35 mm Außendurchmesser und 5,2 mm Innendurchmesser, Steigung 1,27 mm) verwendet.
  • Einige Mittelformatkameras und so gut wie alle Großformatkameras sowie die meisten Verbindungen zwischen Stativen und Stativköpfen verwenden 3/8" 16-Gang-Whitworth-Gewinde (ca. 9,6 mm Außendurchmesser und 8 mm Innendurchmesser, Steigung 1.5875 mm). Diese Gewinde finden auch bei Mikrofonstativen Anwendung.

Stativschraube

Die Stativschraube verbindet die Kamera durch ein Loch im Stativkopf mit dem Stativ. Sie besitzt als Rändelschraube einen vergrößerten griffigen Schraubenkopf zur manuellen Verschraubung. Die Stativschraube kann auch mit dem Stativ fest verbunden sein. Es können auch Schrauben und Gewindeschneider für 1/4" und 3/8" Whitworth-Gewinden verwendet werden. Die Durchmesser und Steigungen beider Gewindenormen sind hier dieselben, lediglich die Flankenwinkel unterscheiden sich. Er beträgt bei UNC-Gewinden 60° und bei Whitworth-Gewinden 55°.

Film- und Videokamerastative

Film- und Videokamerastative (Nachfolgend: Stative) haben die Aufgabe die Kamera auf einer bestimmten Höhe zu halten und sie ermöglichen ein Schwenken und Neigen in beliebige Richtungen. Ein Verdrehen der Kamera ins Hochkantformat, das bei Fotostativen oft durch ein zusätzliches Gelenk ermöglicht wird, ist bei Videostativen nicht vorgesehen.

Aufbau

Kamerastative sind aus drei Einheiten zusammengebaut: aus drei oder vier Stativbeinen, die von einer Stativanschlussplatte zusammen gehalten werden, und einem Schwenkkopf.

Stativbeine

Stativbeine bestehen aus einer ausziehbaren Konstruktion, die die Höhenverstellung ermöglicht. Hier wird besonderen Wert auf Stabilität, Verwindungs- und Schwingungsfreiheit gelegt. Die ersten Stativbeine sind aus lackiertem Holz hergestellt worden. Hölzerne Stative wurden bis vor etwa 40 Jahren hauptsächlich eingesetzt und zunächst von Rohrkonstruktionen aus Stahl-, später aus Aluminiumlegierung abgelöst, so dass Holzstative heute nur noch geringere Verbreitung haben. Heute werden meist kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffrohre eingesetzt. Edelstahldornen an den Beinen sorgen für die nötige Stabilität am Boden. Je nach Bodenbeschaffenheit gibt es zusätzlich Bodenspinnen, Rollspinnen oder Stativschuhe, um den Boden zu schonen und für einen festen Halt zu sorgen. Stativbeine sind in verschiedenen Größen verfügbar, die Höheneinstellungen von ca. 50 bis 200 cm Objektivhöhe ermöglichen.

Stativanschluss

Der Stativanschluss ist in verschiedenen Standards verfügbar. Das ermöglicht die Montage verschiedener Schwenkköpfe (herstellerunabhängig).

Kugel Anschluss OH
Kugelschale OH
Mitchell Platte

Im Amateurbereich verbreitet sind Platten auf einer Mittelsäule, wie bei Fotostativen, die durch eine Öffnung im Stativanschluss geführt wird. Professioneller sind Stative mit Kugelschalen. Kugelschalen stehen in verschiedenen Größen (z. B. 75 mm, 100 mm, 150 mm Durchmesser) zur Verfügung. Die Kugelschale ermöglicht schnell und einfach die Ausrichtung des Stativkopfs in der Waagerechten, da dieser nach Lösen einer Klemmvorichtung in der Kugelschale hin und her geschwenkt werden kann. Diese Bauform ist besonders bei Film- und Videostativen wichtig, da nur bei einer horizontalen Ausrichtung des Kopfes an seiner Basis exakt horizontale Schwenks (panning) und senkrechte Kippungen (Tilting) möglich sind. Platten mit Mittelsäule entstammen in der Regel dem Bereich der Fotostativen.

Ein anderer, weit verbreiteter Stativanschluss ist der Mitchell-Anschluss (engl. Mitchell flat base) für größere Stativköpfe bzw. für schwere Kameras. Hier wird die Ausrichtung in der Waagerechten mit der Stativbein-Höhenverstellung oder einem extra Schraub-Einstell-Element durchgeführt.

Schwenkköpfe

Schwenkköpfe sind mechanische Einheiten, die um zwei Achsen gelagert ermöglichen, die Kamera zu neigen und zu schwenken. Die Schwenkköpfe von Fiilm- und Videostativen sind in beide Richtungen mit einer Dämpfung versehen, um die Ungenauigkeit des menschlichen Arms auszugleichen sowie eine Dynamik der Beschleunigung und Abbremsung zu verleihen. Diese Dämpfung ist verstellbar, je nach Art der Bewegung, des Kameragewichts und der Brennweite. Reine Fotostativköpfe erfordern keine Dämpfung, da keine Bewegungen während der Aufnahme durchgeführt werden.

Es werden nach der Dämpfung vier Arten von Schwenkköpfen unterschieden:

Fluidkopf

Fluidköpfe pressen eine zähe Flüssigkeit durch Metallkammern. Die so entstehende Reibung dämpft die Bewegungen.

