Grau
Als Grau wird ein Farbreiz bezeichnet, der dunkler als Weiß und heller als Schwarz ist, aber keinen farbigen Eindruck (Farbvalenz) erzeugt. Grau besitzt keine Buntheit, es ist eine unbunte Farbe.
Alle Abstufungen zwischen reinem Weiß und reinem Schwarz (Schwarz-Weiß-Skala) werden als Graustufen bezeichnet. Mit den Bezeichnungen neutrale Grautöne, Neutralgrau, Reingrau wird betont, dass kein Farbstich vorliegt.
Farbräume
Grau entsteht in der additiven und in der subtraktiven Farbmischung, wenn die Anteile der jeweiligen Grundfarben gleich sind, aber die Helligkeit weder maximal (Weiß) noch minimal (Schwarz) ist.
- R = G = B (additive Farbmischung); siehe Graustufentabelle
- C = M = Y (subtraktive Farbmischung)
Im HSV-Farbraum ist Grau ungesättigt und unbunt, dem entsprechend wird die Sättigung null als Grauwert bezeichnet. Ein Wert für den Farbton ist somit nicht definiert, da einzig die Helligkeit über den Grauton entscheidet.
Farbkonstanz
In der Fotografie werden Grautöne oft auch als Halbtöne bezeichnet. Allerdings wird die Wahrnehmung des (Neutral-)Grau durch benachbarte Flächen beeinflusst.
Ein TrueColor-Grafiksystem (24 Bit Farbtiefe) kann 256 reine Grautöne anzeigen. Der Gamut, also die technischen Einschränkungen des Wiedergabesystems, begrenzt diese Anzahl. Beispielsweise gibt ein handelsüblicher Monitor selbst bei guter Kalibrierung die Farbwerte unterhalb des RGB-Wertes {16, 16, 16} als maximales Schwarz und alle Werte oberhalb von {235, 235, 235} als reines Weiß wieder[1]. Da dunkles Grau subjektiv als Schwarz und helles Grau subjektiv als Weiß empfunden werden, würde man nur die dargestellten Grauwerte zwischen etwa 10–95 % als „grau“ bezeichnen. Diese Einschränkung gilt sinngemäß auch für die technische Möglichkeit anderer Wiedergabesysteme, etwa bei Kunstdrucken.
Farbnamen
Für verschiedenes Grau mit einem Farbstich gibt es weithin bekannte, alltägliche Namen,[2] die die Farbe durch Vergleiche kennzeichnen. Einige häufig benutzte Bezeichnungen sind:
- Anthrazit, ein dunkles, warmes Grau. Vor allem für Kleidung oder Fahrzeuge wird diese Farbbezeichnung eingesetzt, da es nicht Tiefschwarz ist und so den Glanz von Anthrazit-Kohle assoziiert.
(Farbcode: #B2BEB5)
- Aschgrau, das sehr weißliche kalte Grau von Holzasche.
- Betongrau, auch Zementgrau, eine deutlich gelbliche, mittelhelle Graunuance.
- Feldgrau, unterschiedliche Graugrün-Töne, Farbbezeichnung der Uniformen der deutschen Armee vom frühen 20. Jahrhundert bis 1945.
- Taubengrau, ein blaustichiges mittleres Grau.
- Mausgrau, ein visuell neutrales Mittelgrau, von der Empfindung her ist es die „Unfarbe Grau“ schlechthin.
- Rauchgrau, dunklere, leicht blaustichige Nuancen.
- Schiefergrau, benannt nach dem Farbton von Schiefer.
- Silbergrau, impliziert in seinem Ton den changierenden Metallglanz von Silber.
- Neutralgrau
Der neutrale graue Farbton, wobei die drei Farbrezeptoren im Auge jeweils mit gleicher Intensität gereizt werden. Die volle Reizung ergibt Weiß, ohne Reizung spricht man von Schwarz.
- Grau (Alltagssprache)
(Farbcode: #293C42)
In der Alltagssprache unterscheidet man oft zwischen drei Grautönen: Hell-, Mittel- und Dunkelgrau. Wenig gesättigte Farben nahe dem Grau werden mit Zusätzen wie blass, hell, weißlich, fahl, matt oder dunkel, schwärzlich benannt.
