Rivaroxaban

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{{Infobox Chemikalie | Strukturformel = Strukturformel von Rivaroxaban | Freiname = Rivaroxaban | Suchfunktion = C19H18ClN3O5S | Andere Namen = *IUPAC: (S)-5-Chlor-N-{2-oxo-3- [4-(3-oxomorpholin-4-yl)phenyl] -1,3-oxazolidin-5- ylmethyl}thiophen-2-carbamid

| Summenformel = C19H18ClN3O5S | CAS = 366789-02-8 | PubChem = 6433119 | ATC-Code = B01AX06 | DrugBank = | Wirkstoffgruppe = Antikoagulans | Wirkmechanismus = | Verschreibungspflicht = Ja | Beschreibung = | Molare Masse = 435,88 g·mol−1 | Dichte = | Schmelzpunkt = | Siedepunkt = | Dampfdruck = | pKs = | Löslichkeit = | Quelle GHS-Kz = NV | GHS-Piktogramme =

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| R = nicht bekannt | S = nicht bekannt | MAK = | LD50 = }}

Rivaroxaban (Handelsname Xarelto®; Hersteller Bayer AG) ist ein Arzneistoff zur Hemmung der Blutgerinnung. Er gehört zur Gruppe der Antikoagulanzien.

Die Substanz aus der Gruppe der Oxazolidinone ist ein direkter Inhibitor des Faktor Xa, sie ist oral wirksam bei einer Dosis pro Tag. Klinisch eingesetzt wird Rivaroxaban zur Prophylaxe venöser Thromboembolien (VTE), zur Prävention von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern und zur Behandlung von tiefen Venenthrombosen.[1]

Pharmakologische Eigenschaften

Rivaroxaban wird enteral resorbiert und unterliegt einem First-Pass Metabolismus von Cytochrom P450 3A4. Die Bioverfügbarkeit ist hoch (80%-100%) mit einer Spitzenkonzentration im Serum nach 2-4 Stunden und einer Halbwertzeit von 7-11 Stunden. Im Plasma liegt es zu 95% an Eiweiß gebunden vor und wird zu ca. 30% renal eliminiert und hat daher auch bei schlechter Kreatinin Clearence (GFR 30- 80ml/min) keinen erhöhten Plasmaspiegel. Als direkter Inhibitor des Faktor Xa wirkt Rivaroxaban Antithrombin unabhängig.[2]

Klinische Studien

Ein 2008 abgeschlossenes klinisches Phase-III-Studienprogramm mit vier Studien untersuchte, ob Rivaroxaban-Patienten nach großen orthopädischen Operationen (z. B. Patienten, die ein künstliches Kniegelenk bzw. ein künstliches Hüftgelenk erhalten) Vorteile bietet. Ergebnis: Im Vergleich zur derzeitigen Standardtherapie mit niedermolekularem Heparin (hier wurde Enoxaparin getestet) wird das Risiko für den kombinierten Endpunkt aus tiefen Venenthrombosen, Lungenembolien oder Tod durch Thromboembolien nahezu halbiert. Die Ergebnisse waren in allen vier Studien signifikant, werden jedoch hauptsächlich durch die Reduktion klinisch irrelevanter Thrombosen erreicht. In diesen Studien fanden sich zwischen Vergleichstherapie und Rivaroxaban kein signifikanter Unterschied beim Auftreten von Nebenwirkungen (z. B. größere Blutungen).[3][4][5]

Weitere Studien zur Therapie der tiefen Venenthrombosen und Lungenembolien, zur Thromboseprophylaxe bei internistischen Patienten, zur Therapie des akuten Koronarsyndroms sowie zur Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern laufen derzeit.[6][7]

In der Rocket-AF-Studie, deren Ergebnisse 2010 auf der Jahrestagung der American-Heart-Association vorgestellt wurde, war Rivaroxaban nicht schwächer wirksam als Warfarin (ähnlich dem in Deutschland bekannteren Marcumar) in der Prävention von Schlaganfällen und peripheren Embolien. Die Rate von Blutungen und anderen Nebenwirkungen war gleich. Unter Rivaroxaban traten weniger intrakranielle und tödliche Blutungen auf.[8]

Zulassungsstatus

Nach positivem Votum des europäischen Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP)[9] wurde Rivaroxaban 2008 unter dem Handelsnamen Xarelto® "... zur Prophylaxe venöser Thromboembolien (VTE) bei erwachsenen Patienten nach elektiven Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen..." durch die Europäische Kommission zugelassen.[10]

Anfang 2011 hat der Hersteller bei der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) den Zulassungsantrag zur Prävention von Schlaganfällen bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern eingereicht. Außerdem wurde die Zulassung zur Behandlung der akuten tiefen Venenthrombose und zur Prävention der rezidivierend auftretenden tiefen Venenthrombose und Lungenembolie bei der EMA beantragt.[11] Die entsprechende Zulassung für beide Indikation erhielt Bayer im Dezember 2011.[1]

Bereits im November 2011 erfolgte die Zulassung zur Prävention von Schlaganfällen bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern in den USA seitens der FDA.[12]

Arzneiverordnungs-Report

Im Arzneiverordnungs-Report 2009 wurde Rivaroxaban mit der Bewertung A ( = innovative Struktur mit therapeutischer Relevanz) versehen. Von 29 im Jahr 2008 neu zugelassenen Arzneimitteln haben 7 die Bewertung A ( = innovative Struktur mit therapeutischer Relevanz), 6 die Bewertung B ( = Verbesserung pharmakodynamischer oder pharmakokinetischer Eigenschaften), 15 die Bewertung C ( = Analogpräparat mit keinen oder nur geringen Unterschieden) und eines die Bewertung D ( = nicht ausreichend gesichertes Wirkprinzip oder unklarer therapeutischer Stellenwert) erhalten. [13]

