Zündschnur

Zündschnur

Dieser Artikel behandelt das Zündmittel. Für den Roman siehe Zündschnüre.
Brennende Zündschnur

Eine Zündschnur ist eine abbrennende Schnur, die dazu dient, einen pyrotechnischen Satz oder eine Sprengladung in einer bestimmten Zeit auszulösen. Die verschiedenen Zünd- und Anzündschnüre gehören zu den Anzündmitteln.

Der korrekte Begriff für die Zündschnur ist eigentlich Anzündschnur bzw. Sicherheitsanzündschnur. Unter Anzünden versteht man das Auslösen eines Abbrandes, unter Zünden hingegen das Auslösen einer Detonation. Mit einer Zündschnur können daher keine Sprengstoffe gezündet werden, wohl aber pyrotechnische Sätze oder Sprengkapseln, die eine Initialladung enthalten. Einzig die sprengkräftige Zündschnur, die Sprengschnur, detoniert.

Verwendung

Zündschnüre sind an vielen frei verkäuflichen Feuerwerkskörpern angebracht. Hierbei sind die Zündschnüre fest mit dem pyrotechnischen Satz des Feuerwerkskörpers verbunden und stellen eine Verzögerung dar, die es dem Anzündenden erlaubt, den nötigen Sicherheitsabstand herzustellen, bevor der eigentliche pyrotechnische Effekt (meist vorerst die Ausstoß- oder Treibladung) zündet.

Auch Treibsätze von Modellraketen können mit Hilfe von Zündschnüren gezündet werden. Allerdings sind die Zündschnüre hier nicht starr mit dem Treibsatz verbunden. Sie werden durch die Düse des Treibsatzes in denselben gesteckt und mit Hilfe eines Zündholzes fixiert.

Primärverwendung ist aber das Verleiten in der gewerblichen Großfeuerwerkerei, wo Einzeleffekte zu ganzen Gruppen verbunden werden, die nur einen Zündpunkt erfordern. Mit dem Aufkommen der elektrischen Zünder (Zündmaschine und verkabelter Brückenzünder), die es erlauben, jeden Effekt auch im Zehntelsekundenbereich einzeln anzusteuern, hat des Verleiten an Bedeutung verloren und wird vorrangig für die vielfältigen Spezialeffekte verwendet, die ein Pyrotechniker selbst aus Handelsprodukten zusammenstellt.

Anzündmittel

Lauffeuer

Die Bezeichnung Lauffeuer war früher für das Verbrennen einer Pulverspur üblich. Es bildet die historische Stammform aller modernen Anzündschnüre.

Die Wendung bezieht sich auf die Geschwindigkeit, mit der das Pulver verbrennt und die Flamme ihren Weg nimmt. Diese ist bei ungedecktem Abbrand erstaunlich langsam und liegt im Zentimeterbereich je Sekunde.

Hierher, beziehungsweise auch von der ähnlichen Brandform, kommt das Sprichwort etwas verbreitet sich wie ein Lauffeuer, was auf die schnelle Verbreitung von Nachrichten und Neuigkeiten bezogen wird.

Lunte

historische Waffe mit Luntenschloss
Waffenmuseum Suhl

Die Lunte war ursprünglich ein langsam brennendes Seil, welches zum Zünden von Vorderladergewehren und Kanonen benutzt wurde. Später wurde die Lunte auch dort eingesetzt, wo eine nach außen dringende Flamme unerwünscht ist. Im Wesentlichen besteht sie aus einer Schwarzpulverseele, welche mit 1–3 Lagen leimgetränktem Gewebe ummantelt ist. In dieser Ausführung (Japanese Fuse) wurde sie fast in jeder Kugel- oder Zylinderbombe als Verzögerer verbaut. Mit einer Brenndauer von durchschnittlich 1 cm/s kann man ideal den Zündzeitpunkt nach dem Verlassen des Mörsers bestimmen.

