Kratom
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Mitragyna speciosa | ||||||||||||
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Junger Kratombaum | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Mitragyna speciosa | ||||||||||||
(Korth.) Havil. |
Mitragyna speciosa, auch Kratombaum oder Roter Sentolbaum genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Sie stammt aus Malesien. Die geernteten Laubblätter werden frisch oder getrocknet als Droge in beiden Wortbedeutungen, Arzneidroge sowie psychotrope Substanz, verwendet und werden Kratom, Biak, Gra-tom, Biak-Biak, Katawn, Krton, Mabog oder Mambog genannt. Hauptalkaloid ist das psychoaktive Mitragynin, es wurde nur in dieser Art nachgewiesen, das Hauptalkaloid der Früchte ist 7-Hydroxy-Speciociliatin.[1]
Beschreibung
Mitragyna speciosa wächst als Baum und erreicht Wuchshöhen von etwa 10 bis 25 Meter. Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattstiele weisen eine Länge von 2 bis 4 cm auf. Die grüne, einfache Blattspreite ist bei einer Länge von 8,5 bis 14 cm und einer Breite von 5 bis 10 cm elliptisch. [2]
Die 3 bis 5 cm langen Blüten stehen in kugeligen Blütenständen zusammen. Die Früchte sind bei einer Länge von 5 bis 7 mm länglich-eiförmig. [2]
Vorkommen
Den Kratom-Baum findet man in Thailand sowie von der nördlichen Malaiische Halbinsel bis Borneo und Neuguinea. Er wächst in Tieflandwäldern und in morastigen Gebieten.[2][3]
Inhaltsstoffe und Wirkung
Es gibt drei Sorten von Kratom: Mit weißen, roten und mit grünen Blattvenen. Die unterschiedlichen Sorten haben eine unterschiedliche Zusammensetzung, was die enthaltenen Alkaloide betrifft. Während Sorten mit weißem Blattvenen eher aktivierend wirken sollen, so wird den Sorten mit roten Blattvenen eine eher sedierende Wirkung nachgesagt. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass geringe Dosen eher aktivierend und euphorisierend wirken und höhere Dosen sedierend wirken. Da es erwartungsgemäß in der Natur aber viele unterschiedliche Varietäten geben wird und der Gehalt der Alkaloide auch von diversen Standortfaktoren und klimatischen Einflüssen abhängt ist dies nur als eine grobe Einteilung anzusehen. Diesbezügliche Studien existieren noch nicht.
Die grünen Blätter des Kratom-Baumes werden gekaut, getrocknete Blätter werden geraucht oder als Tee getrunken.[4] Neuerdings werden in Asien auch Drogencocktails mit Namen "4x100" hergestellt. Dabei wird ein Kratomsud mit morphinhaltigen Hustensaft, Cola und weiteren mitunter auch sehr schädlichen Bestandteilen, wie Tramadol oder auch Pestiziden zu einem potenteren Drogencocktail kombiniert. Erst im Spätsommer 2012 kam es zum Tod von zwei jungen Frauen aus Australien, woraufhin die thailändischen Behörden demonstrativ einige Kratombäume auf der Insel Phuket abholzten und verbrannten. Ursächlich für den Tod waren aber nicht die im Kratom enthaltenen Substanzen. Vielmehr besteht bei übermäßigem Konsum dieses Cocktails die Gefahr einer Atemdepression durch eine Überdosierung des morphinhaltigen Hustensafts.