- Kühles Grau – Warmes Grau
Die meisten Menschen empfinden ein „Neutralgrau“ ohne jeglichen Farbstich als warm. Eine in der Farbwahrnehmung als neutral bezeichnete Nuance ist bläulich. Der Maler bezeichnet als Kühlgrau deutlich blaustichige Graunuancen, etwa die Künstlerfarbe Paynesgrau. Das ist die ideale Farbe, um lasierende Schatten darzustellen.
Bedeutungen
Reizarme Farbe
Generell gilt die Farbe Grau als langweilig, traurig und nichtssagend. Grau ist unauffällig und steht für etwas Unbedeutendes oder Uninteressantes. Sprichwörtlich bezeichnet man etwa eine unscheinbare („farblose“) oder schüchterne Person als graue Maus.
Das diesige Grau eines wolkenverhangenen Himmels signalisiert schlechtes Wetter und eine negative, deprimierende Grundstimmung. Grau steht damit symbolhaft für Eintönigkeit und Trübsinn. In Wendungen wie „grauer Alltag“ oder „alles grau in grau sehen“ wird Grau in diesem Sinne in Gegensatz zu den positiv besetzten bunten, „strahlenden“ Farben gesetzt.
Das „Untergehen in einer grauen Masse“ beschreibt das Verschwinden der Individualität in einem nicht mehr zu differenzierenden, gleichförmigen Einerlei. Im Hintergrund steht hier die Erfahrung, dass ein „chaotisches Farbpixelgemisch“ aus der Entfernung betrachtet fast immer grau erscheint.
Unauffälligkeit steht auch bei der Wahl von Grau als Kleidungsfarbe im Vordergrund. So war Feldgrau die kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs eingeführte erste Tarnfarbe der Uniformen der deutschen Armee und löste in Deutschland die aus dem 19. Jahrhundert überkommenen bunten Uniformfarben des Militärs ab. Andererseits steht Grau auch für Eleganz: Graue Kleidung wird mitunter als vornehm betrachtet, gerade weil sie farblich kein großes Aufsehen erregt und „vornehme Zurückhaltung“ signalisiert.
Grau steht auch für Sachlichkeit und einen gewissen Mangel an Lebendigkeit und Esprit, der ermüdend wirken kann. Die Farbe wird daher gern mit der Bürokratie assoziiert und überhaupt mit trockenen, öden, monotonen, faden, unoriginellen, phantasie-, stimmungs-, spannungs- und reizlosen Stoffen, Eigenschaften oder Erscheinungsformen in Zusammenhang gebracht.
Zwischenton
Grau ist weder Weiß noch Schwarz und wird dadurch zu zusammengesetzten Wörtern im Sinne von Zwischenton und Zwischenwert benutzt.
- In der Grauzone befindet sich das Undefinierte, das weder schlecht (schwarz) noch gut (weiß) ist.
- In diesem Sinne steht Grau auch für Neutralität und Unparteilichkeit.
- Der graue Markt (engl. grey market) ist ein Markt, der nicht ganz legal, aber noch nicht illegal ist.
- Der Grauimport liegt zwischen dem legalen Handel und dem (ungesetzlichen) Schmuggel.
- Graue Literatur ist die nicht über den Buchhandel verfügbare Literatur.
- Graubrot ist das Mischbrot aus „weißem“ Weizen- und „schwarzem“ Roggenmehl.
- Das Morgengrauen ist der Übergang von der dunklen Nacht zum hellen Tag.
- Grauware ist die graue und grobe Gebrauchskeramik des Mittelalters und der frühen Neuzeit im Gegensatz zum feinen Porzellan und der hellen Fayence.
Geister
Nebelgestalten, wie Geister oder ruhelose Tote haben in vielen künstlerischen Darstellungen die Farbe Grau. Sie befinden sich in einem Zustand zwischen Leben (Weiß) und Tod (Schwarz). Der graue Nebel verhüllt die klaren Farben des Sonnentages und unterstützt eine mystische, „entrückte“ Sicht.
