Franckeit
Franckeit | |
Franckeit aus der San José Mine, Oruro City, Cercado, Oruro, Bolivien | |
Chemische Formel |
Fe(Pb,Sn)6Sn2Sb2S14 [1] |
Mineralklasse | Sulfide u. Sulfosalze - Metall:Schwefel,Selen,Tellur=1:1 2.HF.25 (8. Auflage: II/C.17) nach Strunz 03.01.04.02 nach Dana |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin | triklin-pinakoidal $ \ {\bar {1}} $ [2] |
Farbe | grauschwarz |
Strichfarbe | grauschwarz |
Mohshärte | 2,5 bis 3 |
Dichte (g/cm3) | 5,9 |
Glanz | Metallglanz |
Transparenz | undurchsichtig |
Bruch | |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {010} |
Habitus | tafelige, gekrümmte Kristalle, geschichtete Aggregate |
Weitere Eigenschaften | |
Ähnliche Minerale | Kylindrit |
Franckeit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Pb,Sn)6-8FeSb2Sn2S14-16 [3] und entwickelt meist rosettenförmig geschichtete Aggregate, aber auch dünne, tafelige oder gekrümmte Kristalle in grauschwarzer Farbe.
Etymologie und Geschichte
Seinen Namen erhielt es durch die Brüder Johann Heinrich Karl Francke (1832-1907) und Ernst Otto Francke (1838-1913), die als Bergbauingenieure und Teilhaber der „Chocaya Mine“ im Municipio Atocha (Bolivien) tätig waren und es 1877 nach Deutschland mitbrachten. 1893 wurde das Mineral erstmals wissenschaftlich von Prof. Alfred Stelzner in Freiberg beschrieben.[4]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehört der Franckeit zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur = 1 : 1“.
Seit der Überarbeitung der Stunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage ist diese Abteilung präziser unterteilt nach strukturellem Vorbild und der in der Zusammensetzung enthaltenen, chemischen Elemente. Das Mineral befindet sich jetzt entsprechend in der Abteilung „Sulfosalze mit SnS als Vorbild“ und dort in der Unterabteilung „F. Mit SnS und PbS archetyp strukturellen Einheiten“, wo er zusammen mit Abramovit, Coirait, Kylindrit und Lévyclaudit die unbenannte Gruppe 2.HF.25 bildet.
Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Franckeit in die Abteilung der Sulfosalze mit dem Verhältnis z/y > 4 und der (allgemeinen) Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz] , wobei A = Metalle, B = Halbmetalle und C = Nichtmetalle entsprechen. Zusammen mit Abramovit, Coirait, Kylindrit, Incait und Potosíit bildet er dort die Kylindritgruppe.
Modifikationen und Varietäten
Es sind zwei Varietäten des Franckeits bekannt. Der Zinn-reiche Incait galt bis 2007 als eigenes Mineral und wurde erstmals 1973 in Poopó in Bolivien gefunden.[5] Auch der Zinn-arme Potosíit, der erstmals 1980 in Andacaba ebenfalls in Bolivien gefunden wurde, galt bis 1997 als eigenständiges Mineral.[6]
Bildung und Fundorte
Franckeit bildet sich hydrothermal vor allem in Silber- und Zinn-Lagerstätten. Begleitet wird es von Kassiterit, dem Franckeit ähnlichen Kylindrit, Wurtzit, Zinkenit und anderen.
Weltweit konnte Franckeit bisher (Stand: 2010) an rund 40 Fundorten nachgewiesen werden. Neben seiner Typlokalität Chocaya Mine wurde das Mineral im Potosí Department noch in der „Carguaicollo Mine“ (Antonio Quijarro), der „Descubridora Mine“ (Chayanta), in der „Andacaba“-Lagerstätte (José María Linares), „Cerro de Potosí“, „Siglo Veinte Mine“ (Rafael Bustillo), „Animas Mine“ (Atocha-Quechisla), „Asunta Mine“ und „Vetillas Mine“ im Bezirk San Vicente, „Santa Isabel Mine“ (Sud Lípez) sowie in den Regionen Cochabamba und Oruro.
Weitere Fundorte sind unter anderem Jujuy in Argentinien, New South Wales in Australien, Departamento Cochabamba, Departamento Oruro und Departamento Potosí in Bolivien, Guangxi in der Volksrepublik China, Auvergne und Bretagne in Frankreich, Westthrakien in Griechenland, sowie Kalifornien in den USA.[7]
Kristallstruktur
Franckeit kristallisiert triklin in zwei definierten Unterzellen mit den Gitterparametern
- pseudotetragonal: a = 17,2 Å; b = 5,79 Å; c = 5,82 Å; α = 91,4°; β = 95,5° und γ = 88,2°[8]
- pseudohexagonal: a = 17,2 Å; b = 3,65 Å; c = 6,3 Å; α = 91,3°; β = 96,2° und γ = 88,6°[8]
Verwendung
Franckeit hat einen Zinngehalt von etwa 13,68 % und findet bei lokaler Anhäufung Verwendung als Zinnerz.
Einzelnachweise
- ↑ IMA/CNMNC List of Mineral Names (2009) - Franckeite (englisch, PDF 1,8 MB; S. 100)
- ↑ Webmineral - Franckeite (englisch)
- ↑ Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 4. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2002, ISBN 3-921656-17-6
- ↑ Stelzner (1893), Jb. Min.: 11: 114
- ↑ Incait bei mindat.org. (engl.)
- ↑ Potosíite bei mindat.org (engl.)
- ↑ MinDat - Localities for Franckeite
- ↑ 8,0 8,1 Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 132.
Siehe auch
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 36.
Weblinks
- Mineralienatlas:Franckeit (Wiki)
- Handbook of Mineralogy - Franckeite (englisch, PDF
- MinDat - Franckeite (englisch)