Schwertmannit

Schwertmannit

Schwertmannit
Andere Namen
  • IMA 1990-006
Chemische Formel

Fe163+[O16|(OH)10|(SO4)3] • 10H2O

Mineralklasse Sulfate und Verwandte (früher: Oxide und Hydroxide)
7.DE.15 (8. Auflage: IV/F.06) nach Strunz
06.04.10.01 nach Dana
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin tetragonal-dipyramidal $ 4/m\ $ [1]
Farbe bräunlichgelb
Strichfarbe gelb
Mohshärte 2,5 bis 3,5
Dichte (g/cm3) 3,77 bis 3,99
Glanz
Transparenz durchscheinend
Bruch
Spaltbarkeit
Habitus faserig bis nadelig
Weitere Eigenschaften
Ähnliche Minerale Goethit, Jarosit, Akaganéit, Ferrihydrit

Schwertmannit (chemisch: Oxyhydroxysulphat) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate und Verwandte“ (früher: Oxide und Hydroxide, siehe Klassifikation). Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe163+[O16|(OH)10|(SO4)3] • 10H2O[2] und entwickelt meist nur krustige Überzüge und erdige, massige Mineral-Aggregate, selten auch faserige bis schwach nadelige Kristalle bis etwa 100 μm Größe von gelbbrauner Farbe bei ockergelber Strichfarbe.

Besondere Eigenschaften

Durch Erhítzen lässt sich Schwertmannit in Hämatit überführen mit Fe2(SO4)3 als Zwischenprodukt.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Schwertmannit 1990 in der „Pyhäsalmi-Mine“ bei Pyhäjärvi (Oulu) in Finnland und beschrieben 1994 durch Jerry Marshall Bigham, Liisa Carlson und Enver Murad, die das Mineral nach Udo Schwertmann (Emeritus an der TU München) benannten.[3][4]

Typmaterial des Minerals findet sich unter anderem im Naturhistorischen Museum der Universität Helsinki in Finland (Nr. B8659)

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Schwertmannit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Hydroxide und oxidische Hydrate“, wo er zusammen mit Akaganeit, Böhmit, Diaspor, Feitknechtit, Feroxyhyt, Goethit, Groutit, Lepidokrokit, Manganit und Tsumgallit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Schwertmannit in die Klasse der „Sulfate (und Verwandte)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate (Selenate, etc.) mit weiteren Anionen, mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend in der Unterabteilung „mit mittelgroßen Kationen, unklassifiziert“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.DE.15 bildet.

Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Schwertmannit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide“. Dort ist er einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 06.04.10 innerhalb der Unterabteilung der „Hydroxide und Hydroxy-haltigen Oxide mit verschiedenen Kationen“

Bildung und Fundorte

Schwertmannit entsteht als sekundärer Niederschlag, der auf von sauren (pH 2,5 bis 4,5) Grubenabwässern überspülten Oberflächen Krusten bildet. Es wird angenommen, dass die Bildung von Schwertmannit im Zusammenhang mit der Aktivität eisenoxidierender und -reduzierender Bakterien steht.[5] Er tritt in Paragenese vor allem mit Goethit, aber auch mit Jarosit, Natrojarosit, Ferrihydrit und anderen Sulfiden auf.

Neben seiner Typlokalität „Pyhäsalmi Mine“ (Pyhäjärvi, Oulu) in Finnland wurde Schwertmannit bisher (Stand: 2010) noch an der „Jeremias Glück Mine“ (Garnsdorf, Saalfeld/Saale) und „Morassina Mine“ (Schmiedefeld (Lichtetal)) in Deutschland, in Mineralproben des in Grönland gefundenen Cape York Meteoriten, an der „Libiola Mine“ bei Sestri Levante in Italien, an der „Gunma Mine“ auf Honshū in Japan, in der „Wilhelm Mine“ bei Stara Góra im polnischen Katzbachgebirge, in mehreren Bergwerksgebieten der slowakischen Regionen Banská Bystrica, Bratislava, Košice und Prešov, bei Jáchymov und Zlaté Hory in Tschechien, an der „Grube Bányabérc“ und der „Szent Imre Mine“ im Mátra-Gebirge und bei Nagybörzsöny im Börzsöny von Ungarn, sowie in den US-amerikanischen Regionen Alabama, Colorado, Pennsylvania und Tennessee gefunden.[6]

Kristallstruktur

Schwertmannit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P4/m mit den Gitterparametern a = 10,66 Å und c = 6,04 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[2]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Webmineral - Schwertmannite (englisch)
  2. 2,0 2,1 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 406.
  3. J. M. Bigham, L. Carlson, E. Murad (1994): Schwertmannite, a new iron oxyhydroxy-sulphate from Pyhasalmi, Finland, and other localities, Mineralogical Magazine, Band 58, S. 641–648.
  4. Mitteilungen der Vereinigung Weihenstephaner Universitätsabsolventen - Neues Mineral: Schwertmannit (PDF 1,1 MB; S. 6-7)
  5. S. Regenspurg, A. Brand, S. Peiffer (2004): Formation and stability of schwertmannite in acidic mining lakes, Geochimica et Cosmochimica Acta, Band 68, S. 1185–1197
  6. Mindat - Schwertmannite (englisch)

Weblinks