Alter
Das Haar wird durch den nachlassenden Anteil des Pigments Melanin immer heller und graue Haare sind das Zeichen für fortgeschrittenes Alter. Ein Effekt bei vielen Säugetieren und auch Vögeln. Obwohl der Ausdruck „graues Haar“ gebräuchlich ist, wird das einzelne Haar nicht grau, sondern weiß. Solange die Farben der anderen Haare durchscheinen, erscheint das „weiße Haar“ in einem Grauton. Erst wenn alle Haare, abhängig von der Ausgangsfarbe, weiß sind ist das Haupthaar schlohweiß.
Ergrautes Haar steht für Dominanz durch Erfahrung, wie bei graue Eminenz oder „grauer Wolf“, zum Anderen für das Ausscheiden aus dem Kampf um Fortpflanzung. Diese Ambivalenz von Bedrohung und Harmlosigkeit drückt die Wendung „in Ehren ergraut“ aus, wobei Alter mit der Bedeutung Ehrfurcht gekoppelt ist. Diese übertragene Bedeutung findet sich bei graue Vorzeit.
In der politischen Farbenlandschaft wurde die Farbe in dieser Bedeutung von der Partei Die Grauen – Graue Panther gewählt. Im weiteren auch von Die Grauen – Generationspartei. Es sind also Parteien, die die Interessen der Ergrauten vertreten.
Unbunt
Eine andere Anwendung erhält der Zusatz Grau bei Begriffen und Dingen, die „kaum“ Farbiges benennen.
- Grauguss ist Gusseisen, das an seiner grauen Bruchfläche zu erkennen ist.
- Grauwacke ist ein Gestein aus paläozoischem Trümmer-Sediment von unterschiedlichem Grau.
- Graue Schwestern ist eine andere Bezeichnung für die Kongregation der Schwestern von der hl. Elisabeth und bezieht sich auf deren graue Ordenskleidung.
- Graue Substanz sind jene Teile von Gehirn und Rückenmark, die durch die Nervenzellen grau aussehen.
- Graukeil ist eine Darstellung von verschiedenen neutralen Graunuancen, die als Hilfsmittel in der optischen Reproduktion oder als Kalibrierungshilfsmittel in der Farbmessung genutzt wird.
- Bei Tieren kann der neutrale Farbton ebenfalls als Charakteristikum im Namen auftreten.
- Das bekannteste Beispiel dafür ist das Grautier, der Esel.
- Ein anderes Beispiel ist der Graureiher.
Heraldik
Grau ist keine heraldische Bezeichnung, auch wenn es in Darstellungen trotz fehlendem Glanz für silber genutzt wird. Grauwerk ist das Pelzwerk in der Heraldik.
Graustufentabelle
Angegeben ist der Wert für XY in der Hexadezimalnotation: XY => #XYXYXY.
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Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Charles Poynton: Color FAQ (11. Mai 2006)
- ↑ Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikon (11. Mai 2006)
- ↑ Farbmuster nach Druckhilfe.de – Druckfarben, abgerufen am 26. Mai 2011.
- ↑ Farbmuster nach Farbton 783 Schmincke Paynesgrau, H. Schmincke & Co. GmbH & Co. KG (11. Mai 2006)
Die in diesem Artikel verwendeten Farben werden auf jedem Monitor anders dargestellt und sind nicht farbverbindlich. Eine Möglichkeit, die Darstellung mit rein visuellen Mitteln näherungsweise zu kalibrieren, bietet das nebenstehende Testbild: Tritt auf einer oder mehreren der drei grauen Flächen ein Buchstabe („R“ für Rot, „G“ für Grün oder „B“ für Blau) stark hervor, sollte die Gammakorrektur des korrespondierenden Monitor-Farbkanals korrigiert werden. Das Bild ist auf einen Gammawert von 2,2 eingestellt – den gebräuchlichen Wert für IBM-kompatible Computer. Apple-Macintosh-Rechner hingegen verwenden bis einschließlich System 10.5 („Leopard“) standardmäßig einen Gammawert von 1,8, seit dem System 10.6 („Snow Leopard“) kommt Gamma 2,2 zum Einsatz.