Wird die Lunte noch mit einer Kunststoffhülle überzogen, spricht man von Sicherheitsanzündschnur. Mit einer angewürgten Sprengkapsel bietet sie eine Möglichkeit, Sprengstoffe nichtelektrisch zu zünden. Durch den Mantel ist sie 100 % wasserfest und brennt recht konstant mit 0,8 cm/s, ohne dabei nach außen Funken und Flammen zu versprühen. Die Hauptverwendung liegt, neben der militärischen Nutzung, im Lawinensprengen aus Helikoptern, wo sie in der Regel mit einem Abreißzünder entzündet wird.

Eine spezielle Form der Lunte ist eine für historische Vorderladerwaffen verwendete Zündmethode in Form einer langsam glimmenden Zündschnur für Schwarzpulverkanonen. Sie wurde erstmalig 1378 erwähnt und diente auch als Zeitzünder für Pulvertonnen („Höllenmaschine“). Sie bestand aus Hanfschnüren, aus denen mit Pottasche das Lignin ausgewaschen war, um Aschebildung zu verhindern, die mit einer wässrigen Lösung aus giftigem Bleizucker getränkt und danach getrocknet wurde. So konnten z. B Verbrennungsgeschwindigkeiten von 20 cm pro Stunde erreicht werden. Wind konnte die Lunten nicht ausblasen.

Zur Zündung wurde das glimmende Ende in das mit Schwarzpulver gefüllte Zündloch der Kanone gestoßen. Zur gefahrlosen Handhabung war die Lunte an einem Luntenstock befestigt. Es war üblich, beide Enden der Lunte glimmen zu lassen (Reserve für den Fall, dass die Lunte erlischt). Diese Technik verwendete man auch für die ersten Handfeuerwaffen, die Arkebusen. Hierbei drückte der Schütze die Glut mit dem Abzugsmechanismus in die Pulver gefüllte Pfanne und löste so den Schuss.

Die Redewendung Lunte riechen kommt vom Geruch ebendieser brennenden Lunten, die die Feinde einen Hinterhalt erkennen ließen.

Visco

Die Visco ist die am häufigsten bei Klasse-II-Feuerwerk (Silvesterartikel) verwendete Zündschnur. Sie besteht aus Schwarzpulver oder einem schwarzpulverähnlichem Gemisch, das auf einen dünnen Faden aufgebracht wurde. Um diesen Faden dreht man feinen Zwirn, der vor Beschädigung schützt. Um sie wasserabweisend zu machen, wird die Visco noch mit einem meist auf Nitrocellulose basierenden Lack umhüllt. Gerade für Böller und Raketen ist sie sehr gut geeignet, da sie günstig, wasserabweisend und sehr konstant in der Brenndauer ist. Diese liegt zwischen 1,5 und 1 cm/s. Des Weiteren erzielt sie durch den offenen, funkensprühenden Abbrand extrem gute Zündleistungen und bedingt weniger Blindgänger. Es gibt zahlreiche Handelsnamen und Herstellungsländer die sich minimal in der Brenndauer, aber doch sehr in Dicke und Farbe unterscheiden:

  • Chinese Green Visco – Am meisten genutzt, Dicke zwischen 1,5 mm und 3 mm
  • American Red Visco – Eher unbekannt, auch in Grün oder Rot/Weiß/Blau erhältlich, meist in der Handelsgröße 3/32" (2.381 mm)

Stoppine

Bei Stoppinen muss man zuerst zwischen gedeckter (auch Quickmatch) und ungedeckter Stoppine (auch Blackmatch) unterscheiden.

Ungedeckte Stoppine bestehen aus einem Faden oder schmalen Stoffstreifen, auf den Schwarzpulver aufgetragen wurde. Im Gegensatz zu Visco brennt Blackmatch wesentlich heftiger und unkontrollierter. Darüber hinaus ist Blackmatch extrem funkenempfindlich, was es als Anzündmittel ungeeignet macht. Jedoch wird sie bei Großfeuerwerkskörpern gerne in einen zuvor geschnittenen Schlitz in den Verzögerer eingesetzt, um eine sichere Anzündung zu gewährleisten.

Versieht man sie jedoch mit einem extrem losen Papiermantel, erhält man die Gedeckte Stoppine. Innerhalb der Ummantelung werden die entstehenden Funken durch die Verbrennungsgase mit bis zu 10 m/s vorangetrieben. Aufgrund dieser enormen Geschwindigkeit ist gedeckte Stoppine die erste Wahl bei Feuerwerken, wenn es gilt, eine Verbindung zwischen der Treibladung einer Kugel- oder Zylinderbombe zur Rohrmündung herzustellen. Ist die Stoppine noch mit einer Kunststoffbeschichtung versehen, wird sie sehr wasser- und funkenresistent.

