Nicolas Lémery
Nicolas Lémery (* 17. November 1645 in Rouen; † 19. Juni 1715 in Paris) war ein französischer Chemiker und Mediziner. Er war Autor mehrerer Lehrbücher und Lexika der Chemie und gehörte zu den ersten Chemikern, die das Metall Antimon sowie die Chemie der Säuren und Basen wissenschaftlich darstellten.
Leben
Nicolas Lémery wurde als Sohn und fünftes, von insgesamt sieben Kindern des Julien Lémery und seiner zweiten Ehefrau Susan Duchemin geboren. Sein Vater war Prokurator des Parlaments der Normandie und verstarb als Nicolas elf Jahre alt geworden war. Höchstwahrscheinlich besuchte er eine protestantische Schule in Grand-Quevilly im Banlieue von Rouen.[1] Etwa im Alter von fünfzehn Jahren begann er eine Ausbildung in der Apotheke seines Onkels mütterlicherseits Pierre Duchemin in Rouen.[2] Nach sechs Jahren Tätigkeit verließ er dann 1666 Rouen um in Paris bei dem Pharmakologen Christophe Glaser, den Apotheker am Hofe von Ludwig XIV., seine Kenntnisse zu erweitern.
Zwischen 1668 und 1672 lebte er in Montpellier, konnte dort allerdings als Protestant nicht Mitglied der Apothekerzunft werden. Im Jahre 1672 ging er nach Paris zurück um Laboratorium von Bernardin Martin (1629–1703), dem Apotheker von Louis II. de Bourbon, prince de Condé tätig zu werden.[3] Mit der Unterstützung des Prinzen von Condé praktizierte er allerdings bis 1683, danach wurde ihm die Apothekerlizenz entzogen.
Lémery ging an die Universität von Caen und wurde dort als Doktor der Medizin promoviert. Im Jahr 1685 wurde das Toleranzedikt von Nantes zur freien Ausübung der Religion in Frankreich widerrufen und führte dazu, dass Tausende französischer Protestanten das Land als so genannte Hugenotten verließen. Lémery konvertierte zum Katholizismus und lehrte in öffentlichen Vorlesungen außerhalb der Universität Chemie, wobei er diese stark von der Alchemie abgrenzte, die den Ruf der paracelsischen Lehre hatte und abgelehnt wurde.
Im Jahr 1677 kam sein Sohn Louis Lémery zur Welt, der später ebenfalls Chemiker sowie Arzt am königlichen Krankenhaus in Paris wurde.[4] 1699 wurde Lémery in die Académie Royale des Sciences aufgenommen.
Werke
1675 veröffentlichte Lémery sein Werk Cours de Chymie, das in den frühen Auflagen die Chemie als Hilfswissenschaft der Medizin darstellte, diese Position jedoch später zunehmend ausklammerte und die Chemie als eigene Wissenschaft der natürlichen Prozesse, die bei der Destillation, Fermentation und Sublimation von pflanzlichen, tierischen und mineralischen Stoffen darstellte. In deutscher Übersetzung erschien das Werk unter dem Titel Cours de Chimie oder Der vollkommene Chymist 1697 in Dresden und wurde in den Folgejahren bis 1754 mehrfach neu aufgelegt.
1697 erschien die Pharmacopie universelle und im darauffolgenden Jahr Traité universel des drogues simples, welches 1716 nach der dritten Auflage in Amsterdam auch in deutscher Übersetzung als Materialien-Lexikon erschien. Dies Materialien-Lexicon wurde nachfolgend vollständig in das 1732 und 1754 erschienene Grosse vollständige Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste von Johann Heinrich Zedler übernommen, allerdings ohne als Quelle angegeben zu sein. Auch der Eintrag über Lemery enthält keine Informationen darüber, die deutsche Übersetzung ist dort auch nicht erwähnt.[5]
1707 veröffentlichte er eine Abhandlung über das Mineral Antimon unter dem Titel Traité de l'Antimoine, die deutsche Übersetzung erfolgte 1709 unter dem Titel Neue curieuse, chymische Geheimnüße des Antimonii.
