Steinzeug
Steinzeug ist die Bezeichnung für keramische Massen der Klasse Sinterzeug, dessen Scherben beim Brand dicht brennt bzw. verglast oder sintert.
Klasse: Sinterzeug | Unterklasse: Steinzeug |
- Grobsteinzeug nicht weißbrennend |
Eigenschaften
Steinzeug gehört neben Porzellan zur Klasse Sinterzeug, ist nahezu vollständig gesintert, nicht durchscheinend und wird sprachlich oft mit Steingut, das zur Klasse Irdengut gehört, verwechselt. Das liegt an der Ähnlichkeit des Wortstamms.
Die notwendige Brenntemperatur hängt von der Zusammensetzung der Masse, des sogenannten Grünkörpers, ab und liegt in der Regel bei 1200 bis 1300 °C. Scherben und Glasur sind durch den Brand mittels einer Zwischenschicht miteinander verschmolzen. Aber auch ohne Glasur ist Steinzeug nahezu wasserdicht. Dagegen wird Steingut bei geringerer Temperatur gebrannt und muss glasiert werden, um dicht zu werden.
Geschichte
Steinzeug wurde schon vor über tausend Jahren in China und Japan hergestellt. Viele Gefäße sind mit einer grünlichen Seladonglasur überzogen. In Deutschland wurde Steinzeug um 1300 in Siegburg entwickelt und in der Folge in zahlreichen deutschen (Aachen, Raeren, Langerwehe, Frechen, Köln, Waldenburg, Westerwald, Peterskirchen), englischen und französischen Töpferorten bzw. -regionen hergestellt . Im 16. und 17. Jahrhundert erfuhr das Steinzeug durch Reliefauflagen, die man mittels Matrizen nach grafischen Vorlagen herstellte, seinen künstlerischen Höhepunkt. In Raeren und dem Westerwald fertigte man vor allem Zylinderbauchkrüge mit Bildauflagen, u.a. mit der Susannenlegende oder den Kurfürsten. In Siegburg stellten die Töpfer um die Familie Knütgen Schnellen zylindrische Trinkkrüge mit hochrechteckigen Auflagen her, auch hier herrschen mythologische und religiöse Themen vor. Das bekannteste Produkt aus Frechen war der so genannte Bartmannskrug.
Ab dem frühen 16. Jahrhundert und vor allem in der Zeit um 1580/90 wanderten zahlreiche Töpfer aus dem Rheinland (Raeren, Siegburg) in den Westerwald ab, insbesondere ins Kannenbäckerland. Dort erfuhr das Töpferhandwerk einen weiteren Aufschwung mit salzglasierter blau-grauer Ware.
Der graue Scherben entsteht hierbei durch eine reduzierende Brennatmosphäre sowie durch Sturzkühlung nach dem Brand. Bei langsamem Abkühlen würde die Oberfläche aufoxidieren und sich bräunlich färben. Während des Brandes wird Kochsalz von oben in den Ofen geschüttet, welches aufgrund der hohen Temperatur sofort verdampft und sich chemisch mit dem Scherben verbindet. Die Salzglasur gibt den Gefäßen eine schützende und schön glänzende, glatte Oberfläche, welche die Gefäße im Gebrauch handlicher macht. Zudem sind die Gefäße einfacher sauber zu halten.
Die blau-grauen Steinzeuggefäße kamen im 19. und 20. Jahrhundert v.a. in der landwirtschaftlichen Milchwirtschaft, in der Vorratshaltung sowie als Haushaltsgeschirr zum Einsatz. Außerdem dienten sie zur Abfüllung von Lebensmitteln (Essig, Öl oder Senf), Salben oder pharmazeutischen Essenzen. Auch in der Chemie-Branche wurden im 19. Jahrhundert gerne Steinzeuggefäße wegen ihrer Säurebeständigkeit benutzt, ehe sie von Glasgefäßen verdrängt wurden. Bevor man auf dem Oktoberfest Glaskrüge einführte, wurden jährlich Millionen Bierkrüge (Keferloher) extra für das Münchner Spektakel produziert.
Die quantitativ fast ebenso bedeutende Steinzeugproduktion in Mittel- und Ostdeutschland geht bereits auf das 14. Jh. zurück. In der ersten Hälfte des 15. Jh. wurde in Bautzen die künstlerisch hochwertigste Keramik des europäischen Mittelalters hergestellt. Andere wichtige Töpferorte waren Schmiedeberg, Waldenburg, Muskau und Bunzlau.
Weitere Töpferzentren für Steinzeug befanden sich in den Ardennen, in Limburg, dem Münsterland und in Hessen.
Dreihäuser Steinzeug ist eine Spezifikation, die ihren Ursprung in Dreihausen, Hessen, hat. Typisch ist die schokoladen- bis rotbraune Engobe. Besondere Gefäßformen sind die Ringelkrüge.
Weblinks
Siehe auch
- Basaltware
- Jasperware