Bei frischen Blättern werden die Blattvenen vor dem Konsum entfernt.[5]Die Wirkung soll bei niedriger Dosierung stimulierend, bei hoher Dosierung dämpfend sein. Der Gehalt an Mitragynin ist abhängig vom Anbauort und der Saison.[6]
Der Wirkstoff 7-Hydroxymitragynin, der in Kratom enthalten ist, wirkt als Agonist an dem µ-Opioidrezeptor und hat eine starke analgetische Wirkung. Die Reduzierung der Wahrnehmung von Schmerzen wurde im Tierversuch bestätigt, mit dem Ergebnis, dass die antinozizeptive Wirkung des Alkaloids 7-Hydroxymitragynin um das Dreizehnfache stärker war als Morphin.[7] Zudem wurde im Versuch mit Ratten bestätigt, dass Kratom bei Durchfall einen positiven Effekt auf den Magen-Darm-Trakt hat.[5]
Bei chronischem Gebrauch von Kratom kann Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Hyperpigmentation auftreten. Es wird auch über weitere Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Zittern berichtet. Im Zuge des Abstinenzsyndroms kann eine erhöhte Reizbarkeit, Müdigkeit sowie Gelenk- und Muskelschmerzen als auch eine heftige Nasenschleimabsonderung auftreten.[3]
Es ist mindestens ein Fall bekannt, bei dem nach mehrwöchiger Kratomeinnahme eine intrahepatische Cholestase auftrat.[8]
Das reine Alkaloid Mitragynin hat folgende Haupteffekte: 1. Steigerung der Erregbarkeit des cranio-sacralen und des sympathischen Teiles des autonomen Nervensystems, 2. Steigerung der Erregbarkeit der Medulla oblongata und der motorischen Zentren des ZNS.[3]
Pharmazeutische Geschichte
Bereits im 19. Jahrhundert fand Kratom Verwendung als Opiatsubstitut[1] (Malaysia) und diente zur Heilung von Opiatsucht als auch von Durchfall (Thailand).[5] Arbeiter und Bauern konsumierten die Blätter oder das Harz des Baumes, um schwere Arbeit unter der sengenden Hitze der Sonne verrichten zu können. Im Jahre 1897 fand Kratom erstmals Erwähnung als Mittel gegen Opiatabhängigkeit. Neben dem Einsatz als Mittel gegen die Entzugserscheinungen, die bei Opiatabhängigkeit auftreten, fand Kratom Anwendung als Wundverband und als Mittel gegen Fieber.[3] Die phytochemische Erforschung von Kratom begann 1920.
Rechtsstatus
Deutschland
Kratom unterliegt nicht dem BtMG. Besitz und Erwerb sind in Deutschland nach dem Betäubungsmittelrecht noch nicht strafbar, die Beschlussfassung wurde in der 35. Sitzung des Sachverständigenausschusses für Betäubungsmittel am 3. Mai 2010 vertagt[9], dennoch ist davon auszugehen, dass Kratom unter die Definition von §2 Abs 1 des AMG fällt, sobald es für die Anwendung an Mensch oder Tier bestimmt ist. Somit ist Herstellung und Verkauf einer Substanz nach dem AMG reguliert, unabhängig davon, in welcher Form die Substanz vorliegt, wenn sie in Bestimmung § 2 Abs. 1 erfüllt.[10][11] Der Verkauf und die Herstellung von Arzneimitteln ohne Genehmigung ist strafbar nach AMG § 2 Abs. 1 Nr. 5 a. F., § 2 Abs. 1 Nr. 2a n. F., § 5, § 95 Abs. 1 Nr. 1, StPO § 354a. Dies wurde in einem Urteil des Bundesgerichtshofs zu der frei verfügbaren Chemikalie γ-Butyrolacton (GBL) bestätigt, welche nach dem AMG als Arzneimittel eingestuft wird, sobald sie für den Konsum bzw. Gebrauch an Mensch oder Tier bestimmt ist.[12][13]
Thailand, Malaysia, Myanmar und Australien
Der Anbau von Mitragyna speciosa wurde in Thailand bereits 1943 verboten, vorhandene Pflanzen mussten gefällt werden.[14] Das Verbot gründete auf dem Umgehen der Opiumsteuern, die zu dem Zeitpunkt erhöht wurden. Aufgrund steigender Kosten wechselten viele Opiumkonsumenten auf Kratom. Der Eintritt Thailands in den Pazifikkrieg 1942 erforderte höhere Steuereinkommen und deshalb wurde Kratom verboten, um den Wettbewerb im Opioidgeschäft zu unterdrücken.[15] Heute ist Besitz und Konsum von Kratom in Thailand, Malaysia und Myanmar verboten[6], in Australien ist Kratom in Schedule 9 (Prohibited Substance) klassifiziert.[16][6]
