Terra preta

Terra preta

Datei:Terra Preta.jpg
Links ein Oxisol, typisch für das Amazonasbecken und arm an Nährstoffen, rechts ein Oxisol, der in fruchtbare Terra Preta umgewandelt wurde
Terra preta kann leicht selbst hergestellt werden, indem Holzkohle dem Rohkompost zugesetzt wird. Hier ein reifer Kompost mit sichtbaren Kohlestücken (Pfeile)

Terra preta (portugiesisch für „schwarze Erde“) bzw. Terra preta do indio wird ein anthropogener Boden, genauer ein Hortic Anthrosol, in Amazonien genannt. Der Boden besteht aus einer Mischung von Holzkohle, Dung und Kompost durchsetzt mit Tonscherben und gelegentlich auch Muschelschalen.

Aufgrund der Farbe und dem Anteil an pyrogenem Kohlenstoff wird Terra preta do indio missverständlicher Weise auch als “Schwarzerde” bezeichnet, ist aber mit diesem Bodentyp, der anders entstanden und strukturiert ist, nicht identisch.

Verbreitung

In Gebieten, in denen Terra preta verbreitet ist, trieben frühe Indianervölker wie die Tupí Ackerbau. Man findet diesen für die örtlichen Verhältnisse besonders fruchtbaren Boden in teils meterdicken Schichten in alten und prähistorischen Siedlungsgebieten. Das Vorkommen von Terra preta ist in der tropischen Klimazone Amazoniens und Afrikas nachgewiesen worden.[1]

Entstehung

In Gebieten mit geringer geologischer Aktivität aber hohen Niederschlägen - wie dem Amazonasbecken - sind Böden der auswaschenden Wirkung des Niederschlags ausgesetzt. Es entstehen lateritische Böden (Oxisole), die hauptsächlich aus Aluminium- und Eisenoxiden bestehen (siehe zur Struktur und Entstehung Ferralsole). Diese Böden enthalten fast keine Pflanzennährstoffe mehr - und halten eingebrachte Nährstoffe nur schlecht für Pflanzen verfügbar.

Terra Preta enthält Holzkohle in Form von pyrogenem Kohlenstoff (black carbon; 10-40 %). Durch die adsorptiven Eigenschaften der Holzkohle wird die Auswaschung von Nährstoffen vermindert. Die in Terra Preta enthaltene Holzkohle bleibt dauerhaft im Boden, da Holzkohle nur einem sehr langsamen mikrobiellen Abbau unterliegt. Böden mit einem hohen Gehalt an black carbon können je nach Gehalt dieser rekalzitranten Humusfraktion erhebliche Mengen Kohlenstoff speichern.

Forschung

Seit der ersten wissenschaftlichen Beschreibung von Terra preta durch Anthropologen und Geografen (1871, 1903) haben sich von Mitte des 20. Jahrhunderts an Bodenkundler der Erforschung der Terra preta zugewandt.[2] Seit einigen Jahren ist die wissenschaftliche Untersuchung der Terra preta intensiviert worden, auch in Europa.[3] Terra Preta erfährt derzeit mediale Aufmerksamkeit wegen eines möglichen Beitrags zur Lösung der globalen Klimaerwärmung.

Die Freie Universität Berlin hat unter der Bezeichnung Terra BoGa ein Projekt gestartet, in welchem die Herstellung und Verwendung von Terra preta untersucht wird.[4]

Ansätze zur Erzeugung neuer Terra Preta

Ertragssteigerungen landwirtschaftlich unproduktiver Böden durch neue Terra preta wird von verschiedenen Forschern als ein möglicher Weg angesehen, zur Lösung des Welternährungsproblems beizutragen.[5] Die zur Erzeugung der Biokohle notwendige Biomasse müsste aus Ernterückständen oder Plantagen gewonnen werden, schon weil die Nutzung primärer Urwälder (neben den verheerenden ökologischen Auswirkungen) aufgrund ihres geringen Nettozuwachses unproduktiv wäre. Problematisch dabei ist, dass die weltweite Anbaufläche begrenzt ist und vermutlich bereits für andere, konkurrierende Nutzungen, wie z.B. den Anbau von Biomasse für energetische Nutzung, nicht ausreicht.[6] Ein wesentlicher Zusatznutzen der Biokohle wäre ein Beitrag zur Verminderung der Treibhausgase. Neben Kohlendioxid wäre es auch möglich, die Stickoxid-Emissionen zu vermindern, weil weniger Stickstoffdünger aus den Böden durch Auswaschung verloren ginge.

Die Erzeugung neuer Terra preta zur Ertragssteigerung lateritischer Böden in den Tropen scheitert zur Zeit allerdings daran, dass es bisher nicht möglich war, die damals verwendeten Techniken zu reproduzieren.[7] Die alleinige Hinzufügung von Holzkohle hatte nicht die gleichen dauerhaften positiven Folgen, wenn sie auch durchaus substantiell zur Bodenverbesserung beitrug.[8]

Siehe auch

  • Biokohle, Brandrodungswirtschaft
  • Humus
  • Klimafarming
  • Weltbodentag, Boden des Jahres, Global Soil Week

Literatur

  • Eije Erich Pabst: Terra preta. Ein Beitrag zur Genese-Diskussion auf der Basis von Geländearbeiten bei Tupi-Völkern Amazoniens. Dissertation, 184 Seiten, Kassel 1993.
  • Bruno Glaser, William I. Woods: Amazonian dark earths – explorations in space and time. Springer, Berlin 2004. ISBN 3-540-00754-7
  • Johannes Lehmann: Amazonian dark earths – origin, properties, management. Kluwer Academic, Dordrecht 2003. ISBN 1-4020-1839-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vorkommen im Amazonasbecken
  2. Eije Erich Pabst: Terra preta. Ein Beitrag zur Genese-Diskussion auf der Basis von Geländearbeiten bei Tupi-Völkern Amazoniens. Kassel 1993: S. 15.
  3. "Wundererde" im Test in Zeit-Online 49/2001
  4. Projekt BoGa der Freien Universität Berlin
  5. Bruno Glaser (2006): Prehistorically modified soils of central Amazonia: a model for sustainable agriculture in the twenty-first century. Philosophical Transactions of the Royal Society Series B 362: 187–196 doi:10.1098/rstb.2006.1978
  6. vgl. IIASA: Food, fiber and fuel
  7. Dominic Woolf (2008): Biochar as a Soil Amendment: A Review of the Environmental Implications. Swansea University, School of the Environment and Society. download
  8. Steiner, C., Teixeira, W., Lehmann, J., Nehls, T., Vasconcelos de Macêdo, J., Blum, W., Zech, W. (2007): Long term effects of manure, charcoal and mineral fertilization on crop production and fertility on a highly weathered Central Amazonian upland soil. Plant and Soil 291 (1/2): 275-290. doi:10.1007/s11104-007-9193-9