Rotschlamm

Rotschlamm

Rotschlammdeponie bei Bützflethermoor

Rotschlamm ist ein Abfallprodukt der Aluminiumherstellung nach dem Bayer-Verfahren. Er fällt als wasserunlöslicher Rest bei der Extraktion von Aluminium – in Form von wasserlöslichem Natriumaluminat Na[Al(OH)4] – aus Bauxit mittels Natronlauge an. Der verbleibende Rotschlamm enthält Eisen- und Titanoxide sowie verschiedene Kieselsäureverbindungen. Die charakteristische rote Farbe stammt von Eisen(III)-hydroxiden. Wie viel Rotschlamm je produzierter Tonne Aluminium anfällt, hängt von der Qualität des verwendeten Bauxits ab: bei tropischem Bauxit 1,6 t, bei europäischem Bauxit 3,2–3,7 t feuchter Rotschlamm.[1]

Der stark alkalische Schlamm wurde früher ohne weitere Vorkehrungen deponiert oder in Flüsse geleitet, was zu erheblichen Umweltbelastungen führte. Heute wird der Schlamm in abgedichteten Deponien eingelagert, bis sich die als Dispersion vorliegenden Hydroxide und Silikate abgesetzt haben. Die austretende Natronlauge wird wiederverwertet. Anschließend wird die Deponie mit Sand und Erde abgedeckt und rekultiviert. In jüngerer Zeit wird gereinigter Rotschlamm auch als Füllstoff im Straßenbau verwendet sowie als Ausgangsmaterial für Keramik.

Eine der größten Rotschlammdeponien Deutschlands befindet sich in der Nähe von Stade in Niedersachsen zwischen Bützflethermoor und Stadermoor. Bei ihr wird die Natronlauge vor der Deponierung aus dem Rotschlamm gewaschen[2].

Gefährlichkeit

Die kurzfristige Gefährlichkeit des Rotschlammes beruht in erster Linie auf dem Gehalt an ätzender Natronlauge (in Wasser gelöstes Natriumhydroxid). Eine langfristige Schädlichkeit ergibt sich aus dem Gehalt an giftigen Schwermetallen, abhängig von Herkunft und Art des Bauxits. Schwermetalloxide und Schwermetallhydroxide sind im basischen Milieu meist nur sehr schwer löslich. Deponierter Rotschlamm enthält etwa 1 % an löslichen Schwermetallhydroxiden. Als Anionen vorliegende toxische Komponenten wie Fluoride, Arsenate, Chromate und Vanadate können jedoch auch im basischen Milieu aus dem Schlamm ausgewaschen werden. Wenn das Natriumhydroxid des Rotschlamms durch starke Verdünnung oder Zutritt von Säuren neutralisiert ist, kann es auch zur Bildung von löslichen Verbindungen anderer Schwermetalle und damit zu Umweltgefährdungen kommen. Dies führt dazu, dass Rotschlammdeponien sowohl eine Oberflächenabdeckung, als auch einen Schutz gegen Kontakt mit Grundwasser besitzen sollten.[3]

Unfälle

Der Kolontár-Dammbruch bei Ajka, Ungarn, 4. Oktober 2010

Am 4. Oktober 2010 traten beim Kolontár-Dammbruch 700.000 bis 1 Million Kubikmeter Rotschlamm aus den Speichern eines Aluminiumwerks in der ungarischen Ortschaft Ajka aus.[4]

Literatur

  • Frank Muster: Rotschlamm. Reststoff aus der Aluminiumoxidproduktion – Ökologischer Rucksack oder Input für Produktionsprozesse? kassel university press GmbH, Kassel 2007, ISBN 978-3-89958-359-5.

Einzelnachweise

  1. Manfred Sietz, Stefan Seuring: Ökobilanzierung in der betrieblichen Praxis, Eberhard Blottner Verlag, Taunusstein, 1997 Seite 103
  2. http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,722657,00.html Cordula Meyer: Unfall in Ungarn Erste Analyse warnt vor Giften im Rotschlamm in Spiegel Online, Datum: 12. Oktober 2010, Abgerufen: 13. Oktober 2010
  3. Frank Muster: Rotschlamm. Reststoff aus der Aluminiumoxidproduktion – Ökologischer Rucksack oder Input für Produktionsprozesse? kassel university press GmbH, Kassel 2007, ISBN 978-3-89958-359-5, S. 15.
  4. Chemie-Unglück: In Ungarn droht eine Umwelt-Katastrophe. pH-Wert des Schlamms entsprach dem einer Natronlauge. In: DerWesten. 6. Oktober 2010, abgerufen am 6. Oktober 2010.

Weblinks