Oxymercurierung
Die Oxymercurierung ist ein Verfahren, um Alkene hoch selektiv in Alkohole nach der Markownikow-Regel zu überführen. Bei der Oxymercurierung wird Wasser unter Zuhilfenahme von Quecksilberacetat an ein Alken angelagert. Diese Hydratisierung ähnelt der Anlagerung von Halogenwasserstoffsäuren an Alkenen und gehört zu dem Reaktionstyp der elektrophilen Addition.
Durchführung
Das Alken wird mit Wasser und Quecksilberacetat umgesetzt. Meist wird als Lösungsmittel Tetrahydrofuran verwendet, das alle Komponenten lösen kann. Der entstehende Quecksilberalkohol wird mit Natriumborhydrid und Natronlauge zum Alkohol reduziert.
Die Oxymercurierung ergibt allgemein sehr gute Ausbeuten unter sehr milden Bedingungen.[1] Analog lassen sich auch Alkohole, Amine oder andere Nukleophile anlagern.[2] So kann an Stelle von Wasser z.B. auch der Alkohol einer Seitenkette intramolekular angreifen und einen cyclischen Ether bilden.
Mechanismus
Quecksilberacetat dissoziiert in Wasser teilweise zu H3C−COO−, H3C−COOHg+ und Hg2+. Das H3C−COOHg+-Ion lagert sich an die Doppelbindung des Alkens an und bildet ein Mercuriniumion.[2] An dieses wird Wasser addiert, woraus sich ein Quecksilberalkohol bildet.[3] Der H3C−COOHg+-Rest am Alkohol lässt sich mit Natriumborhydrid und Natriumhydroxid-Lösung abspalten. Hierbei entstehen Acetationen, Quecksilber und der gewünschte Alkohol.[4]
Kritik
Die Oxymercurierung ist wegen der geringen Atomökonomie der Reaktion und der toxischen Eigenschaften[3] von organischen Quecksilberverbindungen für industrielle Anwendungen ungeeignet. Deshalb beschränkt sich die Anwendung der Reaktion auf den Labormaßstab. Eine Alternative bieten Epoxidierungen, die auch im industriellen Maßstab unter Katalyse in ausreichenden Ausbeuten ablaufen.
Einzelnachweise
- ↑ Beyer-Walter, Lehrbuch der Organischen Chemie, 23. Auflage, S. Hirzel Verlag 1998 ISBN 3-7776-0808-4.
- ↑ 2,0 2,1 F. A. Carey, R. J. Sundberg, Organische Chemie, Wiley-VCH Verlag, 2004, ISBN 3-527-29217-9.
- ↑ 3,0 3,1 Siegfried Hauptmann: Organische Chemie, 2. Auflage, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 1985, S. 548, ISBN 3-342-00280-8.
- ↑ Römpp CD 2006, Georg Thieme Verlag 2006.