Kryotechnik
Kryotechnik, Kryogenik (von altgriechisch κρύος [kryos] „Frost, Eis“) oder Tieftemperaturtechnik ist die Technik zur Erzeugung tiefer Temperaturen (Joule-Thomson-Effekt) und zur Nutzung physikalischer Effekte bei tiefen Temperaturen (Verflüssigung und Trennung von Gasen). Die Kryotechnik deckt den Temperaturbereich unterhalb etwa -150 °C ab. Technisch einfach zugänglich sind Temperaturen von 77,4 K (-195,8 °C), dem Siedepunkt von Stickstoff, 20,4 K (mit Wasserstoff), und 4,2 K (mit Helium). Flüssiger Stickstoff, bzw. flüssiges Helium, können zu Kühlzwecken bequem in Dewargefäßen aufbewahrt und transportiert werden. Tiefere Temperaturen sind durch Druckverminderung und die damit verbundene Änderung der Siedepunkte erreichbar. Mit Helium kommt man damit bis auf ca. 1 K herunter, mit dem (teuren) Isotop 3He sogar bis auf 1 mK. Die breiteste Anwendung findet flüssiges Helium in der Kühlung von supraleitenden Wicklungen von Elektromagneten.
Anwendungen der Kryotechnik finden sich in der
- Energietechnik (Kernfusionsreaktoren)
- Hochenergiephysik (Teilchenbeschleuniger)
- Vakuumtechnik (Kryopumpe)
- Energietechnik (SMES Energiespeicher, Flüssig-Wasserstoff Treibstoff)
- Raketentechnik (zum Beispiel Pumpen für flüssigen Sauerstoff)
- Messtechnik (SQUIDs, Detektoren, NMR)
- Kryobiologie (engl. Cryobiology)
- Verfahrenstechnik (Verflüssigung von Gasen, Tieftemperaturrektifikation, Recycling)
- Herstellung von technischen Gasen
- Petrochemie, Erdgasindustrie (Erdgasverflüssigung)
- Lebensmittelindustrie (Schockgefrierung)
- Energierückgewinnungstechnik
- Elektrotechnik, Elektronik
- Medizin: MRT, Kryochirurgie, Gewinnung medizinischer Gase
- Bestattungswesen, Promession
- Konservierung, Kryokonservierung
- Kryonik oder Kryostase