Kritik

Berater der amerikanischen Aufsichtsbehörde Food and Drug Administration (FDA) kamen bereits im März 2009 zu dem Ergebnis, dass Xarelto gegenüber dem seit langem verwendeten Gerinnungshemmer Warfarin (in Deutschland bekannter ist der verwandte Wirkstoff Phenprocoumon, Handelsname Marcumar) keinen therapeutischen Zusatznutzen bietet. Schlaganfälle kann Xarelto nicht häufiger verhindern als die etablierten und kostengünstigen Mittel. Zudem liegen bislang keine Langzeit-Studien zu den Nebenwirkungen von Xarelto vor.[14] Bei größeren orthopädischen Eingriffen hätten Patienten ein hohes Risiko für Thromboembolien. Nach Meinung der FDA-Experten werfen die von BAYER eingereichten Studien insbesondere Fragen zu Herzinfarkt- und Blutungsrisiken auf.

Gegenanzeigen

Bei rückenmarksnahen Regionalanästhesie-Verfahren (Spinalanästhesie bzw. Periduralanästhesie) sollte Rivaroxaban 22–26 Stunden vorher abgesetzt werden und frühestens vier bis sechs Stunden nach dem Eingriff wieder gegeben werden.[15]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Xarelto® von Bayer in der EU zur Prävention von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern und zur Behandlung von tiefen Venenthrombosen zugelassen Pressemeldung Bayer vom 19. Dezember 2011.
  2. Rivaroxaban: A New Oral Factor Xa Inhibitor From Bayer Schering Pharma AG, Wuppertal, Germany
  3. E. Perzborn, D. Kubitza, F. Misselwitz: Rivaroxaban. A novel, oral, direct factor Xa inhibitor in clinical development for the prevention and treatment of thromboembolic disorders. In: Hämostaseologie Band 27, Nummer 4, September 2007, S. 282–289, ISSN 0720-9355. PMID 17938768.
  4. M. R. Lassen, W. Ageno, L. C. Borris, J. R. Lieberman, N. Rosencher, T. J. Bandel, F. Misselwitz, A. G. Turpie: Rivaroxaban versus enoxaparin for thromboprophylaxis after total knee arthroplasty. In: The New England journal of medicine Band 358, Nummer 26, Juni 2008, S. 2776–2786, ISSN 1533-4406. doi:10.1056/NEJMoa076016. PMID 18579812.
  5. B. I. Eriksson, L. C. Borris, R. J. Friedman, S. Haas, M. V. Huisman, A. K. Kakkar, T. J. Bandel, H. Beckmann, E. Muehlhofer, F. Misselwitz, W. Geerts: Rivaroxaban versus enoxaparin for thromboprophylaxis after hip arthroplasty. In: The New England journal of medicine Band 358, Nummer 26, Juni 2008, S. 2765–2775, ISSN 1533-4406. doi:10.1056/NEJMoa0800374. PMID 18579811.
  6. B. I. Eriksson, L. C. Borris, O. E. Dahl, S. Haas, M. V. Huisman, A. K. Kakkar, E. Muehlhofer, C. Dierig, F. Misselwitz, P. Kälebo: A once-daily, oral, direct Factor Xa inhibitor, rivaroxaban (BAY 59-7939), for thromboprophylaxis after total hip replacement. In: Circulation Band 114, Nummer 22, November 2006, S. 2374–2381, ISSN 1524-4539. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.106.642074. PMID 17116766. Volltext (HTML) Volltext (PDF)
  7. G. Agnelli, A. Gallus, S. Z. Goldhaber, S. Haas, M. V. Huisman, R. D. Hull, A. K. Kakkar, F. Misselwitz, S. Schellong: Treatment of proximal deep-vein thrombosis with the oral direct factor Xa inhibitor rivaroxaban (BAY 59-7939): the ODIXa-DVT (Oral Direct Factor Xa Inhibitor BAY 59-7939 in Patients With Acute Symptomatic Deep-Vein Thrombosis) study. In: Circulation Band 116, Nummer 2, Juli 2007, S. 180–187, ISSN 1524-4539. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.106.668020. PMID 17576867. Volltext (HTML) Volltext (PDF)
  8. Diabetes Congress-Report, Ausgabe 1, Februar 2011, Seite 26ff, Kirchheim-Verlag.
  9. Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) Summary of Positive Opinion for XARELTO (engl.).
  10. – Xarelto : EPAR - Summary for the public, Summary of the European Public Assessment Report (EPAR) (engl.).
  11. Bayer beantragt EU-Zulassung für Rivaroxaban. Pressearchiv Bayer HealthCare, abgerufen am 23. Februar 2011.
  12. Xarelto in den USA bei Vorhofflimmern zugelassen. Deutsches Ärzteblatt Online Nachrichten, abgerufen am 8. November 2011.
  13. U. Schwabe, D. Paffrath: Arzneiverordnungs-Report 2009. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2009.
  14. FDA staff fears over bleeding risk of Bayer/J&J’s rivaroxaban
  15. Gogarten, Wiebke; Van Aken, Hugo K.: Perioperative Thromboseprophylaxe - Thrombozytenaggregationshemmer - Bedeutung für die Anästhesie. AINS - Anästhesiologie · Intensivmedizin · Notfallmedizin · Schmerztherapie, Ausgabe 04, April 2012, S. 242-254 Print ISSN 0939-2661 · Online ISSN 1439-1074. DOI: 10.1055/s-002-23167

Weblinks

  • www.xarelto.de (offizielle Webseite zum Arzneimittel von Bayer HealthCare)
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