Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski

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Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski, 1906

Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski (russisch Сергей Михайлович Прокудин-Горский, wiss. Transliteration Sergej Michajlovič Prokudin-Gorskij; * 18. Augustjul./ 30. August 1863greg. in Funikowa Gora, Oblast Wladimir, Russland; † 27. September 1944 in Paris) war ein russischer Pionier der Farbfotografie.

Leben und Wirken

Prokudin-Gorski studierte Chemie bei bekannten Chemieprofessoren in Sankt Petersburg, Berlin und Paris. Seine eigenen Forschungen resultierten in Patenten für die Produktion von Farbdias und für die Projektion von bewegten Farbbildern. Um 1905 begann er das Vorhaben, mit Hilfe seiner Erfindungen das gesamte russische Reich in Farbaufnahmen systematisch zu dokumentieren. Die Farbaufnahmen sollten unter anderem für die Erziehung von Kindern verwendet werden, um sie über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft des russischen Reiches zu unterrichten.

Die Filter sind zusammen mit der zu belichtenden Glasplatte in einen Schlitten geschoben (hier zwecks Übersichtlichkeit getrennt). Dieser wird nach jeder Aufnahme über einen pneumatischen Mechanismus (nicht abgebildet), um ein Bild nach unten gefahren, sodass die nächste Farbe aufgenommen werden kann.

Bei dem von ihm entwickelten Verfahren werden drei monochrome Fotoplatten in schneller Abfolge mit jeweils unterschiedlichen Farbfiltern (Rot, Grün und Blau) aufgenommen. Durch die Projektion aller drei Platten mit Hilfe des dem Farbfilter entsprechenden Lichts entstand eine farbige Abbildung des fotografierten Originals. Man konnte jedoch die so entstandenen Bilder nicht auf Fotopapier entwickeln.

Vom Zaren Nikolaus II. mit einer in einem Waggon installierten Dunkelkammer ausgestattet und mit zwei Genehmigungen für das Betreten von Sperrgebieten versehen, begann Prokudin-Gorski 1909 mit seiner fotografischen Arbeit, die er 1915 abschloss. Er verwendete eine Wechselschlittenkamera, die Adolf Miethe entwickelt hatte.[1] Nach der Oktoberrevolution floh er 1918 über Norwegen und England nach Frankreich, wo er sich in Paris niederließ und dort 1944 starb. Seine Farbfotografien wurden 1948 von der Library of Congress erworben.

Prokudin-Gorskis Fotografien sind ein sehr bedeutendes geschichtliches Zeugnis des russischen Reiches kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Seine Motive reichen von mittelalterlichen Kirchen und Klöstern des alten Russlands bis hin zu Eisenbahnlinien und Fabriken der damals modernen russischen Industrie. Eines seiner allerersten Bilder zeigt den Schriftsteller Leo Tolstoi. Die komplette Sammlung seiner Fotografien wurde von der Library of Congress der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Literatur

  • Prokudin-Gorski, Sergei Michailowitsch; Allshouse, Robert H. (Hrsg.): Photographs for the Tsar: The Pioneering Color Photography of Sergei Mikhailovich Prokudin-Gorskii Commissioned by Tsar Nicholas II, Doubleday, 1980, ISBN 0-385-27158-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Frühe Farbfotografie. Bunt fürs Leben. In: Spiegel Online, 6. April 2011.

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