Ölfarbe

Ölfarbe

Ölfarbe ist eine Sammelbezeichnung für Anstrichstoffe und Malfarben auf der Grundlage von trocknenden Ölen als Bindemittel.

Eigenschaften

Auswahl an Ölfarben in einem Fachgeschäft

In der Regel werden Ölfarben für Künstler in Tuben als Paste geliefert. Die Zähigkeit liegt etwas höher als bei Zahncreme und lässt sich mit sogenannten Malmitteln verdünnen. Auf den Tuben zwischen 20 g und 400 g zeigen ein bis fünf Sterne die Lichtechtheit, und meist ein Quadrat - entweder weiß, zur Hälfte oder ganz schwarz - die Deckkraft der Farbe an[1]. Einige Künstler mischen sich ihre Ölfarben selbst an und haben so direkten Einfluss auf Deckkraft und Pastosität.

Ölfarbe unterscheidet sich vor allem in Bezug auf die Trocknungszeit von beispielsweise den Acryl- und Gouache-Farben. Sie beträgt selbst bei dünnen Auftragsstärken einige Tage und kann durch spezielle Techniken auf Wochen ausgedehnt werden. Diese Eigenschaft ist insbesondere für großformatige Werke und die Nass-in-Nass-Technik sehr wichtig. Zudem kann durch spezielle Malmittel leicht angetrocknete Ölfarbe in Grenzen wiederbelebt werden. Das gebräuchlichste Verdünnungsmittel für Ölfarben ist Terpentinöl. Als Lösungsmittel kann Terpentinersatz verwendet werden.

Ölfarben zeichnen sich des Weiteren durch intensive Farbeindrücke aus, wovon einige (z. B. Kobaltblau) bereits außerhalb des Farbraumes einer fotografischen oder drucktechnischen Wiedergabe liegen. Die hohe Lichtechtheit, Deckkraft und die Dauerbeständigkeit sind weitere Vorzüge der Ölfarben. Weiterhin unterscheidet sich die Deckraft der Pigmente und wird mit deckend, halbdeckend, halbtransparent und transparent bezeichnet.

Allerdings setzt Ölfarbe viel Erfahrung im Umgang mit Farben seitens des Künstlers voraus, und die Ölmalerei gilt nicht umsonst als die Königsdisziplin in der Malerei. Die Verarbeitung ist aufwändig und eine genaue Vorplanung des Kunstwerkes ist nötig – Ölgemälde benötigen aufgrund der Trocknungspausen entsprechend lange in ihrer Fertigstellung. Ölfarben eignen sich nur sehr bedingt für Mischtechniken, da sie sich aufgrund des Ölgehaltes mit nur wenigen anderen Farbtypen wirklich vertragen – vor allem wenn diese auf Wasserbasis arbeiten. Hohe Anforderungen werden zudem an den Malgrund gestellt – auch hier ist wieder das Öl der entscheidende Faktor. In den meisten Fällen kommt Leinwand oder Holz zum Einsatz. Ölfarbe haftet gut auf diesen Untergründen, ist jedoch sehr empfindlich gegen mechanische Verformungen und blättert daher leicht ab.

Für Ölfarben werden im Besonderen die folgenden trocknende und halbtrocknende Öle eingesetzt.

Die Farbpigmente, um die gewünschten Farbtöne zu erhalten werden dem Öl zugerieben. Zum Schutz der Ölfarbenschicht bei Gemälden wird noch ein Schlussfirnis aufgebracht. Die gebräuchlichsten Firnisse sind die Weichharze Dammar und Mastix, die jedoch auf Grund ihres Vergilbungsprozesses heutzutage durch Kunstharze ersetzt werden. Mittlerweile bietet die Industrie die schneller trocknenden Alkyd-Ölfarben an, die nach einem Tag fingertrocken sind. Zu den neueren Entwicklungen gehören auch wasserverdünnbare Ölfarben, durch die lösemittelhaltigen Verdünner vermieden werden.

Leinölfarbe für Bau und Handwerk

Zur Herstellung von Ölfarben für Bau und Handwerk werden Pigmente mit so genanntem „gekochtem“ Leinöl verrieben und mit 0,09 bis maximal 3 %[2] Trockenstoffen versetzt. Die höchste Qualität bieten Leinölfarben ohne Lösemittel und Aromaten. Sie benötigen zur Verarbeitung keine weiteren Zusätze, können bei Bedarf jedoch mit gekochtem Leinöl verdünnt werden. Da Leinölfarbe wasserabweisend, aber dampfdiffusionsoffen ist, eignet sie sich besonders für den Außenbereich (Fachwerk, Holzfassaden, Türen, Fenster, Klappläden, Holzkonstruktionen), weil Feuchtigkeit, die an Schadstellen eingedrungene ist, wieder ausdunsten kann. So wird einer Fäulnis- und Schimmelbildung vorgebeugt. Alternde Leinölanstriche sollten je nach Bewitterung alle fünf bis acht Jahre mit kalt gepresstem, „gekochtem“ Leinöl gepflegt werden. Sollte der Anstrich nach vielen Jahren und mehreren pflegenden Ölanstrichen verblassen, was besonders auf West- und Südseiten von Gebäuden der Fall ist, kann dieser überstrichen werden. Der Altanstrich muss dazu nicht entfernt, sondern nur durch Abbürsten gereinigt werden. In der Baudenkmalpflege wird von den Denkmalbehörden die Anwendung von traditioneller Leinölfarbe ohne flüchtige organische Verbindungen erwartet[3], da reine Leinölfarbe nach traditionellem Rezept hergestellt wird und somit auf authentische historische Anstriche und Leinöl-Grundierung wieder zurückgreift. Darüber hinaus bildet lösemittelfreie Leinölfarbe keine Schichten, die abblättern können und sie lädt sich nicht statisch auf, wodurch sie Staub nicht anzieht.

Siehe auch

Leinölfirnis

Literatur

  • Karl-Heinz Morscheck: Ölmalerei. Englisch Verlag. Wiesbaden 2003, ISBN 978-3-8241-1220-3

Einzelnachweise

  1. http://www.kunst-malerei.info/gute-oelfarben.html
  2. Gerd Ziesemann, Martin Krampfer, Heinz Knieriemen: Natürliche Farben, Aarau (Schweiz) 1996, ISBN 3-85502-523-1, S. 94
  3. Landesamt für Denkmalpflege Hessen: Bauberater-Fenster in Hessen. Arbeitsblatt I-Erhaltung und Ergänzung. Wiesbaden 2001/2005