Zahlensystem
Ein Zahlensystem wird zur Darstellung von Zahlen verwendet. Eine Zahl wird dabei nach den Regeln des jeweiligen Zahlensystems als Folge von Ziffern beziehungsweise Zahlzeichen dargestellt.
Die moderne Forschung unterscheidet zwischen additiven, hybriden und positionellen (Stellenwert-) Zahlensystemen.
Additionssysteme
In einem Additionssystem wird eine Zahl als Summe der Werte ihrer Ziffern dargestellt. Dabei spielt die Position der einzelnen Ziffern keine Rolle.
Ein Beispiel ist das Strichsystem (Unärsystem), das sich anbietet, wenn etwas schriftlich mitgezählt werden soll (wie zum Beispiel die Getränke auf einem Bierdeckel). Hierbei wird die Zahl
Hybridsysteme
Hierbei wird eine Grundziffer einem Zeichen vorangestellt, das eine Potenz der Basis wiedergibt; die Werte beider werden miteinander multipliziert. In den europäischen Zahlensystemen kamen solche Hybridsysteme so gut wie nicht vor, wohl aber, schon seit Beginn des zweiten Jahrtausends v. Chr., in Mesopotamien, später auch in China und im Nahen Osten allgemein. Sowohl aus Äthiopien, als auch aus Südindien und Sri Lanka, sowie der Maya-Kultur sind solche hybriden Zahlensysteme bekannt.
Beispiele im japanisch/chinesischen Zahlensystem
23: 二十三 (2 × 10 + 3) 30.000: 三万 (3 × 10.000)
Stellenwertsysteme
In einem Stellenwertsystem (Positionssystem) bestimmt die Stelle (Position) den Wert der jeweiligen Ziffer. Die „niederwertigste“ Position steht dabei im Allgemeinen rechts.
Ein Stellenwertsystem hat eine Basis
Die Berechnung des Zahlenwertes erfolgt durch Multiplikation der einzelnen Ziffernwerte
Zahlenwert =
Eigenschaften
- Jede ganze Zahl
kann als Basis verwendet werden. Die gängigsten Basen sind 2 (Dualsystem), 8 (Oktalsystem), 10 (unser vertrautes Dezimalsystem) oder 16 (das in der Informatik wichtige Hexadezimalsystem). - Für die Darstellung werden Ziffern benötigt, die von
bis laufen. - Die Zifferposition bestimmt den Stellenwert
. - Zwei benachbarte Stellenwerte unterscheiden sich um den Faktor
. - Der Zahlenwert ergibt sich aus der Addition aller Ziffernwerte, welche zuerst mit ihrem entsprechenden Stellenwert multipliziert worden sind.
- Mit der Beschränkung des niedrigsten Exponenten auf 0 kann man nur ganze Zahlen darstellen. Lässt man auch negative Exponenten zu, kann man beliebige rationale Zahlen in einem Stellenwertsystem schreiben, wobei der Übergang vom nichtnegativen zum negativen Exponenten durch ein Trennzeichen markiert wird, beispielsweise ein Komma:
- Die Ziffern einer rationalen Zahl
erhält man durch das Verfahren der schriftlichen Division. Im Zehner-System spricht man auch von Dezimalbruch-Entwicklung. Hat zur Basis teilerfremde Primfaktoren, bricht die schriftliche Division nicht ab, sondern liefert eine sich wiederholende Folge von Ziffern. Diese wird Periode genannt und durch Überstreichen gekennzeichnet, z. B.
- Die Basis
muss nicht notwendigerweise eine natürliche Zahl sein. Es wurde nachgewiesen, dass sämtliche komplexen Zahlen mit Betrag größer 1 als Basis eines Stellenwertsystems verwendet werden können. Ebenso sind Zahlensysteme mit gemischten Basen möglich. Beispiele hierfür findet man in Knuth: The Art of Computer Programming. - Eine andere Darstellung für rationale und irrationale Zahlen ist der Kettenbruch, welcher bessere Approximationen liefert als die Stellenwertsysteme.
Siehe auch
- Zahlensystem zur Basis 62
Literatur
- Georges Ifrah: Universalgeschichte der Zahlen. 2. Auflage. Campus-Verlag, Frankfurt/Main 1987, ISBN 3-593-33666-9.
- John D. Barrow: Warum die Welt mathematisch ist. Campus-Verlag, Frankfurt/Main 1993, ISBN 3-593-34956-6.
Weblinks
- Online-Umrechner für verschiedene Zahlensysteme (JavaScript)
- Online Rechner bis 35-Zahlensystem konvertieren unterschiedlicher Zahlensysteme und Visualisierung (JavaScript)
- Online-Tool zum gleichzeitigen Konvertieren der Zahlensysteme (PHP)
- Es werde Zahl! – Der Ursprung des Rechnens. Artikel zur Geschichte der Zahlensysteme mit Tabellen von ägyptischen Zahlhieroglyphen, hieratischen und Keilschrift-Zahlen.
- Péter Burcsi, Attila Kovács: Algorithmic problems in the research of number expansions. Vortrag Graz 2007