Austenit
Als Austenit (nach Sir William Chandler Roberts-Austen) werden γ-Mischkristalle von Eisen-Legierungen bezeichnet. Im weiteren Sinn wird der Begriff Austenit auch auf andere kubisch-flächenzentrierte Mischkristalle des Eisens übertragen. Ein Beispiel sind die Formgedächtnis-Legierungen. Austenit ist der Hauptgefügebestandteil vieler nichtrostender Stähle, denen Legierungselemente mit gleicher Kristallstruktur (γ-Öffner) beigesetzt wurden. Diese erweitern oder stabilisieren den Austenitbereich.
Struktur und Eigenschaften
Austenit ist kubisch-flächenzentriert mit einer maximalen Löslichkeit für Kohlenstoff von ca. 2,06 % bei 1147 °C. Das Gefüge hat eine geringe Härte, die Festigkeit wird jedoch durch Kaltverformung enorm gesteigert; daher ist es im Allgemeinen nicht gut zerspanbar. Im Auflichtmikroskop ist das Gefüge wegen seiner geringeren Stapelfehlerenergie an seinen charakteristischen Zwillingsgrenzen erkennbar.
Austenit ist der Hauptgefügebestandteil vieler nichtrostender Stähle und ist nicht ferromagnetisch. Er kommt bei Raumtemperatur nur in Legierungen vor, in unlegierten und niedriglegierten Stählen wird bei 723 °C (langsame Abkühlung vorausgesetzt) der gesamte Austenit zu Perlit, einem schichtförmig aufgebauten Gemisch aus Ferrit und Zementit, umgewandelt.
Austenitbildner
Austenitbildner sind Elemente wie Nickel (Ni), Kobalt (Co), Kohlenstoff (C), Mangan (Mn) und Stickstoff (N), die dem Stahl zulegiert werden, um zu erreichen, dass nach der Abkühlung bei Raumtemperatur ein austenitisches Gefüge vorliegt.
Als Merkregel werden die wichtigsten Austenitbildner so angeordnet (Ni C Co Mn N), dass sie ausgesprochen wie der "Niccomann macht Gamma an" klingen.
Ein Stahl, der die genannten Elemente enthält, muss jedoch nicht immer ein austenitischer Stahl sein. Zum Beispiel enthält 20MnMoNi55 sowohl Nickel als auch Mangan, ist jedoch ferritisch. Hierzu siehe auch Schaeffler-Diagramm.