Literatur
- Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, 8. Auflage, AT-Verlag, Aarau 2007, ISBN 978-3-03800-352-6.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Kitajima, Misawa, Kogure et al.: A new indole alkaloid, 7-hydroxyspeciociliatine, from the fruits of Malaysian Mitragyna speciosa and its opioid agonistic activity. In: Journal of Natural Medicines, 2006, Vol. 60, Nr. 1, 2005, S. 28–35. (Online)
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Philippine Department of Agriculture - Bureau of Plant Industry: Mambog (englisch, abgerufen am 10. Juli 2010)
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Nor Aini Saidin (2008): Cytotoxicity of extract of Malaysian Mitragyna Speciosa Korth and its dominant Alkaloid Mitragynine. (Online)
- ↑ Charoendee Pingsuthiwong, Angkana Krispitakneong, Aknarong Intrarachai, Nuanlaong Matra: Analysis of Mitragyna speciosa (kratom) alkaloids in human urine as a marker of chronic kratom abuse: Preliminary results. Bureau of Drug and Narcotics, Department of Medical Sciences, Ministry of Public Health, Nonthaburi 11000, Thailand. (Online, PDF)
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Somsmorn Chittrakarn, Kitja Sawangjaroen , Supaporn Prasettho, Benjamas Janchaweea, Niwat Keawpradub: Inhibitory effects of kratom leaf extract (Mitragyna speciosa Korth.) on the rat gastrointestinal tract. (Online)
- ↑ 6,0 6,1 6,2 The Drug Enforcement Administration, Office of Forensic Sciences: Microgram Bulletin. Online, PDF
- ↑ K. Matsumoto, S. Horie, H. Takayama, H. Ishikawa, N. Aimi, D. Ponglux, T. Murayama & K. Watanabe: Antinociception, tolerance and withdrawal symptoms induced by 7-hydroxymitragynine, an alkaloid from the Thai medicinal herb Mitragyna speciosa.
- ↑ Kapp, Maurer, Auwärter et al.: Intrahepatic cholestasis following abuse of powdered kratom (Mitragyna speciosa). In: Journal of Medical Toxicology, 2011, Vol. 7, Nr. 3, S. 227-231. Online, Abstract
- ↑ Sachverständigenausschuss für Betäubungsmittel nach § 1 Abs. 2 BtMG: 35. Sitzung des Sachverständigenausschusses nach § 1 Abs. 2 des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) am 3. Mai 2010. Online
- ↑ Erwin Deutsch, Rudolf Ratzel, Hans-Dieter Lippert: Kommentar zum Arzneimittelgesetz (AMG). 3. Auflage, Gabler Wissenschaftsverlage, 2010, ISBN 978-3-6420-1454-3, S. 64–66.
- ↑ ArzneimittelG § 2 Abs. 1 Nr. 5 a. F., § 2 Abs. 1 Nr. 2a n. F., § 5, § 95 Abs. 1 Nr. 1. Abgerufen am 16. Mai 2012.
- ↑ Martin Kämpf: Strafrecht: Handel mit Gamma-Butyrolacton (GBL, liquid ecstasy) zu Konsumzwecken. 25. Juli 2011.
- ↑ Das unerlaubte Inverkehrbringen von Gamma-Butyrolacton (GBL) zu Konsumzwecken ist nach dem Arzneimittelgesetz strafbar. BGH-Urteil vom 8. Dezember 2009, 1 StR 277/09, LG Nürnberg-Fürth bei Lexetius.com/2009,3836.
- ↑ Sangun Suwanlert: A study of kratom eaters in Thailand. Online bei United Nations Office On Drugs and Crime (UNODC) (englisch, abgerufen am 28. Juli 2010)
- ↑ Kratom in Thailand: Decriminalization and Community Control? Proposal by the Thai Office of the Narcotics Control Board (Online)
- ↑ National Drugs and Poisons Schedule Committee: Edited Minutes of Meeting 39 - October 2003. Online, PDF)
Weblinks
- Kratom. In: Erowid. (englisch)
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