Friktionskopf

Friktionsköpfe nutzen die Oberflächenreibung dicht nebeneinander gestapelter, fettgeschmierter Metallscheiben.

Kreiselkopf

Der Kreiselkopf ist ein mittels Kreisel mechanisch stabilisierter Schwenkkopf, der heute nur noch historische Bedeutung hat. 1958 allerdings erregte Wendelin Sachtler mit dieser Erfindung großes Aufsehen: Über Getriebe wurden dabei durch die Schwenkkopfbewegung in beiden Richtungen Schwungräder mit relativ hoher Drehzahl angetrieben, was (ähnlich wie umgekehrt bei Spielzeugautos mit Schwungradantrieb) für eine Dämpfung der ursprünglichen Schwenkkopfbewegung sorgte.

Kurbelkopf

Kurbelköpfe bewegen die Kamera durch zwei mechanische Getriebe.

Mini Worrall Kurbelkopf

Der Kopf wird über zwei Handkurbeln bewegt, wo die Kurbel selbst wie ein Schwungrad wirkt. Es gibt zwei Arten von Kurbelköpfen, die sich durch die Kraftübertragung an die Kamera unterscheiden. Sie kann über Schneckenantrieb oder Zahnriemen (bei älteren Modellen mit Drahtseil) erfolgen.

Schnellwechselplatte

Die meisten Stativköpfe verfügen über eine Halterung zur Aufnahme einer Schnellwechselplatte, mit der die Kamera, an der die Schnellwechselplatte angebracht ist, rasch am Kopf angebracht und wieder davon abgenommen werden kann. Im Bereich der Videostative sind die Aufnahmen oft so konstruiert, dass eine Verschiebung der Schnellwechselplatte in Blickrichtung der Kamera möglich ist, um das (eventuell je nach Setup wechselnde) Kameragewicht auszubalancieren.

Traglast

Eine wichtige Eigenschaft der Schwenkköpfe ist die maximale Traglast. Es werden Stativköpfe für Kameras ab 500 Gramm bis ca. 50 kg gebaut. Faustregel ist, den Stativkopf mit der nächsthöheren Stufe der Traglast zu nehmen, als die Kamera selbst wiegt.

Anmerkungen

Die meist verbreiteten Köpfe sind die Fluid- und Friktionsköpfe, die in allen Größen hergestellt werden und manchmal durch die Ähnlichkeit miteinander verwechselt werden. Es ist möglich, Schwenkköpfe nicht nur an Stativbeinen, sondern auf Kamerawagen (Dolly), auf speziellen Halterungen wie z. B. Autohalterungen, Hubschrauberbefestigungen oder Kamerakränen mit dem entsprechenden Stativanschluss zu befestigen.

Reprostative

Reprostative dienen der Reproduktion von Vorlagen aller Art. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Dokumente, Bilder, Dias oder kleinere Gegenstände. Ein Reprostativ besteht aus einer Bodenplatte, einer Stativsäule und dem Stativarm. Meist ist die Höhenverstellung mit einer Kurbel möglich. Für die schattenfreie Beleuchtung sind zusätzlich mindestens vier Lampen notwendig. In Verbindung mit einer Leuchtplatte ist auch eine Beleuchtung von unten möglich.

Neben der klassischen Bauform der Reprostative mit einer stabilen Säule wurden auch von den Kameraherstellern für das jeweilige Kameramodell angepasste, im deutschen Sprachraum als Stäbchengerät bezeichnete Spezialstative hergestellt. Sie bestehen aus einer Halteplatte und vier längenverstellbaren Stäbchen. Die Halteplatte wird bei Spiegelreflexkameras an der Filterfassung angebracht, bei Sucherkameras wird sie zwischen Objektiv und Kamera montiert. Für Sucherkameras wird damit zugleich eine feste Auszugsverlängerung bereitgestellt. Die Stäbchen tragen Markierungen für die DIN-Formate, um feste Abbildungsmaßstäbe für Rückvergrößerungen zu ermöglichen. Vor der Verbreitung der Fotokopierer und der Digitalisierung war dies die einzig praktikable Möglichkeit, Präsenzexemplare und Inkunabeln in Bibliotheken zu reproduzieren. Die Stäbchengeräte sind leicht und klein und wesentlich einfacher zu transportieren als die konventionellen Reprostative.

Differenzierungsbereiche

Stativbeine: Anzahl und Materialien: Es gibt Einbein-, Dreibein- und Vierbeinstative. Verbreitete Materialien sind Holz, Aluminium, sowie faserverstärkte Kunststoffe wie Carbon, Granit (ähnlich der Carbonfaser, jedoch preisgünstiger) und Basaltfaser.

Als Mittelsäulen kommen Kurbelmittelsäulen und verschiebbare Mittelsäulen zum Einsatz.

Stativköpfe können als Kugelgelenkkopf (auch kurz Kugelkopf), als 2-Wege-Neiger (Kinoneigekopf), als 3-Wege-Neiger oder als Panoramakopf ausgeführt sein.

Stativköpfe werden zur Gewichtseinsparung oft aus Magnesiumlegierungen gegossen, aber auch aus Kunststoffen oder Aluminiumdruckguss hergestellt.

Weblinks

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