Kunstseide

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Der Begriff Kunstseide ist veraltet und heute nicht mehr gebräuchlich. Man spricht bei dieser Art von textilem Rohstoff von cellulosischen Filamentgarnen, beispielsweise Viscose-Filamentgarnen. Als Kunstseide wurden früher Textilfasern bezeichnet, die durch Verfahrenstechnik chemisch aus Polymerlösungen erzeugt werden (sog. Nassspinnen) und der natürlichen Seide ähneln. In erster Linie handelt es sich dabei um Cellulose-Regeneratfasern, für die, falls sie unzerschnitten der Textilverarbeitung zugeleitet werden, anstelle des Begriffs Kunstseide auch der Sammelbegriff Reyon oder Rayon gebräuchlich war, so etwa Viscose-Reyon für Viskoseseide, Kupfer-Reyon für Glanzstoff bzw. Cupro oder Acetat-Reyon für Acetatseide[1][2].

Die erste, heute nicht mehr hergestellte Kunstseide kam 1884 als Chardonnetseide auf den Markt. Sie wurde von Hilaire de Chardonnet in Frankreich erfunden und bestand aus Nitratzellulose.

Umgangssprachlich werden auch das Nylon (hergestellt aus dem synthetischen Stoff Polyamid 6.6) und andere vollsynthetische Fasern als Kunstseide bezeichnet.

Geschichte

Schon früh unternahmen Wissenschaftler Versuche, der kostspieligen Seide ähnliche Materialien auf synthetischem Weg herzustellen. Die heute im Handel erhältlichen cellulosischen Filamentgarne sind dabei zumeist halbsynthetische Materialien – das bedeutet, sie bestehen aus einem natürlichen Kunststoff, der Cellulose, die chemisch oder physikalisch so behandelt wird, dass sie Seidenstoff ähnlich sieht und ähnliche Eigenschaften aufweist [3].

Filamentgarne auf Basis Cellullosenitrat

  • 1664 untersuchte der Brite Robert Hooke Seidenmaterial erstmals mikroskopisch, um die Struktur zu entschlüsseln.
  • 1839 entwickelte der Franzose A. Payen die Grundlage für die Herstellung von cellulosischen Filamentgarnen, indem er ein Verfahren fand, mit dem sich aus Holz Celluse gewinnen ließ.
  • 1845 gelang es Christian Friedrich Schönbein, Cellulosenitrat in Alkohol und Äther zu lösen
  • 1855: Erstmals wurde von George Philippe Audemars die Herstellung von Nitratcellulose-Filamentgarnen beschrieben, indem er Cellulosenitrat in Alkohol und Äther löste. Das Verfahren hat keine praktische Bedeutung erlangt.
  • 1883: Der Engländer Joseph Wilson Swan stellt erstmals Fasern aus Cellulosenitrat her.
  • 1890: Die “Société Anonyme pour le fabrication de la soie de Chardonnet” nimmt die fabrikmäßige Herstellung von cellulosischen Filamentgarnen auf. [4]

Filamentgarne auf Basis Cuprammoniumcellulose

  • 1857: Der deutsche Chemiker Schweizer entdeckt, dass sich Cellulosefasern in Kupferoxid-Ammoniak lösen lassen.
  • 1892: In Kupferoxid-Ammoniak aufbereitete Cellulose-Lösung wird zur Herstellung von Glühfäden verwendet. Das Verfahren wird soweit verfeinert, dass sich die gelösten Cellulosefasern auch zur Weiterverarbeitung zu Textilgewebe nutzen lassen.
  • 1899: Die Vereinigte Glanzstofffabriken A.-G. in Oberbruch bei Aachen nimmt die industrielle Produktion von Kupferkunstseide auf. [5]

Viscose

1891 entdeckten die Engländer Charles Frederic Cross, Edward John Bevan und Clayton Beadle ein Verfahren zur Herstellung von Viskose, die aus dem Material Cellulose-Xanthogenat besteht [6]. Viskose ist in der Herstellung günstiger und damit ökonomischer als Nitro- und Kupferseide, da als Grundstoff der billige Holzzellstoff dient; für Nitro- und Kupferseide muss dagegen das kostspieligere Baumwoll-Linters herangezogen werden.[7]

Eigenschaften

Kunstseiden sind der echten Seide in Optik und Haptik sehr ähnlich. Auch Kunstseiden bestehen aus sehr feinen Fäden und weisen einen charakteristischen Glanz aus. Chemisch gesehen bestehen sie allerdings aus einem Polysaccharid, eben Cellulose, während echte Seide aus dem Protein der Seidenkokons besteht [8]

Weblinks

Einzelnachweise

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