Chinese Fuse

Bei Chinese Fuse handelt es sich um in sehr feines Seidenpapier eingedrehtes Schwarzpulver. Es ist das wohl älteste, günstigste, aber auch unzuverlässigste Anzündmittel der hier aufgeführten. Bedingt durch die hohen Unterschiede in Dichte und Konsistenz schwankt die Brenndauer erheblich, so dass ein sicheres Verwenden nahezu unmöglich ist. Eine enorme Funkenempfindlichkeit trägt dazu noch bei. Jedoch ist die chinesische Zündschnur aufgrund des niedrigen Preises gut für den Einsatz in Knallkörperketten geeignet.

Anzündlitze

Die Anzündlitze ist das wohl wichtigste Hilfsmittel eines Feuerwerkers. Sie besteht aus einer Schwarzpulverseele mit eingelegtem Kupferdraht in dünner Kunststoffumspinnung. Der Kupferdraht erlaubt es dem Pyrotechniker, Anzündlitzen untereinander zu verdrehen und damit für eine sichere Flammübertragung zu sorgen. Sie ist nicht wasserfest. Es gibt zwei Sorten der Anzündlitze, die sich durch Farbe und Brenndauer unterscheiden:

  • rot: Abbrenngeschwindigkeit 8–12 s/m
  • gelb: Abbrenngeschwindigkeit 18–28 s/m

Rechtliche Situation

Deutschland

Durch die BAM zugelassene Anzündmittel wie beispielsweise elektrische Anzünder und Zündschnüre dürfen seit Anfang 2004 ohne Nachweis einer sprengstoffrechtlichen Erlaubnis an Personen über 18 Jahre abgegeben werden. Ausgenommen von dieser Regelung ist jede Form der gedeckten Stoppine und alle Anzündmittel ohne BAM-Zulassung.

Aufgrund der weiterhin unklaren Situation (das Verleiten oder Bündeln von Feuerwerksartikeln war nach wie vor nur Erlaubnis- bzw. Befähigungsscheininhabern nach dem Sprengstoffgesetz erlaubt) hat die BAM Berlin am 1. Februar 2006 jedoch eine Stellungnahme[1] veröffentlicht, die das Verleiten von Klasse I und II Feuerwerksartikeln mit zugelassenen elektrischen und pyrotechnischen Anzündmitteln ausdrücklich auch Personen ab 18 Jahren ohne Erlaubnis gestattet. Das Verbinden von Feuerwerkskörpern zu einem neuen Gegenstand (Bündeln) sowie die Manipulation der vorhandenen Anzündstellen der Feuerwerkskörpern sind aber weiterhin verboten.

Das Verbot des Verleitens von Feuerwerkskörpern wurde wahrscheinlich dadurch ausgehebelt, dass es mit Hilfe von Reservezündschnüren an Batterien möglich war, mehrere Feuerwerkskörper an eine Lunte zu hängen.

Österreich

In Österreich gilt weiterhin laut Pyrotechnikgesetz der § 7Vorlage:§/Wartung/RIS-Suche Lose pyrotechnische Sätze, nach dem Zündschnüre aller Art ungeachtet ihres Gewichtes nur [von] Personen, die zum Besitz von pyrotechnischen Gegenständen der Klassen III oder IV berechtigt sind, […] verwendet werden dürfen, also ausgebildete Pyrotechniker – der Satz, also die Zündschnur, ist dann lose, wenn sie nicht schon fest mit einem gehandelten Produkt verbunden ist. Außerdem gilt § 15Vorlage:§/Wartung/RIS-Suche Gemeinsame Zündung, wonach Gegenstände der Klassen I und II nicht anders als einzeln gezündet werden dürfen, außer sie werden im Rahmen eines genehmigungspflichtigen Mittel– oder Großfeuerwerks verwendet.

Rechtshinweis Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!

Siehe auch

Einzelnachweise