- Cours de chymie : contenant la maniere de faire les operations qui sont en usage dans la medecine, par un methode facile ; avec des raisonnements sur chaque operation, pour l'instruction de ceux qui veulent s'appliquer a cette science. - 6. ed. - Paris : Michallet, 1687. Digitalisierte Ausgabe
- Het philosoophze laboratorium, oft' der chymisten stook-huis. - Amsterdam : ten Hoorn, 1691. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
- Nouveau recueil de[s] secrets et curiositez, les plus rares & admirables de tous les effects, que l'art & la nature sont capables de produire. - 5. ed. - Amsterdam : Mortier, 1697. Digitalisierte Ausgabe
- A course of chymistry : containing an easie method of preparing those chymical medicins which are used in physick ; with curious remarks and useful discourses upon each preparation, for the benefit of such a desire to be instructed in the knowledge of this art. - The 3rd. ed., transl. from the 8th ed. in the French. - London : Kettilby, 1698. Digitalisierte Ausgabe
- Cours de chymie, oder der vollkommene Chymist : welcher die in der Medicin gebräuchlichen chymischen Processe auff die leichteste und heilsamste Art machen lernt... Aus der 9. frantzösischen Edition des 1697sten Jahres ins Teutsche übersetzet. Winckler, Dresden 1698 (Digitalisierte Ausgabe)
- Cours de chymie : contenant la maniere de faire les operations qui sont en usage dans la medecine, par un methode facile ; avec des raisonnemens sur chaque operation, pour l'instruction de ceux qui veulent s'appliquer a cette science. - 11. ed. - Paris : Delespine, 1730. Digitalisierte Ausgabe
- Cours de chymie : contenant la maniere de faire les operations qui sont en usage dans la medecine, par un methode facile ; avec des raisonnemens sur chaque operation, pour l'instruction de ceux qui veulent s'appliquer a cette science. - Bruxelles : Leonard, 1744. Digitalisierte Ausgabe
- Nicolai Lemeri cursus chymicus, oder vollkommener Chymist : welcher die in der Medicin vorkommenden chymischen Praeparata und Processus auf die vernünfftigste, leichteste und sicherste Art zu verfertigen lehret ; aus dem Frantzösischen übersetzet. - ... Bey dieser 5. Aufl. aufs neue durchgesehen, corrigirt und vermehret von Johann Christian Zimmermann. - Dresden : Walther, 1754. Digitalisierte Ausgabe
Literatur
- Ulrich Johannes Schneider: Vorwort zur digitalen Ausgabe von Nicolas Lemery: Vollständiges Materialien-Lexicon. Directmedia Publishing, Berlin 2007, ISBN 978-3-89853-613-4.
- Jaime Wisniak: Nicolas Lémery. In: Revista CENIC Ciencias Químicas. Band 36, Nummer 2, 2005, S. 123–130 (PDF).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Jaime Wisniak: Nicolas Lémery. In: Revista CENIC Ciencias Químicas. Band 36, Nummer 2, 2005, S. 123.
- ↑ Jean-Claude Guedon: Protestantisme et Chimie: Le Milieu Intellectuel de Nicolas Lémery. In: Isis. Band 65, 1974, S. 212–228 (JSTOR).
- ↑ Jaime Wisniak: Nicolas Lémery. In: Revista CENIC Ciencias Químicas. Band 36, Nummer 2, 2005, S. 124.
- ↑ Lemery, Louis in Ilse Jahn: Geschichte der Biologie. Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbiographien. Nikol VG Spektrum, Hamburg 2004; Seite 885. ISBN 3-937872-01-9
- ↑ Lemeri oder Lemery Nicol.. In: Zedlers Universal-Lexicon. Band 17, Leipzig 1738, Spalte 60 f.
Personendaten | |
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NAME | Lémery, Nicolas |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Mediziner und Chemiker |
GEBURTSDATUM | 17. November 1645 |
GEBURTSORT | Rouen |
STERBEDATUM | 19. Juni 1715 |
STERBEORT | Paris |