Sprödigkeit
Die Sprödigkeit sagt aus, in welchem Maß sich ein Werkstoff plastisch verformen lässt, bevor er bricht. Eine hohe Sprödigkeit besitzen meist Materialien großer Härte, wie beispielsweise Diamant, Carbide, Nitride, Salze, Keramiken. Duktile Werkstoffe - darunter viele Metalle und Kunststoffe - sind vergleichsweise weit plastisch verformbar, bevor sie durch die Verformung brechen. Die Fähigkeit zur plastischen Verformbarkeit des Werkstoffs nimmt mit steigender Temperatur zu; die Sprödigkeit steigt also mit sinkender Temperatur. Mit Hilfe eines Zugversuches kann die Sprödigkeit eines Werkstoffes festgestellt werden. Spröde Werkstoffe zerreißen im Zugversuch nahe der Elastizitätsgrenze ohne oder nur mit geringer plastischer Verformung.
Verschiedene Faktoren können dazu führen, dass ein Werkstoff spröder wird als er im Neuzustand war. Diesen Prozess nennt man Versprödung. Beispiele :
- Weichmacher enthaltende Kunststoffe verspröden, wenn der Weichmacher aus ihnen entweicht. Dieses Entweichen wird durch Umweltfaktoren wie UV-Strahlung oder hohe Temperaturen gefördert.
- Eisen und Stahl verspröden unter dem Einfluss radioaktiver Strahlung. Treffen Neutronen auf Eisenatome, stoßen sie diese von ihren angestammten Gitterplätzen fort ("Störungen im Kristallgitter "). Jedes weggestoßene Eisenatom verdrängt seinerseits Nachbaratome von deren Plätzen; es kommt zu einer Kaskade von Stößen, die Cluster von Defekten bilden.[1]
- Bei einigen Stahlsorten kommt es bei Einlagerung von Wasserstoff zur Versprödung (Wasserstoffversprödung).
Andere Bedeutungen
Von Sprödigkeit spricht man auch als einer Charaktereigenschaft von Menschen („Er oder sie ist spröde“). Darunter wird ein Mensch verstanden, der nicht leicht zugänglich ist, der kommunikativ oder emotional nicht besonders aufgeschlossen ist. Die Verformbarkeit des Materials wird also auf eine Person und ihre kommunikative und emotionale Anpassungsfähigkeit übertragen. Eine spröde Person ist „zu hart, zu unflexibel“ für einen intensiven Austausch von Worten, Gedanken oder Gefühlen.